martin krusches [flame] logbuch / blatt #31


Der Iveco von vorhin, Offroader, Asien ... Kurz vor dieser Convention hatte mich Ferdinand Thaler angerufen, ein Großmeister im Frisieren von "Puch-Schammerln", um mir zu stecken, daß Gunther W. Holtorf auf seinem Rückweg von Asien sich in der Oststeiermark einfinden werde, in einem entlegenen Winkel, wo einer der weltbesten Puch G-Mechaniker lebt.

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Der heute 70jährige Holtorf hat auf seinem Puch G inzwischen rund 600.000 Kilometer durch viele Winkel der Welt absolviert, er ist nun schon über ein Jahrzehnt unterwegs. Wobei er sich auf sein Fahrzeug verlassen können muß, denn es trägt ihn an Stellen, die ich nicht einmal zu Fuß passieren möchte.

Alois Adler, "Der Adler" genannt, arbeitet praktisch seit 30 Jahren auf dem G und wirkt auf mich wie Hephaistos der Schmied aus der griechischen Mythologie. Redet nicht viel, schaut auch nicht viel auf, bleibt über die Fahrzeugteile gebeugt, wie Hephaistos über seine Esse.

Es ranken sich um ihn allerhand Legenden und manches davon gilt als überaus verbürgt. Wie etwa die Geschichte, daß "Der Adler" sich seinerzeit zuhause eine Werkstatt eingerichtet habe, zu der gehörte, daß er von der Garage aus ein Loch in die Decke bohrte, rauf in's Schlafzimmer, wo er eine Stahlplatte über das Loch geleget haben soll, um einen Haken hineinzuschrauben, über den er die Motoren aus Reparaturfahrzeugen heben konnte. Das war quasi nicht ganz amtlich ... in der Art gehen die Geschichten um diesen Mann.

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Wenn ich oben Thaler einen Großmeister im Frisieren von "Puch-Schammerln" nannte, dann meint das wörtlich: Meisterwerke. Er selbst würde freilich, so meine Erfahrtung mit ihm, derlei Zuschreibungen eher ärgerlich mit einer wegwerfenden Geste quittieren.

Ich durfte nun endlich in die Garage eines Thaler-Vertrauten, der wiederum gar nicht wünscht, daß man ihn mit diesem Auto öffentlich in Verbindung bringt. Sieht harmlos aus. Ist es aber nicht. Ein rennfertiger, von Thaler getunter Steyr Puch 650 TR II. Mit sowas hat man zu seiner Zeit bei allerhand Bergrennen sogar Porsches geschnupft. Schwer zu glauben? Diese "Renn-Semmel" bringt ja keine 500 Kilo auf die Wage, hat wirklich Dampf im Heck und ein Fahrwerk für Kurvenlagen, auf die Art testet man normal Austronauten.

Ich erzähle bisher immer noch und weiter lauter Dinge, die sich innerhalb von zehn Tagen ereignet haben. Vom amerikanischen Schwermetall auf der vorigen Page zu diesen österreichischen Varianten kräftiger Lösungen auf vier Rädern. Im Heck des quietschroten TR II werkt ein Zweizylinder-Boxer. In einem anderen roten Teil, von dem es nur ein einziges Exemplar gibt, dem "Puch S", steckt einer der wenigen Vierzylinder-Boxer, die bei Puch gebaut wurden.

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Bei Thaler durfte ich den Mann, der diesen Motor kreiert hat, kennenlernen. Harald Sitter hat übrigens auch den ersten Motor des Steyr Puch "Pinzgauer" konstruiert. Er habe ihn über das Zentralrohr des Wagerns herum-konstruieren müssen, um ihn effizient unterzubringen.

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Was damit gemeint ist, hatte ich mir zufällig unmittelbar davor angesehen, als ich in Graz beim "Einser-Werk" herumgestiegen war, der ersten Halle, die Puch seinerzeit in Graz hingestellt hatte. Da werden heute Allradfahrzeuge gewartet. Zufällig lag an der Hinterwand ein Pinzgauer-Chassis, an dem man sehr schön sehen kann, wie der Motor zwischen den Pendelachsen auf dem Zentralrohr liegt; die Zylinderköpfe nach links ausgerichtet. Dahinter das "Gruppengetriebe"; die Welle zum Antrieb der Hinterräder verläuft im Zentralrohr.

Dieses Grundkonzept, Zentralrohr und Pendelachsen, stammt übrigens von Hans Ledwinka, einem Konstrukteur, der nach meiner Einschätzung Ferdinand Porsche überragt. Es ist ein extrem belastbares und verwindungssteifes Chassis. Die Steigfähigkeit des "Pinzgauers" ist legendär. Sitter erzählte mir, man könne damit auch über einen Stapel loser Baumstämme fahren. Was mir der alte Herr sonst noch so erzählt hat, wird wohl in der "Geschichten-Leiste" der Puch-Dokumentation auftauchen.

Erneut ein Sprung zurück zur Tattoo-Convention. Da traf ich nun den Besitzer jenes frühen Mustangs, den ich im Jahr 2004 auf meine "backroads" gestellt hab: [link]

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Peter Brandes hat den Wagen aus Erstbesitz erstanden, hält ihn weitgehend original, verzichtet also auch auf erhebliche Leistungssteigerung und andere Customizing-Schritte, fährt das Pony im Alltag. Das ist nach meinem Geschmack die Königsklasse der Liebhaber klassicher Automobile. Denn genau so, wie er da steht, lief der Mustang eben auch vor rund 40 Jahren im Alltag.

P.S.: Eine kleine "Puch"-Story hab ich unlängst im "Falter" angebracht: [link]

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