22. August 2005

Es beschäftigt mich schon eine Weile Klarheit zu finden, worauf sich denn seit mehr als einem Jahrzehnt die nicht verstummenden Vorhaltungen gegen den Autor Peter Handke stützen, er würde Serbiens Rolle im Sezessionskrieg Jugoslawiens verharmlosen, er würde Milosevic verherrlichen etc.

Es interessiert mich unter anderem deshalb, weil ich auf dem gleichen Feld der Öffentlichkeiten existiere, in einer vor allem durch Medien erzeugten "Realität" dieser Gesellschaft. Dabei ist immer wieder klärungsbedürftig, WER mit welcher Legitimation und mit welchen Mitteln hohe Definitionsmacht ausübt.

Schreibende haben darin seit Jahrhunderten exponierte Rollen. Demnach sind Medien- und Literaturkritik ein naheliegender Weg, solche Fragen zu behandeln. Handke kritisiert Journalisten. Journalisten kritisieren Handke.

log496w.jpg (20533 Byte) Wenn etwa der renommierte Hans Rauscher im "Standard" (5.7.05) explizit darüber nachdenkt, daß man auf Handke eine Art Verbotsgesetz anwenden könnte, muß es wohl schwerwiegende Gründe geben.

In Österreich meint "Verbotsgesetze" gewöhnlich jene, die gegen eine Wiederbetätigung der Nazi etc. formuliert sind. (Siehe dazu diesen Eintrag!) Was hat also Handke geschrieben und publiziert, das rechtfertigt, ihn in diese Ecke zu schieben?

In den zwei frühen Publikationen, die da meist genannt werden, konnte ich keine einzige Stelle finden, die solche Angriffe rechtfertigen würde.

"Eine winterliche Reise zu den Flüssen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" (1996) hab ich HIER schon auf entsprechende Zitate hin behandelt.

Mit "Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise" (1996) bin ich noch nicht ganz durch.

Nun, weiter, nach meiner letzten Notiz am 8. August 2005. Auf Seite 60 schreibt Handke kurz über die Zerstörung zweier Moscheen, weil darin, so hieß es, Waffen gelagert waren. Ab Seite 62 erzählt er davon, daß er mit seinen beiden "Serbenfreunden" die Drina abwärts nach Srebrenica, dem "Silberstädtchen" unterwegs sei. Seite 65:

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[Zu Peter Handke]

Cut!

Uuups! He did it again! Alle paar Tage verkündet mein Stalker Dinge wie:
"apropos, der mailwechsel meinerseits mit herrn martin krusche ist vom heutigen tage 21.8.2005 an ausgesetzt !"

Und schreibt mir doch immer wieder. Warum? Was geht da mit ihm durch? Ich denke, man wird nicht von einem Tag auf den anderen zum Denunzianten, der sich einer imaginären oder realen "höheren Instanz" andient, indem er seine Umgebung abholzt. Man muß sich dazu ein "Sendungsbewußtsein" erarbeiten, in dem vermutlich ALLE zum Feindbild mutieren, die einem widersprechen, den eigenen Ansichten entgegenstehen.

Ich habe am 16. August notiert: "Mein Operetten-Österreicher ist in Personalunion Erhebungsbeamter, Ankläger, Geschworener, Richter und Exekutor der selbst verschriebenen Maßnahmen. Er behauptet einfach, belegen muß er nicht." Ein totalitäres Konzept!

Will man die postfaschichtische Operetten-Republik mit ihren präfaschistischen Phänomenen begreifen, will man verstehen, warum nicht bloß die Leserbriefspalten der "Kronenzeitung" immer wieder Denunzianten und Menschen mit Hang zur Lynchjustiz vorführen, hilft eventuell die Suche nach Kontinuitäten. Eine Autorin schrieb mir:

"Ich hab ihn in der ersten Hälfte der 80er kennen gelernt und sofort gespürt, der ist unberechenbar, aggressiv und ein völlig unstrukurierter Mensch, der zum verbissenen Bullterrier wird, wo ich noch gar nicht kapiert habe, worum es eigentlich gehen soll."

Ein Autor, dem der Stalker hinterher war, schrieb mir:
"in der folgenden nacht bombardierte mich/uns xxxx zwischen 22h und 3h früh mit telefonaten, bei denen er jedesmal wenn meine lebensgefährtin abhob, sie beflegelte: "hure", "na, nutte, wie viel verdienst für den yyyy am strich?" usw."

Das drückt ja ein ganz erhebliches Maß an Gewaltbereitschaft aus. Anderen Menschen so zuzusetzen. Solche Attacken huldigen dem "Primat der Aktion", einem konstituierenden Element des Faschismus. Wie es die Rollkommandos der SA seinerzeit realisiert haben. Terror direkt!

Dazu grimmige Witzigkeit, wie sie der Stalker gerne pflegt, wie seine Zuschriften zeigen. Was bringt jemanden dazu, so aufzutreten? Wilhelm Reich gibt in seiner "Rede an den kleinen Mann" eine passablen Denkanstoß:

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Es mangelt dem Mann nicht an Sendungsbewußtsein, wie eine Mail vom Dienstag, 26. Oktober 2004 15:09 belegt, in der ich erstaunlicher Weise noch als Referenzperson angeführt wurde: DIE MAIL.

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