Blatt #6 | KW 33/2019
Mein Schreibtisch steht an der Wand,
weil ich hinterm Bildschirm kein Sonnenlicht brauchen kann. Aber
dieses Cockpit ist von zwei Fenstern flankiert, die beide auf
jenes T-Stück hinunterblicken lassen, mit dem die Rathausgasse
im Norden beginnt, südwärts am Forum Kloster vorbeiführt, wo
heute der erste Tag einer Tattoo- and Hot Rod-Show selbst dann
für meine Unterhaltung gesorgt hätte, wenn ich alle
Fensterflügel fest verschlossen hielte; mit solchem Druck fährt
unten die Anlage.
Erst klang es nach der Art von ZZ Top.
Als die Fiedel ansprang, wehte auch schon das Feature zu mir
herauf. Dann schepperte die Formation namens Hillbilly Rawhide,
auf daß die bei dieser Convention häufig vorkommenden Vollbärte
rauschen mochten. Und da war natürlich auch irgendwas fucking,
das brüllte der Sänger hinaus.
Natürlich hatte ich mich
auch unten ein Weilchen umgesehen, was so alles in der
V8-Abteilung daher rollt; wie der Chevy (oben), der sachte über
die Gehsteigkante gelotst werden mußte. Aber wenn ich mit dem
Bürostuhl zur Seite rolle, gibt es durchs Fenster auch Beute.
Plötzlich ein Ferrari California mitten im Gewusel, das
Cabrio-Coupé.
Ich staune, was das Tele meiner
kleinen Kompaktkamera schafft. Zum Thema des Tages paßte dieses
ungefähr 1939er Chevrolet Coupé (unten) natürlich weit besser. Es wäre
nun verlockend gewesen, ganz in die V8-Szene reinzugehen. Aber
eigentlich bin ich grade mit Positionen in der entgegengesetzten
Richtung befaßt.
Einerseits kam eben mein Vorausexemplar
der
Haflinger-Kulturgeschichte per Post, gemessen an den Yank
Tanks gewissermaßen Minimal Art. Andrerseits hatte ich mich hier
auf der neuen Leiste gerade den kompakten Automobilen zugewandt,
die bis zum zweiten Weltkrieg zunehmend auf den Markt kamen.
Dabei war in Europa vor allem Fiat herausragend, was die
Entwicklung und die wachsende Modellpalette anging.
Norbert Gall, der sich kürzlich zu einer meiner rollenden
Konferenzen eingefunden hatte, brachte mir bei der Gelegenheit
ein üppiges Geschenk mit, dank dessen ich diese Phase mit
Miniaturen präzisieren kann. Auf dem nächsten Foto oben der Fiat 508
Balilla, darunter der ältere Fiat 509.
Am Dimensionsschritt vom
509er (1924 bis 1929) zum 508er (1932 bis1937) sieht man schon
den Konzentrationsprozeß, der schließlich zum Fiat 500 Topolino
(1936 bis 1955) führte. Diese Geschichte geht dann über den Fiat
600 zum Fiat Nuova 500, dem neuen 500er. Beides
Nachkriegsmodelle von erheblicher Wirkung.
Ferdinand
Micha Lanner hatte zu meinem Blatt #5 augenzwinkernd angemerkt:
„Ich ziehe den Hut vor Deiner Tapferkeit, die Steyr mit den
Fiats zu vergleichen. Ich schau mal nur die Stückzahlen an.
Balilla 1000 (der im Bild und sein gerundeter Nachfolger): ca.
110.000 (1932-37), Balilla 1100 (1937 bis '39): noch mal >
50.000, dazu Topolinos (1935 – 1939): 75.000. Dagegen Steyr:
Stopel, 100, 200 und 50/55, alles zusammen (1932-1940): ca.
21.500.“
Das macht mehr als deutlich, wie wuchtig Fiat
dieses Feld geprägt hat, von all den anderen Produkten, bis hin
zu Ackerschleppern, Lokomotiven und Flugzeugen ganz zu
schweigen. Wer es bezüglich PKW genauer wissen will: [link]
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