log #588: dorf 4.0

Wie wird man zukunftsfähig?

In der heurigen März-Ausgabe des Stadtjournal von Gleisdorf betont Gemeinderat Wolfgang Weber, Obmann des Wirtschaftsbundes Gleisdorf, die Kleinregion Gleisdorf als etwas Unumkehrbares.

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Quelle: Stadtjournal Gleisdorf

Dabei bezieht sich Weber auf das Stadtentwicklungskonzept (STEK) von 2008. Dieses Konzept ist hier als PDF-Datei verfügbar: [link] Darin heißt es auf Seite 35: "Gleisdorf ist kulturelles Zentrum für die Umgebungsgemeinden".

Die Kategorie Kleinregion Gleisdorf hat in ihrer Beliebtheit eine wechselhafte Konjunktur. Wovon handelt der Begriff? Ich betone ein paar Aspekte, die für unsere regionale Wissens- und Kulturarbeit Bedeutung haben. Das hat zwei aktuelle Bezugspunkte in laufenden Kulturprojekten:

Dorf 4.0 | Das 2017er Kunstsymposion

Im Jahr 2011 hatte ich hier einiges zum Thema Kleinregion Gleisdorf festzuhalten. Der damals unmittelbare Anlaß: "Unser heuriges April-Festival war unter anderem einem ganz konkreten Ansatz gewidmet, die Kleinregion Gleisdorf zu betonen und so herauszufinden, wo dieses Thema steht..." Da hieß es auch: "Es scheint momentan das 'Schreckgespenst Gemeindezusammenlegung' so manchen Entwicklungen im Wege zu stehen." [Quelle]

 

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Bürgermeister Christoph Stark

Im Jahr 2012 titelte ich hier im Projekt-Logbuch: "Unruhe in der Kleinregion" und notierte: Bürgermeister Christoph Stark sagte: „Vor der Wahl 2010 war das ein Tabu.“ Doch am Thema „Gemeindezusammenlegungen“ führe kein Weg vorbei. [Quelle]

Ich überspringe nun einen Abschnitt des Prozesses, denn die hier erwähnten Gemeindezusammenlegungen wurden zum Faktum, der Staub hat sich in der Sache langsam gelegt. Im Jänner 2014 gab es anläßlich eines regionalen Treffens unter dem Titel "Kulturtisch" für mich Anlaß, das Schema zu diesen Begriffen darzulegen. Dabei war nun laut Gesetz zu beachten: Land Steiermark, (Groß-) Regionen, Kleinregionen und Gemeinden [Quelle]

Es stünde uns also nicht frei, diese Kategorien zu ignorieren. Da Politik und Verwaltung damit zu arbeiten haben, kommt diese Strukturierung auch in der Kulturpolitik zur Wirkung. Ein anderes Detail aus dem Stadtjournal erörtert Stadtrat Fritz Aigner. Er behandelt in seiner kolumne ebenfalls das STEK, nennt dabei markantes Bevölkerungswachstum in Zahlen:

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Quelle: Stadtjournal Gleisdorf

Dabei fällt auf, daß genau die drei Gemeinden, die im Kulturprojekt Dorf 4.0 kooperieren, derzeit boomen: Albersdorf-Prebuch, Hofstätten an der Raab und Ludersdorf-Wilfersdorf. Das bedeutet nicht nur Einfluß auf infrastrukturelle und wirtschaftliche Aspekte, darin verändert sich vor allem das soziale Klima jedes Ortes.

Naheliegend, daß man dem kulturellen Sektor dabei zutraut, positive Effekte zu generieren. Auf welche Art sollen und können derlei Effekte bewirkt werden? Das ist eine sehr spannende kulturpolitische Frage.

Ich bin der Ansicht, daß grundlegende Weichenstellungen dafür gestellt werden, indem man klärt, wie sich bei der Planung eines kulturellen Arbeitsjahres Konsumation und Partizipation zueinander verhalten sollen.

Da in den meisten Fällen die Partizipation nur in zahlenmäßig begrenzten, überschaubaren Menschengruppen stattfinden kann und sich in bloß sehr wenigen Beispielen für Großveranstaltungen eignet, wird das Repräsentative, das sofort Herzeigbare, eher dem Sektor Konsumation zugeordnet sein. Die Partizipation muß sich mehrheitlich in Arbeitsweisen ereignen, die jenseits von Bühnen oder Ausstellungsräumen stattfinden; wie erwähnt, in kleineren Kreisen.

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Quelle: Stadtjournal Gleisdorf

Gleisdorfs Vizebürgermeister Peter Schiefer hat dieses Thema in seiner März-Kolumne aufgegriffen. Darin erörtert er den enormen Aufwand an Geld, Arbeitszeit und Marketing, den die Stadt für repräsentative Kulturbereiche aufgebracht habe, was aber von den Bewohnerinnen und Bewohnern in "Gleisdorf neu" nicht ausreichend mit Resonanz gewürdigt werde.

Das bekräftigt, was Gleisdorfs Kulturreferent Alois Reisenhofer in der Stadtjournal- Ausgabe vom Dezember 2016 in seiner Kolumne feststellte: "Oft ist es uns ein Rätsel, warum wir trotz bester Werbung, hochkarätigem Programm und tollen Veranstaltungsstätten oft jene Leute nicht erreichen, für die wir das Programm machen. Mein traditioneller Weihnachtswunsch sei hier auch heuer wieder formuliert: „Liebes Christkind hilf uns, dass mehr Menschen unserer Stadt die kulturellen Bemühungen von uns auch wahrnehmen!“

Ich denke, wir Kulturleute sollten sehr ernst nehmen, was uns die Politik hier an Reflexion anbietet. Es illustriert außerdem, wie tiefgreifend die Umbrüche sein dürften, in denen wir uns längst befinden. Das legt nahe, die aktuellen Grundlagen der regionalen Wissens- und Kulturarbeit zu überprüfen, zu überdenken.

Ich hab meinen Kooperationspartnerinnen und -partnern empfohlen, die Frage der Konsumation derzeit eher hinter die Frage der Partizipation zu stellen. Deswegen ist das Repräsentative in der Kulturarbeit nicht stillgelegt. Das heurige Arbeitsjahr wird eine ganze Serie von Veranstaltungen bieten.

Dazu wissen wir, wie das geht und was es kann. Dafür muß nichts erfunden werden. Das Veranstalten ist vor allem ein Frage von a) relevanten Inhalten und b) effektiver Budget-Akquise, um c) in eine angemessene Abwicklung zu münden, allerdings bei d) leistungsfähiger Kooperation, weil manchmal Budget- und Standortnachteile ausgeglichen werden müssen.

Wie angedeutet, wir wissen, wie das geht und was es uns abverlangt. Dann wären da aber noch die neuen Aufgaben. Das Erdenken und Erproben von Modi diverser Kooperationen, die mindestens mittelfristige Haltbarkeit zeigen. Das Arbeiten an Inhalten von Belang, wobei keine Mäntelchen im Wind hängen sollten. Wir stehen vor sehr radikalen, teilweise völlig neuen Herausforderungen.

Bei all dem nicht zuletzt die bedeutende Frage: Wie bereitet man sich passend vor, um auf das zuzugehen, was derzeit noch nicht gedacht werden kann? Anders ausgedrückt: Wie wird man zukunftsfähig?

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coreresethome
10•17