27. November 2006
Die Blaue Moschee ... lag heuer für einige Zeit auf meinem
Nachhauseweg. Als wir "Exociti" realisiert haben. Wo ich einige Gelegenheit hatte, mir
Eindrücke zu verschaffen, daß die Türkei aktuell ihre Identitätskrisen hat, wie auch
dieses EU-Europa ... und wie man es gleichfalls aus Ländern der Orthodoxie hört. Wo sich
das mächtigste, Rußland, gerade damit hervortut, daß ihm kritische Menschen gewaltsam
wegsterben, ohne daß die Regierung dafür verantwortlich sein will.
Wie praktisch für Herrn Putin, daß sowas einfach
geschieht. Wie bedrückend, daß er darüber so traurig sein muß. Aber! Die Blaue Moschee
...
Man sollte es den Regierungsoberhäuptern des Staates
Vatikan vielleicht ja gutschreiben, daß sie im neuen Jahrtausend sich langsam aufraffen,
sich mit einer der großen monotheistischen Religionen einen achtsameren Umgang zu
leisten:
>>Besuch der Blauen Moschee. Benedikt
würdigte die reiche Geschichte und Kultur der Türkei. Deshalb wolle er dem Volk sowie
den Politikern dieses Landes seine Wertschätzung und aufrichtige Freundschaft bekunden.
Eben damit begründete sein Sprecher Federico Lombardi auch den geplanten Besuch in der
Blauen Moschee. Dieser sei ein Zeichen des Respekts vor allen Muslimen. Es wäre Benedikts
erster Gang als Papst in ein muslimisches Gotteshaus. Sein Vorgänger Johannes Paul II.
hatte 2001 als erster Papst überhaupt eine Moschee in Damaskus besucht.<< [Quelle]
Denn es ist unter Staaten so wie auch auf
kommunaler Ebene oder in privaten Einrichtungen. Leisten sich die Opinion Leaders
abschätziges Gezänk, wird das all zu gerne als Legitimation genommen, Abschätzigkeit
und Gezänk machen so allgemein Furore.
Das gilt ja gerade auch unter uns
"gnadenlos Guten" auf dem Kunstfeld. Jazzer Berndt Luef hat mir in einer Mail gestern Abend ein anschauliches
Beispiel dafür geliefert:
>>Wenn Du Dich wunderst, dass nach dem
großen Ärger, den ich bis vor wenigen Tagen empfunden habe nun solche Überlegungen von
mir kommen, dann muss ich einfach sagen, dass in der letzten Woche etwas zerbrochen ist.
Das ist wie bei einer Beziehung: wenn dir einmal klar ist, dass es vorbei ist, kann man
den Realitäten ins Auge schauen, die schönen Erlebnisse als Bereicherung annehmen und
das Ungute von einer anderen Seite aus betrachten.
Ich habe 18 Jahre im Forum Stadtpark
gearbeitet, mich mit den Eitelkeiten, Intrigen und Hinterhältigkeiten des Kulturbetriebes
außerhalb und besonders auch innerhalb des Hauses auseinandergesetzt, zu akzeptieren
gelernt, dass man machen kann was man will, es wird immer jemanden geben, der dir die
geringste Budgetsumme neidig ist und es wird immer jemanden geben, der deine Projekte für
beschissen hält (heute sagt man dann "zu wenig innovativ").
Ich habe schnell gelernt, dass es immer die
"Meinungsmacher" gibt und mich aus den persönlichen Seilschaften, die dann oft
genug in große Feindschaften umgekippt sind, herauszuhalten, habe gelernt konstruktive
Kritik von Schlechtmacherei zu unterscheiden und da die Projekte für mich wie meine Musik
"Lebenslinien" darstellen, bin ich auch immer dafür gerade gestanden.<<
Diesen Befund unterschreibe ich sofort. Nicht
bezüglich "forum", dazu fehlte mir die Innenansicht, ich war dort stets nur
Gast und kenne den "Hausbrauch" nicht, aber für den Kunstbetrieb schlechthin,
da braucht man sich nichts vorzumachen.
Ich vermute, man muß das möglichst
unaufgeregt feststellen. Mobbing hat immer dort seine glänzendsten Karrierechancen, wo
die Mittel eng werden und mehreren primären Akteuren auf dem Feld Selbstbewußtsein
fehlt. Das fehlt nur zu leicht, wo es an Professionalität mangelt. So geht alles hübsch
zusammen ... da steigen dann Opferzahlen und Ausfälle.
Derart schießt man sich als Kunstschaffender
am effizientesten selbst in's Knie und gibt den Ängstlichen, Zaudernden und
Mißgünstigen Recht, die man in Verwaltung und Politik überall finden kann, die nur all
zu bereit sind, Kunstschaffenden ganz generell Zurechnungsfähigkeit abzusprechen. Kurz,
diese Art der Blödheit beschädigt die eigene Berufssituation wirkungsvoll und
nachhaltig. So produziert man verläßlich, was man fürchtet und haßt ...
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