24. April 2007
Da mußte ich mitten aus einem Gespräch heraus über die
Straße rennen. Ein Anachronismus. Diese Hippie-Maschine. Der Dune-Buggy. Hier in einer
Version der prominenten Firma Karmann. Diese etwas kantige Ausführung läßt die
Verwandtschaft mit dem VW Typ 82, dem "Kübelwagen", hervortreten. Ein kurioser
Zusammenhang. Was also Porsche dem Herrn Hitler konstruiert hatte, war etwas später, in
umgekupferter Weise, eine der Lieblingsmaschinen jener "Subkultur", deren Motto
als "Make Love Not War" überliefert ist.
Das Gespräch, aus dem ich da kurz weggerannt war, hatte in
sommerlicher Temperatur unter einem breiten Schirm stattgefunden. Mit Herbert Nichols aus
dem Büro des Landeskulturreferenten und mit Winfried Kuckenberger, dem Leiter des
Gleisdorfer Kulturbüros.
Nichols kennt den Betrieb seit Jahrzehnten von innen und
außen. Es ist demnach sehr anregend, seinen Befund des Status quo mit den eigenen
Ansichten zu vergleichen. Was er am stärksten betont, ist die völlige Fragmentierung der
Szene, worin Kunstschaffende teilweise in selbstgemachten Problemlagen verreiben und so
dann kaum in der Lage sind, die wohlbekannten Härten der Branche abzuarbeiten.
Das reicht auch bis zu gelebtem Konkurrenzverhalten hin,
worüber Nichols seine Verwunderung so formuliert: "Wenn Zwerge Zwerge
bekämpfen", dann sei nichts mehr zu gewinnen. "Zwerge" meint dabei
strukturelle Größe. Nichols läßt keinen Zweifel, wer "die Phantasiearbeit"
mache, müsse im organisatorischen Bereich freigespielt sein. Genau das läßt sich aber
nicht erreichen, wenn man in ungezählten Varianten auf die
"Einzelkämpfernummer" setzt.
Außerdem, das drückt er vorsichtig aus: "Ich glaube
nicht, daß wir auf dem heutigen finanziellen Niveau bleiben werden." Das heißt ganz
einfach: Wer Kooperationen, wer professioneller Arbeitsweisen und kluge Lösungen für
unnötig hält, wird den kommenden Anforderungen nicht gewachsen sein. (Sowas haben
übrigens die Landeshauptleute gerade auch den steirischen Kommunen sehr deutlich
ausgerichtet.)
Das korrespondiert mit einer lapidaren Feststellung der
türkischen Kuratorin Övül Durmusoglu (links), also wir sonntags über Auffälligkeiten
des Betriebes sprachen. Wozu ich gemeint habe, eine Hauptsituation beim Zusammentreffen
Kunstschaffender Österreichs sei in meinem Milieu das klagen, klagen, klagen. Övül
lachte und meinte: "Meine Leute haben keine Zeit zu klagen. Die müssen arbeiten,
damit es überhaupt irgendetwas gibt." Daß dabei Kooperationssituationen eine
wichtige Basis sind, erscheint selbstverständlich. Was übrigens auch für Serbien gilt.
(Siehe den Eintrag von gestern!)
Dieser Aspekt verweist auf die kleine Korrespondenz, die
mir vor einigen Wochen den Zuruf einbrachte, man könne mich ja auch "einen
Faschisten" nennen. (Siehe dazu den Eintrag vom
11. April!) Wo eine deutsche Künstlerin sich mit derart heftigen Ausfällen dagegen
gewehrt hat, das eigene Tun auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen. Ich schrieb ihr an einer
Stelle:
>>was mir in jüngster zeit auffällt, ist die
HÄUFIGKEIT, in der sich sozial geschwächte kunstschaffende mit ihrem kummer vor allem an
einander wenden. das ist auf die art ja völlig aussichtslos. weil da keine ressourcen
sind, mit denen man einaner aus der bredouille helfen könnte.<<
Die vollständige
Email illustriert den Zusammenhang. Mindestens die Tendenz besagt: Sich rebellisch
gebende, sozial marginalisierte, von staatlicher Finanzierung höchst abhängige
Kunstschaffende verbrauchen sich über weite Strecken in einem kulturpolitischen Karaoke,
statt zusammenzugreifen und nach geeigneten Handlungsplänen loszulegen.
Das ist nun zwar polemisch und stark verkürzt, aber der
Status quo des Betriebes läßt keinen Zweifel zu: Wunder werden ausbleiben. Wir verlassen
uns besser auf eigenen Ideen. Zusammengreifen, das heißt doch zum Auftakt vor allem auch,
sich einen brauchbaren Befund über den Status quo zu verschaffen ...
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