6. August 2008
Was gibt es da zu grinsen? Vor einigen Tagen habe ich noch
beklagt, daß mir in Gleisdorf zum wiederholten Male ein sensationeller Roadster um die
Ohren fuhr, aber stets so, daß ich nicht nah genug für ein passables Foto dran war.
(Siehe Eintrag vom 26. Juli 08!)
Gestern hatte ich dann Gelegenheit zu einer
Ausfahrt mit dem 1970er Jaguar E Type. Es ist ja eigentlich so, daß man sich an einen
mächtigen Motor schnallt und einen gut aussehenden Blechmantel drüber klappt. Mehr
bietet sich nicht, der Kofferraum bietet kaum mehr Platz als das Handschuhfach.
Werner Musil, bei Magna Steyr zuständig für
die Verbindung zu Powertrain Engineering Center in Steyr, schaute, wo wir die harte
Sommersonne des Abends in den Nacken bekommen würden. Man ahnt selbst auf kurzer Strecke,
welche Wirkung die E Type in den 1960ern auf den Straßen gehabt haben muß. Wie
deprimierend, wenn sich da dann ein Prolet mit laut wummerndem Seat und offenem Auspuff an
einem vorbei quält, um sportliches Fahren zu simulieren ...
Cut!
Der rumänische Künstler Romelo Pervolovici
war nahe dem Grillfeuer, von dem ich vorgestern
erzählt habe, geneigt, meine Vorstellungen von Rumänien in einigen Punkten zu ergänzen,
beziehungsweise zu kontrastieren. Ein romanisches Volk, umgeben von slawischen Völkern
und den Ungarn, das sei eine prägende Situation gewesen.
Wir Österreicher hätten das ja auch gekannt,
meinte er, aber wir hätten es anders gelöst. Womit er einen Punkt ansprach, der
hierzulande schon lange weitgehend ausgeblendet ist. Die deutschsprachige Minorität des
Habsburger Imperiums hat sich, salopp ausgedrückt, über die Slawen erhoben und an den
Ungarn die Zähne ausgebissen.
Bei der Betrachtung der geographischen
Verhältnisse markierte Romelo die Position Rumäniens mit einem Stück Pfefferoni.
Westlich davon, hier unter dem Zeigefinger, liegt Serbien. Nordwestlich Ungarn,
nordöstlich die Ukraine und östlich Moldawien. Im Osten findet man auch das Donaudelta
zum Schwarzen Meer, im Süden liegt Bulgarien.
Der Schiffsweg über die Donau führt an einem
Punkt zwischen Serbien und Rumänien durch das "Eiserne Tor", eine
symbolträchtige Markierung zwischen den Karpaten und dem Balkangebirge. [link]
Bei "next code: reel" war ich vor
einer Weile dem Begriff "Mahala" nachgegangen [link], der
ursprünglich eine soziale Situation meinte, aus dem Osmanischen stammend, selbst im Iran
geläufig. Heute in Rumänien, wie ich erfuhr, eindeutig mit abschätziger Konnotation in
Verwendung.
Cut!
Seit Jahren schreibt Andrej Ivanji für
diverse Blätter in Österreich. Ich kann mich nicht erinnern, daß mir in der Lektüre
von ihm bisher je so eine "Zusammenschau" untergekommen wäre, wie ich sie eben
in "die tageszeitung" vorfand: "Mein Held ist dein Verbrecher" [link]
Im genannten Artikel kommen Kriegsverbrechen
im Zusammenhang zur Sprache, wo neben dem serbischen Part dann auch der kroatische,
bosnische und kosovarische angerissen wird:
>>Für die Kroaten ist ihr
Freiheitskampf gegen die "serbische Okkupation" ein Tabu. Die ethnische
Säuberung des kroatischen Territoriums von rund 100.000 Serben und die Verbrechen, die
dabei begangen wurden, möchte man totschweigen. In Kroatien spricht man daher von einer
"proserbischen Einstellung" des Tribunals.<<
Naser Oric hab ich unlängst hier erwähnt:
>>Wie Oric' Truppen zwischen 1992 und
1993 in der Umgebung von Srebrenica gewütet haben, das ist gut dokumentiert: Etwa 1.300
Serben wurden dabei getötet, 192 Dörfer niedergebrannt; Oric hat öffentlich mit seinen
unbarmherzigen Feldzügen geprahlt. Im Fall von Haradinaj zogen eingeschüchterte Zeugen
ihre Aussagen zurück, wurden ermordet oder kamen bei Unfällen ums Leben.<<
Kurios, Dan Bilefsky kam in der "New York
Times" auf einen ähnlichen Titel wie Ivanji: "Bosnia Fugitive Is Hero to Some,
Butcher to Others" [Quelle] Ein lesenswertes Feature des nach wie vor flüchtigen Generals
Ratko Mladic.
[Der
"Balkan-Reflex"]
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