24. April 2007

log936a.jpg (38192 Byte)

Da mußte ich mitten aus einem Gespräch heraus über die Straße rennen. Ein Anachronismus. Diese Hippie-Maschine. Der Dune-Buggy. Hier in einer Version der prominenten Firma Karmann. Diese etwas kantige Ausführung läßt die Verwandtschaft mit dem VW Typ 82, dem "Kübelwagen", hervortreten. Ein kurioser Zusammenhang. Was also Porsche dem Herrn Hitler konstruiert hatte, war etwas später, in umgekupferter Weise, eine der Lieblingsmaschinen jener "Subkultur", deren Motto als "Make Love Not War" überliefert ist.

Das Gespräch, aus dem ich da kurz weggerannt war, hatte in sommerlicher Temperatur unter einem breiten Schirm stattgefunden. Mit Herbert Nichols aus dem Büro des Landeskulturreferenten und mit Winfried Kuckenberger, dem Leiter des Gleisdorfer Kulturbüros.

log936b.jpg (33463 Byte)

Nichols kennt den Betrieb seit Jahrzehnten von innen und außen. Es ist demnach sehr anregend, seinen Befund des Status quo mit den eigenen Ansichten zu vergleichen. Was er am stärksten betont, ist die völlige Fragmentierung der Szene, worin Kunstschaffende teilweise in selbstgemachten Problemlagen verreiben und so dann kaum in der Lage sind, die wohlbekannten Härten der Branche abzuarbeiten.

Das reicht auch bis zu gelebtem Konkurrenzverhalten hin, worüber Nichols seine Verwunderung so formuliert: "Wenn Zwerge Zwerge bekämpfen", dann sei nichts mehr zu gewinnen. "Zwerge" meint dabei strukturelle Größe. Nichols läßt keinen Zweifel, wer "die Phantasiearbeit" mache, müsse im organisatorischen Bereich freigespielt sein. Genau das läßt sich aber nicht erreichen, wenn man in ungezählten Varianten auf die "Einzelkämpfernummer" setzt.

Außerdem, das drückt er vorsichtig aus: "Ich glaube nicht, daß wir auf dem heutigen finanziellen Niveau bleiben werden." Das heißt ganz einfach: Wer Kooperationen, wer professioneller Arbeitsweisen und kluge Lösungen für unnötig hält, wird den kommenden Anforderungen nicht gewachsen sein. (Sowas haben übrigens die Landeshauptleute gerade auch den steirischen Kommunen sehr deutlich ausgerichtet.)

log936c.jpg (32097 Byte)

Das korrespondiert mit einer lapidaren Feststellung der türkischen Kuratorin Övül Durmusoglu (links), also wir sonntags über Auffälligkeiten des Betriebes sprachen. Wozu ich gemeint habe, eine Hauptsituation beim Zusammentreffen Kunstschaffender Österreichs sei in meinem Milieu das klagen, klagen, klagen. Övül lachte und meinte: "Meine Leute haben keine Zeit zu klagen. Die müssen arbeiten, damit es überhaupt irgendetwas gibt." Daß dabei Kooperationssituationen eine wichtige Basis sind, erscheint selbstverständlich. Was übrigens auch für Serbien gilt. (Siehe den Eintrag von gestern!)

Dieser Aspekt verweist auf die kleine Korrespondenz, die mir vor einigen Wochen den Zuruf einbrachte, man könne mich ja auch "einen Faschisten" nennen. (Siehe dazu den Eintrag vom 11. April!) Wo eine deutsche Künstlerin sich mit derart heftigen Ausfällen dagegen gewehrt hat, das eigene Tun auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Ich schrieb ihr an einer Stelle:

>>was mir in jüngster zeit auffällt, ist die HÄUFIGKEIT, in der sich sozial geschwächte kunstschaffende mit ihrem kummer vor allem an einander wenden. das ist auf die art ja völlig aussichtslos. weil da keine ressourcen sind, mit denen man einaner aus der bredouille helfen könnte.<<

Die vollständige Email illustriert den Zusammenhang. Mindestens die Tendenz besagt: Sich rebellisch gebende, sozial marginalisierte, von staatlicher Finanzierung höchst abhängige Kunstschaffende verbrauchen sich über weite Strecken in einem kulturpolitischen Karaoke, statt zusammenzugreifen und nach geeigneten Handlungsplänen loszulegen.

Das ist nun zwar polemisch und stark verkürzt, aber der Status quo des Betriebes läßt keinen Zweifel zu: Wunder werden ausbleiben. Wir verlassen uns besser auf eigenen Ideen. Zusammengreifen, das heißt doch zum Auftakt vor allem auch, sich einen brauchbaren Befund über den Status quo zu verschaffen ...

kup.gif (410 Byte)


[kontakt] [reset] [krusche]

17•07