14. September 2005
Nach der "Short Run
Exhibition" zum Thema "Tote Handschuhe" hat Lola Peschl (WSKKFV) das
Thema aufgegriffen ...
"auf meinem baustellenspaziergang letztes
wochenende, drüber gestolpert, gesehen, für dich fotografiert. fundort 1: petersbergen,
st-peter, graz. unfertiger pool...."
Cut!
Johannes J. Musolf, von dem im "long distance
howl" eine ganze Reihe von Positionen stammen, hat eben seine Website neu aufgebaut.
Cut!
Die Nationalratsabgeordnete Andrea Wolfmayr gehört meiner
Generation an. Sie ist Autorin und war viele Jahre lang aktiver Teil jenes Milieus in
Graz, das sich im Kielwasser der ersten "forum stadtpark"-Besatzung Anfang der
1980er zu orientieren versuchte. Das ist ein Stück Hintergrundfolie des aktuellen Appells
von Wolfmayr, deren Selbstverständnis aus jenen Tagen ich als das einer emanzipatorischen
Schriftstellerin in Erinnerung habe.
Ich war ziemlich überrascht, dieses Dokument von ihr in die Hände zu bekommen, weil es so detailreich
illustriert, womit ich mich hier gerade befasse.
Am 12.9.05 hab ich
schon jene Passage aufgegriffen, die besagt, es gäbe eigentlich nur EINE relevante Partei
zum Wohle der steirischen Bevölkerung und nur EINE Führungskraft, die zur Regierung des
Landes von Belang sei. Das klingt nach Pjöngjang. Aber man muß zugute halten, was mir
ein ÖVP-Bürgermeister gelegentlich gesagt hatte: "Wahlkampf heißt verkaufen."
Das ist ja klar. Pjöngjang hin oder her ...
Wolfmayr kann, wie man sieht, nicht am Kommunisten Ernest Kaltenegger vorbei. Es erstaunt, was
man hier unter der Wolfmayr-Headline "Nicht verhetzen lassen" explizit
vorfindet:
"Wer an Kaltenegger denkt, soll sich die
Chaotenpartie vorstellen, die er automatisch mit wählt, ..."
Naja, ich versteh schon, die Autorin wollte bloß zeigen,
was sie mit "verhetzen" meint. Aber jetzt kommt sie so richtig zur Sache:
"... und soll bedenken, dass er die Verantwortung
dafür trägt, einen Kommunismus, der in Europa eigentlich total außer Diskussion stehen
müsste, wieder stark zu machen! Der Kommunismus strebt die Zerschlagung unserer
Zivilgesellschaft an, - wers nicht glaubt, braucht sich nur die Website anzusehen, die
Manifeste, die Flugblätter."
|
Also! Welche
Dokumente muß ich nun lesen, um diese Bedrohung in meiner Heimat zu erkennen? Oder anders
gefragt, welche Dokumente hat denn Wolfmayr gelesen, um zu solchen Befunden zu kommen? Ich
unterstelle mal: keine! Sie spielt hier bloß auf dem
Klavier alter Ressentiments. Die wir von der Generation unserer Eltern und Großeltern
zugespielt bekommen haben. Das übliche Reflex-Ensemble zu "Kummerl & Co".
Las man gestern die "Kleine Zeitung", konnte man
die nebenstehende Passage nicht übersehn. Was zeigt, da war nun Wolfmayr schlauer als
ihre politische Erfinderin, Waltraud Klasnic. |
Das heißt, es ist mir hier ein höchst
anschauliches Exempel von vorauseilendem Gehorsam auf den Tisch geflattert. Was mich an
solchen Verfahrensweisen immer wieder so verblüfft, ist der völlige Verzicht auf
intellektuelle Redlichkeit. Denn auch wenn man einrechnet, daß Wahlkampf verkaufen
heißt, muß man doch gerade in politischen Diskursen belegen können, was man behauptet
oder unterstellt.
Was mich ferner verblüfft, in diesem Wolfmayr'schen
Kampfpapier ist die kleine kommunistische Partei in der Steiermark ins Zentrum der
politischen Auseinandersetzung gerückt. Eine Aufstellung gegenüber der steirischen
Sozialdemokratie fehlt ...
[Balkan-Reflex]
[kontakt] [reset] |