10. Februar 2009Neuer Folder. Nun also hier das Blatt
Nummer 1.301. Es wäre in diesem Umfang ein feines Büchlein. Aber Hypertext ist eine ganz
andere Geschichte, in seiner elektronischen Fassung auch sehr viel flüchtiger als die
Papierwerke aus der "Gutenberg-Galaxis".
Ich habe beispielsweise jetzt schon Daten auf
Disketten von drei Zoll Durchmesser, die ich auf keinem meiner Geräte mehr lesen kann.
Aber selbst Dürers Feldhase verblaßt, Farbe erbleicht, Partikel fallen vom Papier. Es
ist eben eine anspruchsvolle Sache, Informationen über ein einzelnes Menschenleben hinaus
festhalten zu wollen. Anderes ist zum Glück bloß temporär. Wie diese Zumutung:
Ein Boulevardblatt vermarkte das Wahrzeichen
des Landes Steiermark. Nein, ich ereifere mich keinesfalls für irgend eine Art von
"Heiligkeit", die man Wahrzeichen vielleicht zuschreiben möchte. Mich stört
die Unverfrorenheit, mit der sich dieses Massenblatt über die Verknüpfung mit jenem
Symbol der Bevölkerung empfiehlt.
Das behauptet ja auf genau der Ebene von
Zeichen eine Assoziation des Blattes mit der "offiziellen" und der symbolischen
Steiermark. Was genau damit korrespondiert, daß dort die Blattmacher vor allem ganz gerne
Politik machen, ohne dafür demokratisch legitimiert zu sein.
Daß so eine (Selbst-) Darstellung des
Boulevards toleriert wird, ohne erhebliche Widerstände auszulösen, erstaunt mich sehr.
Ich halte das für eine deutliche Aussage über den Zustand unserer Demokratie.
Graz zeigt auch andere Motive. Wie dieses. Die
Formulierung "baba" ist etwas wie eine österreichische Version von "bye
bye". Die staatliche Rundfunkanstalt ORF zeigt heute nur mehr in Nischen die Kraft,
dem Boulevard eine andere Form der Meinungsbildung gegenüber zu stellen. Mainstream und
Entertainment dominieren.
So habe ich von einem Spaziergang zwei
interessante Beispiele mitbringen können, wie öffentlicher Raum bespielt wird. Eine
legale Variante (das verkleidete Wahrzeichen) und eine illegale (das Graffiti). Ich würde
unbekümmert in jede Debatte gehen, um darzulegen, warum bei diesem Beispiel das illegal
angebrachte Statement weit mehr der Demokratie gewidmet ist als das legal angebrachte.
Ich denke, wir sollten dieses Thema als
äußerst brisant im Auge behalten: Wer darf die Oberflächen des öffentlichen Raumes
unter welchen Bedingungen mit welchen Inhalten bespielen?
Ich habe gestern viel zu sehen bekommen, was
diese Fragestellung illustriert. Einige Graz-Termine waren mir ein Anlaß zu einem
Versuch: Effizienzsteigerung durch Krusche-Verlangsamung. Nicht um in der gleichen Zeit
mehr zu schaffen, sondern um das Nötige mit weniger Kraftaufwand zu bewältigen.
Interessante Erfahrung an einem überaus sonnigen Montag.
Also: Fußwege statt Straßenbahnverläufe.
Details. Wie etwa das Schaufenster eines Altwarenhändlers, in dem diese kleine,
funktionsfähige Dampfmaschine steht. Jede Brotschneidemaschine ist größer. Solche
funktionsfähigen Miniaturen stehen am Beginn in der Geschichte von Spielzeugautos, womit
ich gerade befaßt bin. Die Ausstellung wird kommenden Donnerstag in Gleisdorf eröffnet:
[link]
April
2007In
der Türkei haben wir keine Zeit zu jammern. Wir müssen arbeiten.
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