Log #630: Kunstsymposion

Abstecher nach Schloß Freiberg. Links Hofstättens Bürgermeister Werner Höfler, rechts Graphic Novelist Chris Scheuer. Ich war mit Höfler unterwegs, um Ausstellungsmaterial für "Mythos Puch" ins Gemeindezentrum zu bringen. So auch eine Serie zur Mobilittsgeschichte von Scheuer.

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Werner Höfler (links) und Chris Scheuer

Ich hab in meinem Logbuch kürzlich notiert, was es mit all dem Treppenlaufen auf sich hat, wenn sich eine Veranstaltung anbahnt und dann zum Schluß hin rundet: [link] Es gibt keinen Grund, das Gerenne zu bejubeln, denn es ist anstrengend. Aber es vertieft die Kulturarbeit, so viel ist klar. Und ich mag das Zusammengreifen, um so in gemeinsamer Zeit an etwas heranzugehen. Es gibt den Vorhaben eine andere Bedeutung als wenn man bloß delegieren würde.

Ich hab's in der genannten Notiz die Arbeit am ganzen Leben genannt. Es geht darum, an den meisten Arbeiten beteiligt zu sein, aus denen dann so ein Ganzes entsteht. Das gilt ja in unserer strikt arbeitsteiligen Welt eher als Nischenereignis. Zumindest in einer Welt der Angestellten. Für Freelancers sieht das anders aus. (Daraus ergeben sich Vorteile und Lasten.)

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Quelle: Kleine Zeitung

Dann also die üblichen Handgriffe nach dem Montieren der Bilder. Das Glasreinigen, das Einrahmen der Bilder, das Hängen der Exponate, das übliche Herumtüfteln und Herummessen. Eine zähe Angelegenheit, aus der schließlich etwas Anschauliches aufzutauchen beginnt.

Nun trennt mich noch ein Tag von der Ausstellungseröffnung, für die ich Klarheit erreichen möchte, daß sie nicht als eine Art Bildungsakt oder Informationseinrichtung gedacht ist. Sie soll wie eine Kristallkugel funktionieren, in die man hineinblickt, um sich auf die eigenen Bilder und Assoziationen zu konzentrieren, die dabei entstehen.

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Es geht mir in der regionalen Bildungs- und Kulturarbeit um verschiedene Prozesse, die ich in Wechselwirkung sehen möchte. Ein Bereich ist jenem regen geistigen Leben in den speziellen Nischen des Kulturgeschehens gewidmet, wo sich inspirierte Menschen untereinander austauschen, anregen, wo es dann auch zu Arbeitsergebnissen kommt, die nach außen reichen mögen.

In der regionalen Kulturpolitik wird nicht überall verstanden, daß vor allem auch dieser Bereich des Kulturgeschehens Verstärkung und Begleitung durch die Kommunen braucht, weil die dazu nötigen Ressourcen nicht von der Zivilgesellschaft alleine aufgebracht werden können.

Als springender Punkt erweist sich dabei gerne das Probleme: Dieser Teil der Arbeit produziert keine Pressefotos, auf denen sich die Funktionärswelt neben die Kulturschaffenden stellen kann, um sich der Öffentlichkeit zu zeigen.

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Mit meinen drei Bürgermeistern in den Dörfern erlebe ich das ganz anders. Da ist dieses gemeinsamen Zugreifen, das in völliger Augenhöhe stattfindet. Aus unseren Gesprächen wird deutlich, darin liegt generell eine derzeit wichtige Grunderfahrung.

Zu viele Bürgerinnen und Bürger neigen dazu, die Gemeinde als Serviceeinrichtung zu betrachten, bei der man seine Wünsche in den Postkasten wirft und Erledigung erwartet. Deshalb wird übrigens auch das Ehrenamt immer wieder betont, etwa die freiwilligen Leistungen bei Feuerwehr oder Rotem Kreuz als zwei der prominentesten Zusammenhänge für solches Engagement.

Mit den drei Bürgermeistern konnte ich für das Projekt "Dorf 4.0" ohne weiteres Klarheit finden, daß es auch im Kulturbereich sehr wesentlich darum geht, Ehrenamt und Hauptamt zu kombinieren, also bezahlte und unbezahlte Arbeit in Wechselwirkung zu bringen.

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Ich denke, das ist derzeit viel brisanter, als es sich viele regionale Kulturschaffende augenblicklich vorstellen mögen. Daß wir nämlich vor allem einmal selbst dafür zuständig sind, ein reges geistiges Leben abseits des Landeszentrums zu sichern, welches sich nicht darin erschöpft, ab und zu ein paar Vernissagen abzuspulen, bei denen Honoratioren meist zu lange Ansprachen halten, um dann mit allen Beteiligten am Buffet zu landen. Wir sollten Modi erproben, in denen wir gemeinsam für jene Zukunftsfähigkeit sorgen können, die wir dringend brauchen, wo die Welt in so massiven Umbrüchen ist.

-- [Kunstsymposion: Kulturpolitik] [Dorf 4.0] --


coreresethome
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