6. Juli 2005

Was hab ich mich über eine Rezension von Christian Schachinger (in "Der Standard") amüsiert, da dieser tapfere Mensch ein Konzert von "Slayer" besucht hat. "Satan verteilt Watschen" schrieb er. Und: "Wer lacht, hat schon verloren. Lachen heißt: zu den falschen Göttern beten." Weil: "Gott ist nicht tot, Gott ist sauer."

Cut!

Einiges, was ich schon als junger Mensch gerne getan hab, kann ich jederzeit wieder tun. Es besteht kein Zweifel, daß ich gelegentlich ein junger Mensch gewesen bin, darauf gibt es unmißverständliche Hinweise. Was ich heute noch tun kann, bloß ein Beispiel, ich kann in die Küche gehen, "Razamanaz" (1973!) von "Nazareth" reinhauen, auf Track #3 stellen, aufdrehen bis zum Abschlag, dann aber ...

log460b.jpg (8569 Byte) "... Have you seen that vigilante man / I've been hearin' his name all over this land / Lonely nights down in the engine house / Sleepin' just as still as a mouse / Man comes home, chase the crowds in the rain / That's a vigilante man ..."

Das ist eine wirklich böse Nummer, von Dan McCafferty unvergleichlich in unsere Herzen gerammt, oben, am Anschlag, also volle Wäsch’, wie wir zu sagen pflegten. Was für Momente in der Küche!

Ich weiß jetzt nicht, ob man bei uns weiß, was Vigilanten sind. Wenn einer, still wie eine Maus, im Maschinenraum schläft, "Tell me why does that vigilante man / Carry that sawed off shotgun in his hand", ja, warum trägt der eine abgesägte Schrotflinte mit sich herum?

Vigilanten sind Leute, die das Recht selbst in die Hand nehmen, wie man so sagt, also es sich anmaßen. Die Protagonisten von Lynchjustiz. Grade ist so ein legendäres Exemplar, der Ku Klux Klan-Gefolgsmann "The Preacher" Edgar Ray Killen, steinalt, in Amerika auf 60 Jahre weggesperrt worden. Weil er vor einer Ewigkeit und drei Tagen dafür gesorgt hat, daß einige Bürgerrechtler vom Leben in den Tod geschafft wurden.

Wer auf sich hält, wer sich der Zivilisation verpflichtet fühlt, mindestens: den Menschenrechten, nimmt dagegen eher teure Verfahren in Kauf, in denen eines Menschen Schuld bewiesen werden muß. Und mit einem Urteil festgestellt. Das angefochten werden kann. Da wird weder schnell aufgehängt, noch die abgesägte Schrotflinte unter dem langen Mantel hervorgezogen. Oder, wie ich vor einiger Zeit in einer Email zu lesen bekam: "Meine Mutter hat einmal gesagt, wenn Sie mein Vertrauen missbrauchen, dann soll ich Ihnen ausrichten: Sie hat 'ne 45 und 'ne Schaufel... :-))))"

Das war nur ein SCHERZ, Leute. Sowas machen wir hier nicht. ... Aber! Was wollte ich nun eigentlich erzählen?

Cut!

Urangst. In Graz habe man eine Urangst vor den Türken, meint Siegfried Nagl, der christlichsoziale Bürgermeister von Graz. Das ist Sigmund Freud etwas schlampig. Urangst. Naja, wer weiß ...

log460c.jpg (14491 Byte) Quelle: "Kleine Zeitung". Gschlamperter Freud hieße zwar: mehr in der Seele, also im Untergrund, gewissermaßen. In den Köpfen, das glaube ich weniger. Denn das betrifft historische Ereignisse des 16. und 17. Jahrhunderts. Das haben die Leut in den Köpfen? Da haben sie doch nicht mal mehr die 1930er-Jahre. Damals war Graz nämlich die "Stadt der Volkserhebung".

Was das gewesen ist? Sehen Sie! Na, jedenfalls ist Adolf Hitler von der "Gauhauptstadt" sehr angetan gewesen. Aber wird Graz damit assoziiert? Haben wir das in den Köpfen? Ich zweifle. Graz. Das ist doch auch die Stadt, in der ein katholischer Kaiser sein Wort gebrochen hat und einen politischen Mord durchführen ließ.

Najaaa, das ist so lange her. 15. Jahrhundert. Als der steirische Ritter Andreas Baumkirchner anläßlich einer Kontroverse mit Friedrich III im zugesicherten freien Geleit seinen Kopf verlor. Von der Hand des "Freimannes". Ganz ohne Gerichtsverhandlung. Ein Kaiser als Lügner und Anstifter eines Mordes?

Nein, wer möchte sich darüber schon den Kopf zerbrechen? Es ist doch eher das Seelische, das Urängstliche, worin wir angerührt werden, wenn wir an "Kümmeltürken" denken, an "Mohammedaner", obwohl das natürlich auch so urängstlich unscharf ist, denn kein Moslem käme auf die Idee, sich als Anhänger Mohammeds zu verstehen. Aber. ich gedenke des Heimatkunde-Unterrichtes in meiner Volksschulzeit, was wüßte ich sonst schon vom "Türkensturm"?

Die angebliche "Urangst" ist dann, bei genauerem Hinsehen, sehr viel mehr das Produkt solider Meinungsbildung seitens Politik und Bildungssystem ...

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