13. Juli 2005

Meine Gänge durch ein überschaubares Viertel auf dem linken Murufer von Graz, Beitrag zum kommenden "steirischen herbst", münden in ein Set von Foto-Essays: area8020_revisited.

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Das hat so seine sehr aufschlußreichen Momente. Als ich etwa gefragt wurde, was es hier zu fotografieren gäbe. Und ich nannte die auffällige Fassadenfarbe, fragte, ob das eine Betriebsstätte sei. "Nein, das war so ein Künstler."

Cut!

Gestern hat mich Edith Zitz angerufen, Kultursprecherin der steirischen Grünen, um nach meinen Einwänden zu fragen. Weil ich gemeint habe, die genannten Quellen würden auf keinen Fall den überaus schweren Vorwurf begründen: "Kaltenegger und die Kommunisten verteidigen Kriegsverbrecher Milosevic".

Gerade rund um den zehnten Jahrestag der Massaker von Srebrenica (11.Juli) bringt man sich ja unter peinlichen Verdacht, wenn man dieses Motiv leichtfertig aufgreift und zum eigenen Nutzen gegen politische Opponenten einsetzt. Um so mehr, als darin (im steirischen Fall) auch sehr leicht alte antislawische Ressentiments und Motive aus dem Kalten Krieg neuen Brennstoff erhalten.

Schließlich waren eben noch die "Herrenmenschen" sogar in der steirischen Landespolitik hochrangig positioniert. Die waren eindeutig antislawisch aufgestellt. Wie der langjährige steirische Landtagspräsident Franz Wegart, der heute im Seniorenbereich aktiv ist. Ein Prediger des Landes: "Als letzter aktiver Politiker der Frontsoldaten-Generation möchte ich an die jüngere Generation appellieren, sich für das Land zu exponieren, zeitlose Werte nicht über Bord zu werfen und im Hinblick auf kommende Herausforderungen Solidarität zu üben." Was hielt der bekennende Anhänger der "Kameradschaft IV", einem Traditionsverband der Waffen-SS, anno 1993 für zeitlose Werte? "Fahneneid, Gehorsam, Disziplin und Kameradschaft".

Und während der jetzige Bürgermeister von Graz recht ungeniert behauptet, man habe ebenda eine "Urangst" vor den Türken, deren Armee vor Jahrhunderten hier durchgezogen ist, ist das Motiv der "Herrenmenschen", die auf Slawen herabblicken, zur Zeit aus dem öffentlichen Diskurs eher ausgeblendet. Aber ich schätze, die Ressentiments sind keineswegs vom Tisch. Unsere  Balkan-Reflexe behaupte ich als wach wie eh.

Gut. Es ist nun der "Kummerl-Nummer-Button" als eines der Topthemen von der Startseite der Grünen wieder verschwunden. Edith Zitz sagte mir, man werde die Sache intern diskutieren. Und. Ich fand auf der genannten Website ein überaus interessantes Dokument, das den Grünen offenbar eben erst zugespielt wurde.

"FHL" ist die "Frau LandesHauptmann" Waltraud Klasnic, die sich, wie ich höre, schon ein wenig entschuldigt habe. Das Papier gibt Einblicke in die Wahlkampfvorbereitungen der steirischen ÖVP:

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Ja warum denn nicht kurz, leicht verständlich, unsachlich und untergriffig?

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Dazu der Lady-Boss, angesichts der Evidenz doch sehr diplomatisch, auf der VP-Website:

Offener Brief an alle Mitbewerber

LPO Waltraud Klasnic zur aktuellen Debatte über Leserbriefe und Postings:

Die Gesprächskultur, die Sprache sind der Spiegel einer Verantwortung die man wahrnimmt.Viele Menschen in diesem Land kennen mich und meine Aussagen, meine Handlungen und vor allem meinen Umgang mit dem Nächsten. Bestimmte Gespräche und die damit verbundenen Folgen kann man mir weder unterstellen noch haben sie solches von mir je gehört.
Wenn es im Zuge einer Wahlbewegung Aussagen bzw. Schriftstücke gibt, die dem widersprechen, dann entschuldige ich mich dafür in aller Form.
Auch wenn ich persönlich in den letzten Jahren einer ständigen Kampagne ausgesetzt war, sage ich ganz klar: wir werden nicht mit den gleichen Mitteln zurückgeben. Daher bedauere ich die Aussagen der letzten 24 Stunden sehr.

12. Juli 2005

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