13. August 2008 Motive und
Methoden. Das steht in jedem Metier zur Debatte. Selbstverständlich auch auf dem
Kunstfeld. Watet man dort nun bis zu den Knöcheln oder bis zu den Knien in Legenden und
Ressentiments herum? Oder manchmal gar bis zum Hals?
Egal, es lassen sich ja Klarheiten herbeiführen. Ich hab kürzlich den Künstler Detlev Hartmann besucht. Nun
kam er in Gleisdorf vorbei. Wir sprachen dabei einmal mehr über den Fluxus-Künstler Joe
Johnson.
Hartmann erzählte mir, Johnson habe einmal die Frage,
warum er das so mache, was seine künstlerische Praxis sei, so beantwortet: "Ich hab
mein Spielzeug nicht aus der Hand gelegt." Hartmann betont selbst das Spielerische
als wichtige Verfahrensweise in der Kunst. "Wo ich da auf Unverständnis stoße, kann
mich das nicht mehr erschüttern."
Hartmanns zentrale Frage in der Zuwendung zur Welt scheint
diese zu sein: "Was wird da sein und was find' ich noch?" In diesen
Zusammenhängen fällt mir der Schweizer Jean
Tinguely ein, dessen kinetische Arbeiten zum Verblüffendsten gehören, was ich kenne.
Ich habe Tinguely lachen gesehen, als man ihn fragte, warum er das so mache. Unter seinem
mächtigen Schnauzbart sagte er, wenn ich mich recht erinnere: "Weil es meine Mutter
so ärgert."
Cut!
Ein anderer Gleisdorfer Moment. Wenige Schitte nördlich
der Stelle, ähnlich blaß lackiert, aber heftiger in bewegung als der 650er Puch von vorgestern: Ein früher VW-Transporter, zweite
Generation. Frisch wie aus dem Schachterl, allerdings mit adaptiertem Fahrwerk und anderen
Details, die ihn eher zum Show-Gerät machen als für harte Arbeit abstellen.
Cut!
Es scheint, als würde Berlusconi Schule
machen. Was Michael Völker in "Der
Standard" vorbrachte (rechts), wird sich hoffentlich entkräften lassen. Oder
fragt überhaupt jemand danach? Man muß Schwein
haben, könnte die Annahme lauten. Was für ein Glück, wenn ein Spitzenpolitiker, der nun
Kanzler werden möchte, im privaten Freundeskreis ausgerechnet einige Herausgeber von
großen Boulevardblättern findet.
Das kann man freilich niemandem vorwerfen. Private
Freundschaften sind eben ... Privatsache.
Ganz öffentliche Angelegenheit ist dagegen der ominöse
Brief, den Alfred Gusenbauer und Werner Feymann von der SPÖ an Hans Dichand, den
Herausgeber der "Kronenzeitung", geschrieben haben. [Der Brief]
Ich hab auf der Website der SPÖ im Suchfeld den Begriff "Dichand"
eingegeben: >>Keine Treffer zu 'dichand'<<
Cut!
>>Der Vorschlag von Innenministerin Maria Fekter
(ÖVP), im Strafrecht das "Kulturdelikt" einzuführen, stößt beim Noch-
Koalitionspartner SPÖ auf wenig Gegenliebe.<< [Quelle: ORF]
Da war ich auf Anhieb sprachlos. Der ideologishe Krieg
kennt keine Pause. Drecksgeschäfte in Ministerien. |
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Denn was genau tut die
Innenministerin da? Welcher Nutzen wird hier geltend gemacht? Zuerst aber gefragt: Und was
meint sie?
Genau DARIN liegt das Drecksgeschäft. Diese
sprachliche Aufrüstung. Vor unserem Gesetz sollen zwar alle Gleich sein, aber Andere sind
dann offenbar anders und bekommen daher neue Sprachregelungen zugewiesen: "extreme
Kulturdelikte".
>>Als Beispiel für "extreme
Kulturdelikte" hatte sie etwa Ehrenmorde, Genitalverstümmelung und
Zwangsverheiratung angeführt.<<
Als juristischer Laie habe ich nur wenige
Argumente zur Hand. Doch mir scheint, Mord, schwere Körperverletzung und schwere
Nötigung werden vom Staat hart sanktioniert. Was soll demnach dieser abschätzige
ethnische Diskursbeitrag seitens einer Ministerin? Erstens ist das eine Anbiederung an den
Pöbel und eine sachliche Augenauswischerei. Zweitens stellt sich die Dame so in den
Dienst der Menchenverachtung.
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
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