5. Dezember 2006 Ich hab vorgestern
einen meiner "Geheimräte" zitiert. Das ist eine Art geheimer Rat, der sich in
Ratgeberei verausgabt, daß es eine österreichische Pracht ist. Was ein österreichischer
Künstler ist, der kommt kaum ohne solche Ratgeber aus, die ihrerseits oft Künstler sind.
Es erreichen mich Artigkeiten wie "du schmierenliterat und tagebuchschreiber"
und Befunde wie:
>>eine zeitlang habe ich gedacht, dass du eine
besonders abgefeimte type bist ich bin jedoch zum schluss gekommen, dass du bloss dumm
bist und ein produzent von boomerangs, die bloss immer wieder, nachdem du sie geworfen
hast, deinen eigenen schaedel treffen.<<
Man wird leicht feststellen, daß derlei Geheimräte, falls sie auf dem Kunstfeld
tätig sind, sich nach mehr Bedeutung und Anerkennung verzehren. Ob nun mit oder ohne
Talent, man könnte sich in seiner Tatkraft jenen widmen, die den Kunstmarkt maßgeblich
prägen. Aber das hieße, es sich vielleicht mit jenen nachhaltig zu verderben, von denen
man immer noch, nach all den Zurückweisungen, Aufmerksamkeit erhofft.
Daraus folgt gelegentlich oder sogar häufig, daß auf die Art von der Kunstwelt
vernachlässigte Menschen mit all ihrer Energie auf andere Kunstschaffende losgehen. Da
riskiert man nichts bis wenig, kann regelmäßig für Spannungsabfuhr sorgen und hat seine
Feindbilder, mit denen man sich auskennt:
>>geh zum psychiater, du gehoerst in
therapie, du bloedmann<<
Paßt alles (unter anderem) zum Motto vom 27.
November: "Mangel an Professionalität und Selbstbewußtsein" ... und landet
schließlich in "PUNCH -- eine kleine enzyklopädie der beschimpfungen".
Cut!
Martin Staudinger hat im "profil"
ein launiges Fazit aus dem Besuch des Papstes in der Türkei gezogen. Was sich aus all dem
für das Verhältnis des "Westens" zu islamischen Kulturen ergibt, bleibt
abzuwarten.
Ich hab schon lange
nicht mehr gesehen, daß man sich der Orthodoxie so ostentativ zugewandt und die Idee der
Ökumene hervorgehoben hätte. Dabei war Bartholomaios I. häufig im Gespräch; als
"Oberhaupt von weltweit 300 Millionen Orthodoxen", was ich irritierend finde.
Ich hatte am 30. November notiert, was wir als
Papsttum kennen, sei den Orthodoxen fremd. Denn die kirchenrechtliche Selbstständigkeit
von Kirchen (Autokephalie) führt zu kuriosen Verhältnissen. Als Beispiel: Die
Orthodoxe Kirche Amerikas wurde vom Moskauer Partriarchat als selbstständig anerkannt,
das Ökumenische Partriarchat verweigerte diesen Akt. Die Makedonische Orthodoxe Kirche
wird von überhaupt keiner der anderen anerkannt. |
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Ein Partriarch ist in der Orthodoxie nicht mehr als ein leitender Bischof. Wie
mag sich da ein "Oberhaupt von weltweit 300 Millionen Orthodoxen" ausgehen, wenn
noch das Prinzip der urtümlichen "Gesamtkirchenleitung" als
"Pentarchie" geregelt ist? Was die fünf Patriarchate der "altkirchlichen
Zeit" meint, nämliche Rom, Konstantinopel, Antiochia, Alexandia und Jerusalem.
Cut!
Kofi Annan, Generalsekretär der Vereinten Nationen, hatte vor zwei Jahren klar
geäußert, er halte den Irak-Krieg der USA für illegal:
>>A: Yes, I have indicated it is not in conformity
with the UN Charter, from our point of view and from the Charter point of view it was
illegal.<< [Quelle]
Nun faßt er den Stand der Dinge aus seiner Sicht zusammen,
wobei er deutlich macht, daß die Zustände da nun schlimmer seien als unter Saddam:
>> Nach Ansicht von UNO-Generalsekretär Kofi
Annan sind die Aufstände im Irak "viel schlimmer" als ein Bürgerkrieg.
Aufgrund des Niveaus der Gewalt, der Anzahl der getöteten Menschen, der Verbitterung und
der Art, wie die verfeindeten Lager Jahre miteinander gekämpft hätten, sei der Konflikt
im Libanon in den 70er und 80er Jahren als Bürgerkrieg bezeichnet worden, sagte Annan am
Sonntag in einem Interview mit der BBC, das am Montag ausgestrahlt werden sollte. "Im
Irak ist es viel schlimmer." Der US-Einmarsch im Irak 2003 hätte nach Annans Ansicht
verhindert werden können, wenn den Atom-Inspekteuren mehr Zeit gegeben worden
wäre.<< [Quelle]
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