22. Februar 2009
Ein Türhüter düsterer Reiche. Graphic Novelist Jörg Vogeltanz scheut keine scharfen
Schichten, Nachtschichten, wenn ein Arbeitsergebnis erreicht werden will. Es ist sehr
ermutigend, zur Abwechslung mit einem Künstler am Tisch zu sitzen, der die Mühen des
Berufs gut kennt, ohne die Klage darüber zum Hauptgegenstand jeder Unterhaltung zu
machen.
Nein! Halt! Das klingt jetzt so, als wäre
der Kulturpessimismus unter Kunstschaffenden prinzipiell zuhause. Dabei ist das aus meiner
Sicht heute eher ein Kriterium von Professionalität, das eben manche verfehlen. Es gibt eben gar nicht wenige, die das ausdauernde Klagen zu einem
Teil des Berufs machen, was ich für höchst unprofessionell halte.
Dem gegenüber sitzen altgediente Professionals, denen alle
Eitelkeiten des Herzens und Knappheiten der Budgets vertraut sind, wovon eben diese
Branche befeuert wird wie vermutlich jede andere auch.
Daraus eine Fröhlichkeit für das eigentliche Tun zu
ziehen, denn es ist ja eine sehr schöne Arbeit, sich auf dem Kunstfeld zu bewegen, vor
allem aber: Arbeit, ist dann ganz nach meinem Geschmack. |
|
Vogeltanz hat seinen Agenten J.
F. Sebastian wieder in den Einsatz geschickt. Ein Job, für den die zuständige Abteilung
vermutlich einen "Parallelwelten-Zuschlag" bezahlen muß. Bei "prequel" ist kürzlich eine neue
Folge der "Anger-Diaries" erschienen.
Diese abgeschlossene Arbeit schafft Platz für
das Büchlein über Spielzeugautos, mit dem ich gerade zu einem ersten Ende komme;
worüber wir uns gestern ausführlich unterhalten haben, weil er es gestalten wird. In
einem beschaulichen Winkel der sonntäglich ruhigen "Kirchtavern", in jenem
Winkel, über dem ein TV-Gerät winterliche Sportschicksale aufleuchten ließ.
Fernsehgeräte als elektronische Lagerfeuer,
im Gegensatz zu Kinos, die nach wie vor elektrische Theater sind. Aber das ist eine andere
Themenstellung, welcher Vogeltanz übrigens auch sehr verbunden ist.
Es sieht ganz so aus, daß ich in diese ersten Ausgabe des
Büchleins auf allerhand Motive verzichten muß, weil das den Rahmen der jetzigen
Möglichkeiten sprengt. Was darauf hinweist, daß es ein weiteres, ein größeres Buch
über Spielzeugautos geben wird. Ich hab gestern
Briefmarken zum Thema erwähnt, welche über ihre Motive und meine Neigung zum Sammeln und
Horten thematische Parallelen haben.
Diese Marke aus dem Jahre 1975 ist noch keine flache
Offset-Ware, sondern im Tiefdruck erzeugt. Ich meine mich zu erinnern, daß einst
österreichische Graveure weltweit renommierte und gesuchte Kräfte waren, wenn es darum
ging, eine neue Briefmarke zu schaffen. Es sind oft kuriose Details, die mich an den
Motiven fesseln. Warum fährt dieser Wagen aus dem Bild, ist also angeschnitten, wo doch
niemand am Steuer sitzt, der Anschein von Bewegung also irreführend bleibt?
Cut!
Ich hab noch die grinsende Fresse dieses Priesters Richard
Williamson vor Augen, der dem Papst trotzte und die Welt wissen ließ, zur Frage der
Konzentrationslager müsse er erst Dokumente prüfen, was seine Zeit dauern werde. (Siehe
dazu den Eintrag vom 8. Februar 2009!)
Eines der möglichen Dokumente enthält
folgende Passage:>>Ich wende mich betrübt und matt,
so schwer wird mir dabei,
Theresienstadt, Theresienstadt
-- wann wohl das Leid ein Ende hat --
wann sind wir wieder frei?<<
[Quelle]
Weber leitete im KZ Theresienstadt die
Kinderkrankenstube. |
|
Im Herbst 1944 begleitet Weber
aus freien Stücken einen "Osttransport" nach Auschwitz, um bei Kindern zu sein,
unter denen sich auch ihr zweiter Sohn Tommy befand. Die beiden wurden dort ermorde. Es
ist ganz bemerkenswert, daß diese Momente bitterster Einsamkeit einzelner Opfer immer
noch öffentlich mit Hohn und Zynismus quittiert werden.
Und es ist eigentlich unerträglich, daß wir
wenigstens in Europa noch immer keinen ausreichenden und breiten gesellschaftlichen
Konsens haben, der solche Zyniker aus jeder Öffentlichkeit augenblicklich hinwegfegt, um
sie mit ihren unerträglichen Ansichten in ein Privatleben zu verweisen, wo sie ihrem
Denken keinerlei Prominenz verschaffen können.
Februar
2007Das
sind Sowjets. Die werden fürs Lachen erschossen.
[Hinfällige Notizen] [***] |
[kontakt] [reset] [krusche] |