Blatt #58 | KW 9/2020

Notizen

Das sind bewegte Tage, in denen eine Reihe von Ereignislinien zu bündeln waren. Das gesamte Kräftespiel steht bei mir nun unter dem Projekttitel „Tesserakt“. Der Hyperecube (am Ende der Seite) ist ein Symbol für die verschiedenen, ineinander verschachtelten Räume, die zueinander in Beziehung stehen.

So hab ich eben meine Vitrinen, Kästen und Schubladen durchgesehen, Schachteln und Kisten aufgerissen, denn meine Sammlung an Modellfahrzeugen ist längst unüberschaubar geworden. Es ging darum, einen Beitrag für den Neustart des PUCH Clubmagazins zu illustrieren. (Siehe: Aufpoliert“!)

Eine ganz andere Ebene des Geschehens: Der Besuch bei Josef Laller. Handwerker. Händler. Sammler. Schwerpunkt Puch, mit Blick auf andere interessante Gebiete. Er hat einen vormaligen Gasthof an der alten oststeirischen Ungarnstraße adaptiert. Seit Jahrhunderten ein Ort der Mobilitätsgeschichte. (Siehe dazu Eintrag #1 und Eintrag #2 in meinem Logbuch!)

Schließlich: Naben. Da gibt es einen Hofrat, der es sich und mir verbietet, ihn ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Ein Mann von erheblicher Sachkenntnis zum Thema Puch. Manchmal, wenn Altmeister Fredi Thaler etwas für mich hat, ich aber grade nicht nach Graz komme, ist mir der Hofrat ein freundlicher Bote.

So bekam ich nun die Mappe mit den alten Unterlagen zu Fahrradnaben. Freilaufnaben. Schaltungsdetails. Zeichnungen. Prospekte. Belege des Einfallsreichtums und der Leistungen jener Leute, mit deren Produkten die Steiermark als Industriestandort wichtige Impulse erhielt.

Wir haben heute weitgehend vergessen, daß es die teilweise Industrialisierung der Steiermark gewesen ist, durch die geschickte Leute neue Jobs bekamen. Der Wohlstand, den wir heute genießen dürfen, hätte aus der steirischen Landwirtschaft allein niemals entstehen können.

Dafür waren zu viele Betrieb einfach viel zu klein. Darunter auch allerhand Selbstversorgerwirtschaften, die nicht für den Markt produziert haben. Es hat eine enorme Bedeutung, daß dieses Bundesland sich seit 200 Jahren in einer permanenten technischen Revolution befindet, wobei die Volksmotorisierung im 20 Jahrhundert eine prägende Rolle gespielt hat.

Dabei ist wiederum das Thema Moped von besonderem Belang, weil damit ein preiswertes Kraftfahrzeug ins Spiel kam, für das man keinen Führerschein braucht. Das wurde zum Teil einer sozialen Revolution, die noch heute unterschätzt wird.

Übrigens! Ich sah bei Laller – neben anderen Puch-Klassikern – drei Typhoon Roller. Italienische Fahrzeuge (Piaggo) mit Puch-Logo. Ein Hinweis auf den Verkauf des gesamten Puch Zweirad-Sektors nach Italien (in den 1980ern). Darüber wird heute nach wie vor wild spekuliert. Ich werde also diesen Teil der Geschichte hier noch erzählen.

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