3. Jänner 2009
Draußen flogen die Funken, es hat etwas in den Gläsern
gefunkelt, ein vergnügter Chinese ließ ziemlich mächtige Brocken in den Himmel fliegen.
Ich habe heute einen großen Respekt vor diesen Raketen, vielleicht das zu viel, was ich
als Kind zu davon wenig hatte. Ich behalf mir mit einem so irrationalen Einwand wie: Die
Chinesen haben das Feuerwerk erfunden, der Mann wird also damit zurecht kommen.
Ruhige Tage, in denen ich fast alles, was ich an
Datenmengen habe, bewege, verschiebe; ein Aufräumen und Neuordnen. Aufgeräumtheit
gehört für mich nicht zu den vordringlichsten Qualitäten der Welt. Aber ein
Bürobetrieb erlahmt doch erheblich, sobald der Data Overflow ausufert.
Wenn ich vor einiger Zeit notiert habe, daß die Zeit der
Korken vorbei ist [link], mir sind überdies die
Schraubverschlüsse lieber als die Plastik-Stöpsel, so gibt es offenbar doch noch
Nischen. Das belegt zumindest eine Flasche Rotwein, die mir mein Sohn zukommen ließ. Wir
haben offenbar eine stille Übereinkunft, einander keine vernünftigen Dinge"
zu schenken. Vorzüglicher Wein ist eindeutig die richtige Zutat für diese Tage der
Räumunternehmen.
Der Maler Josef Schützenhöfer scheint auch aufgeräumt zu
haben. Mit Poststempel vom 24. Dezember 2008 ging eine Kartonrolle an mich ab. Darin ist
der Alpine Hot Rod" zu mir zurückgekehrt. Ein Blatt, das Schützenhöfer mir
vor Jahren geschenkt hatte, an dem er später noch etwas zu überarbeiten wünschte. (Die
ursprüngliche Version war das erste Cover der "flame-site".)
Das paßt thematisch gerade in den Lauf der Dinge, wo ich
für die kommende Spielzeug-Ausstellung
auf Regalbrettern in meiner Küche diverse Anordnungen erprobe. Wie soll die Geschichte
erzählt werden? Wie sollen die Stücke angeordnet sein? Kleine Autos in Schachteln. Das
zentrale Motiv. Bewegte Nachtstunden über den verstaubten Beständen. Querverweis: Manche
Schritte weisen schon auf 2010. Die Kunst. Ihre Rahmenbedingungen. Haupt- und Nebenlinien
... slow motion".
Doch! Genau so sprunghaft in den Themen verlaufen derlei
Nächte. Dazwischen Elia Kazan. Er war, so weit zu lesen ist, kein netter Mensch. Als
Schauspieler und Regisseur gehört er allerdings zu den Giganten.
Die alte Dame in Wild River",
Gegenspielerin eines Beamten, gespielt von Montgomery Clift, kam mir so bekannt vor. Clift
ist einer meiner Favoriten; nie zu herausragendem Ruhm gelangt, oft Figuren gebend, die
Prügel beziehen, aber widerstehen, sich nicht einschüchtern lassen.
Einer seiner bewegendsten Filme ist sicher The Misfits", wo Clift
zwischen Marilyn Monroe und Clark Gable besteht. Hier also ... genau! Die alte Dame, Jo
van Fleet, hat eine Art wütend aus den Augenwinkeln zu schauen, die auch in einem anderen
Kazan-Film vorkommt. Jenseits
von Eden" mit James Dean, wo sie die verachtete Mutter des Helden spielte.
Kazan zeigt in Wild River" die Konsequenzen
einer Flutkatastrophe, zugleich eine Modernisierungs-Krise" für
alteingesessene Leute, von denen einige sich dagegen stemmen, lieb gewonnene Vorteile zu
verlieren, andere darum ringen, an Würde und Identität möglichst unbeschädigt durch
die Umbrüche zu gehen.
Oha! Das scheint ein stets wiederkehrendes Motiv zu sein.
Ungerechte Vorteile aufgeben. Umbrüche annehmen. Die Fragen nach Würde und Identität
klären. Und noch einmal: Oha! Ich fürchte, das ist eine Art Dünkelhaftigkeit, aber ich
merke immer wieder, daß mich Kunstwerke, die nicht mindestens solchen Dimensionen
gewidmet sind, kaum interessieren.
Dezember
2002 Ich hab in der Dose meine REALSÄTZE
mit. (Canned Madness)
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