14. Juli 2008 next code: divan
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DIWAN / regionale 08
gläserne sätze
DIENSTAG, 15. JULI 08 [link] |
Morgen geht in Weiz eine weitere Session
über die Bühne. Ich werde dort im Laufe des Abends einen kleine Text lesen, der von
nicht weniger als einigen grundlegenden Wahrheiten über die Kunst handelt. Unerbittlich.
(Kleiner Scherz!) Wir werden hier in der Region noch eine Reihe weiterführender Debatten
über Gegenwartskunst und deren Bedingungen führen.
Die aus Sibirien stammende Künstlerin Lena Lapschina hat
zu diesen Fragen sehr interessante Erfahrungen gemacht. Wir saßen nach des Eröffnung von
"augenhöhe"
anderntags noch einige gemütliche Sommerstunden im Zentrum Gleisdorfs und debattierten
solche Zusammenhänge.
Lena meint, was sich gerade einmal 200 Kilometer von Moskau
entfernt befinde, sei zu nahe an diesem Zentrum und folglich sehr unselbstständig.
Ähnlich würde es sich mit St. Pölten in seiner Nähe zu Wien verhalten.
Was sich sehr viel weiter weg befände, würde sich als
"Provinz" viel unabhängiger entwickeln. Das ist natürlich auch für Gleisdorf
und die "Energieregion" eine interessante Überlegung. Denn via Autobahn ist es
nach Graz eine halbe Stunde, nach Wien kaum mehr als eineinhalb Stunden Fahrtzeit.
Sängerin Irina Karamarkovic, hier links neben Dieter Spath
von der "regionale 08" und Lena Lapschina, stammt aus Prishtina im Kosovo. Das
ist heute -- nach den Entwicklungen der vergangenen Jahre -- eine sehr entlegene Gegend.
Karamarkovic hat sich in äußerst bewegten Zeiten dafür engagiert, daß es zwischen
serbisch- und albanischstämmigen Menschen nicht zu einem völligen Bruch der
Verständigung kommt.
Ich werde mich also schon bald bemühen, im restlichen
2008er-Jahr ein paar Themenlinien herauszuarbeiten, die an einem möglichen Schnittpunkt
solche Kompetenzen zum Klingen bringen könnten. Hier vor Ort. Denn was beide Frauen auf
jeden Fall gemeinsam haben, ist das erfrischende Fehlen jeglicher Larmoyanz, wie ich es
bei heimischen Kunstschaffenden recht oft finde. Auf der Basis profunder Erfahrungen, daß
der Kunstbetrieb kein soziokulturelles Kuscheleck ist ...
Cut!
Ich habe vorgestern einige Beispiele angeführt, wie
hiesige "Westler" sich gerne bequemen, schlechte Eigenschaften an sich selbst
auszublenden und vorzugsweise dem "Balkan" zuzuschreiben.
Das unterläuft auch versierten Profis auf
einem einigermaßen seriösen Feld der Meinungsbildung. Im "profil"vom 7.
Juli sprachen Sebastian Hofer und Edith Meinhart mit Herwig Haidinger, dem vormaligen
Direktor des Bundeskriminalamtes, über organisiertes Verbrechen.
Was in meinem Eintrag
vom 12. Juli noch als Unterstellung einer balkanesischen Neigung "den eigenen
Staat zu beschmutzen" formuliert wurde, klingt bei den beiden
"profil"- Leuten etwas moderater, meint aber das Selbe.
Doch der Kriminal-Profi widerspricht dieser Gewichtung ... |
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[Der "Balkan-Reflex"]
Gut, gut, ich schlage mich natürlich nicht bloß mit so
ernsten Themen herum. Vor allem, wenn ein derartiges Dschungelklima herrscht, daß die
Fotos, die ich für morgen einzurahmen habe, von der Feuchtigkeit Wellen schlagen.
Außerdem hat mir mein Sohn heute sein Zeugnis vorgelegt. Es ist in der Tat das übelste
Zeugnis, das ich je gesehen habe. (Siehe dazu den Eintrag
vom 5. Juli 2008!) Das sind also keine Tage, um bloß dem Ernst des Lebens
nachzuhängen.
Ich finde billige Vergnügungen in trivialen Mythen und hab
meine Freude, wenn ich zum Beispiel auf der Straße einen guten Fang mache. Wie etwa
diesen Ferrari 360 Modena, der mir fast vor die Füße gefahren ist.
Zu diesem Thema habe ich gerade ein Mißverständnis
produziert, als mir vor einigen Tagen amüsante Post des amerikanischen Autors Michael
Roloff eine Szene suggerierte, die ich als >>Krusche, "mesmerized as a
squirrel" in Hamlet-Zuständen<< gedeutet hab. (Siehe den Eintrag vom 8. Juli 08!)
>>we seem to have a small
misunderstanding martin, the reference to squirrels is to those on campus here that dart
out into the middle of the road and then dash back, or rather try to when a car
approaches, and become road kill for crows!<<
Folgende Zustände sind dann allerdings sehr
unmißverständlich und treffend skizziert:
>>if they ran straight across they would be fine,
it is that moment of hesitancy, of being "hamlet in the middle of road", that
proves lethal for them! you would only be a squirrel in the sense that finding yourself
suddenly amidst such a profusion of pretty vehicles - what if they were women? - you
wouldnt / might not know where to look next!<<
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