26. Juli 2008

Aus dem Programm "Kunst am Bau" mit seiner fixen Verknüpfung von Bauwerk und Kunstwerk, finanziert aus einem Teil der jeweiligen Bausumme, wurde ein "Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark", das diese Gelder für Kunstprojekte verwendet werden, die nun nicht mehr an ein bestimmtes Bauwerk gebunden sind.

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Kunsthistoriker Werner Fenz (links) und Musiker Josef Klammer haben in diesem Zusammenhang gestern in Gleisdorf eine Klang-Installation von Hans W. Koch vorgestellt, "Die Steirerliedzentrifuge". (Sie befindet sich in den Bäumen hinter dem Rathaus.)

Fenz sprach dabei über die umfassenden Reglements, die den öffentlichen Raum durchziehen. Kunst habe dabei eine "neue Wirklichkeit" einzuführen, andere Realitätslagen. Fenz betonte, das "Schmücken" sei nie ein Ziel der Kunst gewesen, es gehe nicht um Dekoration: "Kunst will in dieser Gesellschaft Position beziehen."

Ich mag es, wenn ich meine Ansichten bekräftigt finde; na, einige davon, denn zugleich bleibe ich ja darauf angewiesen, vieles davon auch immer wieder überprüfen zu können, um es gegebenenfalls zu verwerfen. Im Logbuch von "next code" hab ich vor einer Woche einen Punkt notiert, den Fenz nun sinngemäß unterstrichen hat:

>>Dieses Publizieren bedeutet: Die Öffentlichkeit betreten. Auch: Öffentlichen Raum schaffen, markieren, sichern. Das ist eine politische Dimension. Öffentlicher Raum als realer Ort der Res publica. Das will SEHR ernst genommen werden. (Keine Republik ohne öffentlichen Raum!)<< [Quelle]

Unmittelbar nach dieser Gleisdorfer Innenstadt-Episode bin ich mit Künstlerin Angelika Haas nach Weiz gefahren, um Elfriede und Hannes Schwarz zu besuchen.

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Schwarz sagt von sich: "Ich bin ein langsamer Arbeiter, kein spontaner." Manchmal sei er Stunden im Atelier bei der Arbeit gesessen, "ohne handwerklich etwas zu machen". Wir haben uns einmal mehr über Agenda der Kunstschaffenden unterhalten.

Darin hatten wir Konsens: Das Werk selbst ist von außen in keine Pflicht zu nehmen. Aber die Erfahrungen, die wir dabei machen, die Kompetenzen, die wir uns in der künstlerischen Praxis aneignen, haben politische Relevanz. Denn als soziale Wesen können wir eine Gesamtsituation, in der wir leben, nicht ignorieren.

Unter dem Strich zeigt sich dann ein Hauptthema, das stets neu bearbeitet sein will: Der Ausweg aus der Tyrannei. Genau darin rundet sich das Bild. Das ist der Zusammenhang, in dem wir Funktionstragenden der Politik zu begegnen haben.

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Wie hier dem Gleisdorfer Bürgermeister Christoph Stark, links neben Josef Klammer, Werner Fenz und dem Künstler Hans W. Koch. Der Zusammenhang besteht in der Auseinandersetzung über die Bedingungen der Politik, des öffentlichen Raumes und anderen Aspekten des Gemeinwesens, um die Tyrannis draußen zu halten.

Cut!

Die Verhaftung des "Doktors", Radovan Karadzic (Siehe den Eintrag von vorgestern!), hat medial kein gar so erhebliches Echo gefunden. Dabei ist es kurios zu sehen, wie selbst auf einigermaßen seriös gestalteten Terrains des Journalismus aus Nichts eine Geschichte gemacht wird. Ich meine: Wenn ein Journalist nichts hat, nichts heimbringt, läßt sich das offenbar AUCH inszenieren.

Künstler Johannes J. Musolf schrieb mir: "Hier schick ich Dir ein Interview mit Handke zur Komplettierung Deines Archivs." Dazu eine Beitrag aus der "Frankfurter Rundschau", den der meist sehr interessante Autor André Müller mit folgender Passage beginnt:

>>Mein Gott, wie unangenehm, aber ich hab's getan, mir ist das unendlich peinlich, weil ich dadurch das Verhältnis zu Handke auf eine so tiefe Stufe stelle, wurscht... Hier das Ergebnis unseres Telefongespräches: ... << [Der Beitrag]

Der Boulevard macht sich eben, wie zu sehen ist, überall breit. (Mir ist übrigens Müllers Interview mit Elfriede Jelinek, das damals im "profil" erschien, recht unvergeßlich geblieben.)

Cut!

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Jetzt hab ich ihn erwischt. Dieser Jaguar E Type in der Roadster-Version war mir Tage davor schon in Gleisdorf um die Ohren gefahren und derart flink um das nächste Eck verschwunden, daß ich gar nicht erst versucht hatte, die Kamera zu ziehen.

Auch diesmal gingen sich bloß die Rücklichter aus, herangezoomt. Das Vorläufermodell dieses Klassikers, die D Type, hat mehr noch als dieses Prachtstück Renngeschichte geschrieben. Dem bin ich gerade in alten Ausgaben der "Times" ein wenig nachgegangen, weil ich meine Ansicht abzuklopfen habe, daß man Carlo Abarth (als europäisches Gegenüber) in der gleichen Kategorie sehen muß wie den Amerikaner Briggs Cunningham. Und das ist eben auch ein Stück Geschichten mit der D Type ... (Siehe dazu Eintrag #35 im Logbuch von [flame].)


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30•08