21. Februar 2009

Der Weg durch die Grazer Innenstadt hat mich gestern an einem Briefmarkengeschäft vorbeigeführt. Das ist für mich eine sehr geheimnisvoll Art von Laden voller Schätze, die zu überblicken sich alles andere als einfach erweist. Diese riesige Briefmarke stammt aus einer "Wundertüte":

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Für Euro 2,50 bekommt man kleine "Themenpakete" mit ungewissem Inhalt, die eine Mischung von Marken aus verschiedenen Ländern enthalten. "Das kaufen bei mir normal nur die Kinder", sagte der Händler. Solche Päckchen lohnen sich allein schon wegen der staunenswerten Rundschau, bei der Länder ins Blickfeld rücken, deren korrekter Namen mir mitunter gar nicht vertraut ist.

Kambodscha oder die Mongolei überraschen mit Motiven und Schriften. Von einer "Republika Demokratika Malagasy" hab ich allerdings bisher noch nicht gehört. Es ist mir überhaupt im Moment die Welt etwas fern. Dieses ständige Zuviel, das geschieht und mich medial erreicht, setzt dadurch Grenzen, daß manchmal die Wahrnemung dafür einstürzt.

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Aber immer auch Fenster oder Scharten, durch die der Blick auf das Weite fällt. Das Werk eines anonymen Sprayers hatte ich im Grazer Zentrum gesehen. Ein schöner Hinweis auf Welt und Weitläufigkeit; allerdings ganz unrealistisch, wenn man den offensichtlichen Zustand der Ökumene bedenkt. Die Heilsversprechen der Weltreligionen lassen anscheinend genau das, ein Hand-in-Hand-gehen, nicht zu. Ein Gottesbegriff, der anregt, andere Konzepte zu attackieren, erfährt heute entsprechende Legitimationsprobleme.

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Das gesprayte Motiv habe ich in fast vollständiger Entsprecheung aus einem anderen Zusammenhang in Erinnerung. Der rustikale Pate Grga Pitic (gespielt von Sabri Sulejmani) trägt diese Goldkette in Emir Kusturicas derber Komödie über kleine Gauner, große Liebende und einige Wirrnisse beim Heiraten. ("Schwarze Katze, weiße Kater")

Ein Davidstern, ein Halbmond und ein Kreuz. (Beschränkung auf Monotheismus.) Ganz kurios, was der Rom (Einzahl von "Roma") da auf der Brust hat. Eine Position, zu der sich hohe Kirchenfürsten im weströmischen Glaubensimperium nicht aufraffen können. Ich bin neugierig, was die kirchliche Basis ihren Funktionären zu der Sache noch so ausrichten wird.

Fotograf Michael Kang findet auf Gängen durch Graz auch Auffälliges. Zu meinem Eintrag vom 10. Februar, wo ich meinen Unmut geäußert habe, daß Boulevardblätter sich im öffentlichen Raum mit Landesinstanzen assoziieren, schrieb er mir:

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>>Die aktuelle u. angehängte Variante davon wird man freilich nur sehr kurz sehen können ... <<

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Daß in der "Kronen Zeitung" auch die Unwahrheit Platz findet, daß dort bei Bedarf "Realität" einfach erfunden wird, läßt sich leicht belegen. Oder es ist wie bei diesem Ausschnitt, wo sich die Journalisten in einer Sache wichtig machen, in dem sie aus NICHTS etwas machen.

Diese rasend aufschlußreiche Information, groß im Blatt, wurde rund um einen Gewalttäter kolportiert, der den Einsatz eines Sonderkommandos auf sich zog. Das werk der Jornalisten: Getöse und Anästhesie.

Juli 1996

Ornella Muti gefällt mir am besten, wenn sie nichts sagt, nichts tut und sich nicht bewegt.

[Hinfällige Notizen] [***]


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