12. Juli 2008
Mirjana Selakov, hier in der Mitte neben
Dieter Spath, dem künstlerischen Leiter der "regionale", hat für unsere
Station "augenhöhe" eine Polemik verfaßt, die von Osten nach Westen blicken
läßt. Da heißt es an einer Stelle:
>>Europa hat Angst, sich vor den
Spiegel zu stellen. Wenn es den Balkan anblickt, sieht Europa, was es über hunderte Jahre
selbst war.<< [Quelle]
Es sind die üblichen Balkan-Stereotypen, wie
sie hierzulande gerne dann zur Sprache kommen, wenn im Westen mafiöse Vorgänge oder
Verletzungen der Demokratie zur Debatte stehen, recht allgemein geläufig. Zwei Beispiele:
+) In
einem wird dargelegt, was bei uns angeblich jeder Erwachsene weiß, daß es nämlich ein
"Überlebensprinzip" der "Süd/Ostler" sei, "den eigenen Staat zu
beschmutzen". (Eintrag vom 13. Dezember
2005.) So infame Dinge publiziert ein verantwortlicher Redakteur der
"Kleinen" ohne Kommentar. Meine Anfrage, wie das zu vertreten sei, hat er
unbeantwortet gelassen.
+) In der
"Krone" illustriert das formal und inhaltlich letztrangige Gedicht eines
Kremsers, versehen mit dem Titel "Der Balkan grüßt!", die Behauptung von
Selakov trefflich. (Eintrag vom 6. März
2007.) Da hab ich gar nicht erst angefragt, denn in der "Krone" hat die
Menschenverachtung einige Stammplätze.
Es ist sehr wesentlich der österreichischen
Innenpolitik und dem heimischen Journalismus zu danken, daß solche Ansichten salonfähig
erscheinen und auch noch in den Blättern veröffentlicht werden.
Sehen wir dagegen nach einem EU-Staat, der von
oben bis unten dem "Westen" zugerechnet wird und in dessen Hauptstadt einst jene
Codices verfaßt wurden, die noch heute Basis auch unseres Rechtssystems sind. (Das "Römische Recht"
wird als Fundament der "westlichen Kultur" verstanden und drückt aus, was den
"Werten Europas" zugezählt wird.)
Eine aktuelle Geschichte, wie sie etwa in
"Der Standard" dargestellt
wurde, handelt von sehr staunenswerten Vorgängen. Der italienische Staats-Chef verhöhnt
das demokratische Prinzip der Gewaltentrennung, verknüpft seine politische Position, sein
privates Medienimperium und seinen Einfluß auf die Gesetzgebung, um sich nicht den
Gerichten stellen zu müssen. Heißt das nun, wir sollten Italien dem Balkan zuzählen?
Ein kleiner Scherz! Selakov merkte in ihrem Text ironisch an:
>>Damit Balkan zum
richtigen Europa werden kann, soll er zuerst debalkanisert
werden.<<
[Der
"Balkan-Reflex"]
Unsere Ausstellung "augenhöhe" kann
nun in Gleisdorf einige Wochen besucht werden. Die Dokumentation darüber wird HIER
aufgeblättert. Und kommenden Dienstag führt eine Verzweigung nach Weiz, wo jetzt in den
Schatten verlassener Hallen schon heftig gebaut und installiert wird.
Da sich dort eine Druckerei befand, ist noch
reichlich Material da, um damit eine kuriose "Skyline" zu bauen. Zur Vernissage:
[link]
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