Blatt #7 | KW 33/2019
Erst also die Tattoo Convention mit
der V8-Liga unter meinem Bürofenster. (Siehe dazu
Blatt #6!) Die hatte
ihr Finish am Sonntag, als
Ferdinand Micha Lanner um sechs Uhr
morgens von einer Tankstelle in Stuttgart rollte. Tag und Zeit
waren offenbar gut gewählt und die Verkehrslage ließ eine
moderate Reisedauer zu.
Also waren wir am
frühen Nachmittag Richtung Johann Puch Museum Graz unterwegs.
Und zwar über die Ries nach Graz. Eine historische
Schnittstelle, denn die Ries war Anfang des 20. Jahrhunderts
eine populäre Rennstrecke. Michas Großvater Ferdinand Lanner ist
damals für Puch Rennen gefahren und hatte an Verbesserungen der
Automobile gearbeitet, etwa am Antriebsstrang. Lanner I war
demnach auf dieser Strecke unterwegs gewesen.
Das Ein-
und Aussteigen will bei einem kargen Roadster erst einmal etwas
geübt werden. Der Morgan hat eine Menge Schubkraft. Das Kingpin
Suspension System seiner Vorderräder liefert gelegentlich etwas
beunruhigend Geräusche, die man ausblenden darf. Was bei einem
zeitgemäß aufgestellten Auto eine Alarmstufe ausdrücken würde,
denn so sollten Räder besser nicht durchschlagen, ist hier
banales Konstruktionsmerkmal.
Tag zwo. Durch die
Oststeiermark runter nach Bad Radkersburg. Das war von
symbolischem Gewicht, denn dort hatte Johann Puch bei Meister
Anton Gerschak eine Lehre absolviert. Daran wird in dieser Stadt
an der Grenze zu Slowenien natürlich erinnert.
Von
Radkersbug führen etwas gewundene Wege nach Leibnitz, wo Tom
Kada (unten rechts) seit vielen Jahren an alten Lastwagen arbeitet. Schwerpunkt
Steyr. Es kam bloß aus Laune ein Dodge WC 52 dazwischen, mit dem
wir dann ein wenig unterwegs waren.
Auf dem Foto links Lanner, rechts Tom Kada, am Chassis
eines
Steyr 380, dessen hölzerner Mannschaftswagen-Aufbau neu gebaut
werden muß. Das mag nun eine
Vorstellung vermitteln, was der Begriff „rollende Konferenz“
meint, wie ich sie kurz davon auch mit Norber Gall absolviert
habe. (Siehe Blatt #1!)
Es ist ein permanentes Arbeiten an den Themen, in wesentlichen
Abschnitten auf der Straße, unterwegs, aber dann auch in
Werkstätten, Garagen etc.
Am dritten Tag ging es nach Aspang-Markt, wo in einem vormaligen
Hotel eine überaus sehenswerte
Automobilsammlung zu sehen ist. Wenn das Regenwetter über
dem Land hängt, wird es im Roadster naturgemäß sehr heimelig.
Gleisdorf, Pischelsdorf, Hartberg und den Wechsel hinauf,
auch das eine historische Strecke, heute vor allem ab Hartberg
in äußerst ruhigen Verkehrsverhältnissen mit einigen
interessanten Abschnitten. Dezentes Roadster-Habitat.
Das Museum hat einen feinen
Steyr-Schwerpunkt, dazu als Glanzstück einen riesigen 1936er
Gräf & Stift SP8. Im Kontrast dazu ein schöner, kleiner 1924
Citroen A C4 und noch einige weitere Perlen. Diese Ausfahrt
hatte für mich dann schon dichte Seminar-Qualität.
Den
passenden Abschluß des Tages ergab dann der Besuch bei Gottfried
Lagler (unten links), einem vorzüglicher Koch, Schrauber und Sammler, dessen
Kollektion sehr kontrastreich ist. Weitere Erörterungen des
Themas Rollendes Kulturgut.
Kada, der erkennbar noch
etwas mehr Jahre vor sich haben dürfte als wir, scheint in einem
Punkt die gleiche Rahmenbedingung zu haben: schon jetzt wäre
genug Arbeit auf dem Tisch, um den Teil eines weiteren Lebens zu
beanspruchen. Das werden wir eventuell bei der abschließenden
Konferenz in Albersdorf kurz erörtern...
-- [Mythos Puch] --
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