19. August 2005

Ich hab gestern gefragt, was denn eine Gräfin sei oder tue. Laut Brockhaus ist der Graf ursprünglich ein "Schreiber", ein Amtsträger und Stellvertreter des Königs gewesen. Der Ausgang des Ersten Weltkrieges hat dem deutschen und österreichischen Adel vermutlich eine Revolution erspart, mit Blick auf 1848 muß es für Österreich ja heißen: eine weitere Revolution erspart.

Der Adel hat danach viele seiner Vorteile verloren. In Deutschland dürfen Adelstitel nur noch als Teil des Namens geführt werden. Österreich, damals Deutschösterreich, hat Adelstitel und -privilegien am 3. April 1919 per Gesetz komplett abgeschafft.

"LH Klasnic verteidigt Andrea Herberstein: Gräfin habe Bekanntschaft 'nicht ausgenützt'" (Quelle)

Es war also schon Otto Herberstein, den Andrea Untersteiner in den 1970ern geehelicht hat, zwar Nachfahre eines alten Adelsgeschlechtes, aber nun mal kein Graf. Es ist Andrea Herberstein keine Gräfin. Doch in der Operettenrepublik Österreich arbeitet selbst der Landeshauptmann dieser sozialromantischen Klamotte noch zu.

Cut!

Zum Balkan-Reflex gehört es offenbar, daß man sich "Die Türken" zurechtstellt, wie man es gerade braucht. Ich hab am 3. Oktober 2004 ein Statement des ÖVP-Politikers Othmar Karas (und dessen Begründung) notiert:

"Ob die Türkei grundsätzlich EU-Mitglied werden kann, ist damit seit fünf Jahren mit einem Ja entschieden."

Daß seither vor allem Politiker der ÖVP, der vaterländischen FPÖ und neuerdings des BZÖ uns ein ganz anderes Bild vorgaukeln, ist irritierend.

Im Falter # 29/05 fand man unlängst ein Gespräch zwischen Brigitte Ederer (SPÖ) und unserem vormaligen Außenminister Alois Mock (ÖVP) abgedruckt.

Mock hatte sich ja mit Beiträgen zur Eskalation des jugoslawischen Sezessionskrieges stark exponiert.

Und wird das in einem zeitgeschichtlichen Diskurs vielleicht noch zu rechtfertigen haben, wie Deutschlands vormaliger Außenminister Genscher schon jetzt.

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Wer also heute lautstark betont, die Türkei gehöre nun mal nicht zu Europa, weshalb sich allein schon jedes Gespräch zur Sache erübrige, argumentiert an der sicherheitspolitischen Realität Europas zügig vorbei.

[Balkan-Reflex]

Mein Stalker, der nicht müde wird, mich als einen Nazi vorführen zu wollen, hat in seinen Botschaften festgestellt:
"wer mit krusche geht, marschiert ins abseits oder ins elend du bist ein verfuehrer und dein daemon heisst veitstanz, pardon vogeltanz"

Tja, was soll ich sagen, unlängst mußte ich ansehen, was geschieht, wenn Vogeltanz die Beherrschung verliert. Woraus mir dämmert: Es könnte was dran sein.

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Mein Operetten-Österreicher befaßt sich übrigens auf sehr originelle Art mit Zeitgeschichte, er hat mir folgende, durchaus erbauliche Geschichte übermittelt:

"abschliessend ein witz, den ich kuerzlich im wiener naschmarktlokal namens eiserne
zeit gehoert habe:
fraegst du einen altes hanseatisches nordlicht, ob er ein nazi gwesen waere, sagt
der: jawohl
fraegst du einen alten muenchner, ob er ein nazi gewesen waere, sagt der: jo mei
fragst du einen oesie, einen ehemaligen ostmaerker, ob er ein nazi gewesen

waere, sagt der: ich nicht, aber der da..."

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