5. Februar 2009

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Vernissage im Gleisdorfer "Einraum" (Helga Knöbl), die Hütte voll und der vormalige Bürgermeister Franz. Nußmayr am Pianino. Das sind aus einem ganz simplen Grund äußerst wichtige Ereignisse.

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Damit die Gegenwartskunst jenseits des Landeszentrums an Gewicht zulegen und Augenmerk gewinnen kann, ist konsequente wie kontinuierliche Basisarbeit nötig. Die sieht unter anderem genau so aus. Anlässe schaffen, Publikum bewegen, Momente schaffen, den Debatten Raum geben. Und all das möglichst mitten in der Stadt.

Cut!

Was darf man sich unter "EU-Sex-Plakaten" vorstellen? Na, DAS war ja eine Geschichte. Eine düstere Phase des Offenbarung von breitem österreichischem Kunstverständnis. Jener angebliche "Porno-Skandal", durch den deutlich wurde, daß es weder eine allgemeine Vorstellung gibt, was eigentlich "Pornographie" ist [link], noch eine ausreichende journalistische Redlichkeit im Lande, durch die klar würde, daß ein provokantes Werk der Gegenwartskunst sehr leicht über nur wenige Kriterien von Pornographie zu unterscheiden wäre.

Die Politik benutzte das Projekt "25 Pieces" (PEACE gerollt -- euroPART) für ihre Zwecke und zum anstehenden Wahlkampf. Das Kuratoren-Duo erwies sich als sehr knieweich, sogar feige und sachlich schwach gerüstet, um in den Konsequenzen des Projektes zu bestehen.

Besonders schlimm fand ich jedoch die weitreichende Schweigsamkeit meines Milieus, das offenbar weder inhaltlich gerüstet, noch bereit war, in einer öffentlichen Kontroverse zu klären, warum und wie diese "Nutzbarmachung" von Kunst zurückzuweisen ist.

Solche schwächen fallen uns freilich stets auf den Kopf.

Neben dem Spanier Carlos Aires war damals vor allem die Serbin Tanja Ostojic im Schußfeld der Heuchelei. Tanja mailte mir eben:

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>>Dear Martin, my book will be out of print tomorrow!!! And next week they are going to bind it and soon as well transport See cover attached<<

Nun ist also "Integration Impossible?" (The Politics of Migration in the Artwork of Tanja Ostojic) auf dem Markt, wozu Judith Surkis schrieb: "The real scandal of her work lay not in its sexual explicitness, but in how it located sex at the centre of European politics."

Die Dokumentation [link] gehörte übrigens damals zu den "Quoten-Highlights" auf meinem kulturellen Terrain. Es war für mich vor allem eine bemerkenswerte Erfahrung, wie "öffentliche Wahrnehmung" unter dem Einfluß von Boulevardmedien funktioniert.

Es ist beispielsweise interessant, sich den Verlauf der Besuchszahlen anzusehen, der reflektiert, was sich in den Zeitschriften und im Rundfunk abspielte, wobei die Spitze bei über achttausend User-Sessions pro Tag lag: [link]

Cut!

Ich hab gestern notiert: "Das Personalbüro im Vatikan muß ja schlimm beinander sein, wenn da schon solche Leute restauriert werden. Die Blutbefleckten haben so ihre Renaissancen ..." Das meinte den Bischof Williamson, dessen Haltung unter anderem daran erinnert, wie effizient der Vatikan einst gewesen ist, prominente Nazi, hochrangige Täter heil aus Europa rauszubringen:

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Das ist ja rührend! (Quelle: "APA") Als ob so eine öffentliche Bekenntnis-Gymnastik an den Ansichten eines alten Herren etwas ändern würde. Ganz zu schweigen von der weltanschaulichen Orientierung des Netzwerkes, in dem so ein Blutbefleckter gut aufgehoben ist. Immerhin ist dem Bischof von Rom die öffentliche Debatte nicht egal, was daran erinnert, daß öffentliche Debatte wichtig ist, wenn Fragen der Menschenwürde anstehen:

>>Der Papst ist Berichten zufolge verärgert über die offene Kritik aus Deutschland an seinem Umgang mit dem britischen Holocaust-Leugner Bischof Richard Williamson. "Im Vatikan ist man über die Diskussion in Deutschland geradezu entsetzt", sagte der CDU-Politiker Georg Brunnhuber ...<< [Quelle]

In der Bekennerei und dem Wiederrufen liegt ein Echo ganz alter Formen der Loyalitätsregelung. Falls nun jemandem dabei das Wort "Inquisition" in den Sinn kommt, ist das keineswegs abwegig.

Die "Kongregation für die Glaubenslehre" war 1542 als "Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis" gegründet worden. Sie ist -- genau! -- unter dem Begriff "Inquisition" noch gelegentlich im öffentlichen Diskurs zu finden. Seit 1905 heißt sie "Sacra congregatio Romanae et universalis Inquisitionis seu Sancti Officii". Dieses "Sanctum Officium" kennt auch den heutigen Papst als Präfekten, was -- polemisch verkürzt -- bedeutet, daß Benedikt XVI in der vormaligen Inquisition jemand gewesen ist.

März 2007

Auch die Kriege auf dem Balkan sind vorab geschrieben worden.

[Hinfällige Notizen] [***]


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6•09