30. Juli 2005 Gestern, beim
Kaufmann, vor mir an der Kasse dieses "So eine Hitze heute! Und ihr habt es so schön
kühl herinnen." Die Kassiererin verdrehte die Augen und meinte, als wir unter uns
waren: "Ich kanns nicht mehr hören. Den ganzen Tag sagen die Leute das
gleiche."
Cut!
Schöne Maschine! Sehr schöne Maschine!
Cut!
Gleisdorf hat an diesem Wochenende Kirtag. Was nicht nur
Ramsch, Würstelbuden und Ringelspiel bedeutet. Mein Sohn war ganz vergnügt darüber,
daß er von einem der Dinger fast kotzen mußte, tolle Anlage. Für mich verheißt Kirtag
fröhliche Momente am Bücherstand der Katholischen Frauenbewegung, von dem ich auch
diesmal zwei Gänge mit schwerer Last zu absolvieren hatte.
Es finden sich bei solchen Anlässen meist sehr
interessante Sachen aus der Zeit, auf die man anders gar nicht stoßen würde. So etwa
Festschriften der "Steiermärkischen Landesregierung", in denen man Hinweise
entdeckt, worauf sich unser Balkan-Reflex
stützt und wie die Bilder daher kommen.
Nach 1945 war man in der Steiermark (unter Landeshauptmann
Josef Krainer) sehr besorgt, Jugoslawien könnte seine Ansprüche bezüglich Territorium
(rund 3.000 Quadratkilometer) und Reparationen für Kriegsschäden (rund 150 Millionen
Dollar) durchsetzen.
Ein Anspruch der Südslawen, welcher zu allererst schon an
der "Moskauer Deklaration" scheiterte und auch später von den
"Siegermächten" abgelehnt wurde. Hierzulande hoffte man auf eine Grenzziehung
wie 1919, was sonst immer abschätzig das "Diktat von St. Germain" hieß
(Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg), war dabei die Traumvariante. Und wurde auch
weitgehend so realisiert.
Im Ringen um diese Grenze besuchte am Ostermontag 1949 der
Sonderbeauftragte für Staatsvertragsverhandlungen, Samuel Reber, die Grenzregion. Ihm
wurde in Radkersburg ein Memorandum überreicht, das folgende staunenswerte Intrada hatte:
"Es soll uns kein Türk und Teufel nit reißen aus
unsrer heiligen österreich'schen Erd!" (Quelle:
"Steirische Bewährung ...") Das ist, vermute ich, einem wesentlich älteren
Dokument entnommen. Und erinnert erstaunlich an die jüngsten Aussetzer des
(christlichesozialen) Grazer Bürgermeisters Nagl, der lokalpolitische Problemlagen nutzt,
um Türkensturmphantasien als gegenwärtiges Angst-Szenario zu behaupten. (Siehe Eintrag
vom 6. Juli)
Bloß, in jenem Memorandum ging es ja um eine Lobbybildung
gegen die Südslawen, "die Jugos" vulgo "ollas Tito-Partisanen", was
damals quasi ein Synonym für "Kommunisten" also "Kummerln" gewesen
ist. Eine Zusammenreimung, die auch heute noch funktioniert, wie die unsägliche
"Kummerl-Nummer" der steirischen Grünen illustriert. (Siehe Eintrag vom 5. Juli)
Hier haben wir also die Kette der Bilder: Balkan / Türken
/ Jugos / Kommunisten als (gegenwärtig) universell einsetzbares Ressentiment-Paket.
Der genannte Landeshauptmann Krainer hat dieses Motiv im
Kontext "Wahre nationale Politik" zum Beispiel 1953 explizit gemacht, es wurde
ihm 1963 vom christlichsozialen Lager schwarz auf weiß bestätigt. (Anläßlich seines
60. Geburtstages, siehe Eintrag vom 6. Juli.)
Cut!
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Post aus Neuseeland.
Das ist nun das reale "Buch von der unerwiderten Liebe". Genauer: "response
and responselessness" von Kah-Bee Chow and Marcus Williams, New Zealand 2003 -
2005" Damit ist das Artefakt da, die Ebene im
Web besteht schon [LINK],
ich darf verraten, daß ich in der Reihe anonymer Beiträge vertreten bin, das ist also
eine weitere Linie im Trail, die entfaltet wird. Ein Thema, zu dem doch die meisten unter
uns aus dem Nähkästchen zu plaudern vermögen ... |
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