Dabei bezieht sich Weber auf das Stadtentwicklungskonzept (STEK) von 2008.
Dieses Konzept ist hier als PDF-Datei verfügbar: [link] Darin heißt es auf Seite 35: "Gleisdorf ist
kulturelles Zentrum für die Umgebungsgemeinden".
Die Kategorie Kleinregion Gleisdorf hat in ihrer Beliebtheit eine wechselhafte
Konjunktur. Wovon handelt der Begriff? Ich betone ein paar Aspekte, die für unsere
regionale Wissens- und Kulturarbeit Bedeutung haben. Das hat zwei aktuelle Bezugspunkte in
laufenden Kulturprojekten:
Dorf 4.0 | Das 2017er Kunstsymposion
Im Jahr 2011 hatte ich hier einiges zum Thema Kleinregion Gleisdorf
festzuhalten. Der damals unmittelbare Anlaß: "Unser heuriges April-Festival war
unter anderem einem ganz konkreten Ansatz gewidmet, die Kleinregion Gleisdorf zu betonen
und so herauszufinden, wo dieses Thema steht..." Da hieß es auch: "Es
scheint momentan das 'Schreckgespenst Gemeindezusammenlegung' so manchen Entwicklungen im
Wege zu stehen." [Quelle]
Bürgermeister Christoph Stark
Im Jahr 2012 titelte ich hier im Projekt-Logbuch: "Unruhe in der Kleinregion"
und notierte: Bürgermeister Christoph Stark sagte: „Vor der Wahl 2010 war das ein
Tabu.“ Doch am Thema „Gemeindezusammenlegungen“ führe kein Weg vorbei. [Quelle]
Ich überspringe nun einen Abschnitt des Prozesses, denn die hier erwähnten
Gemeindezusammenlegungen wurden zum Faktum, der Staub hat sich in der Sache langsam
gelegt. Im Jänner 2014 gab es anläßlich eines regionalen Treffens unter dem Titel "Kulturtisch"
für mich Anlaß, das Schema zu diesen Begriffen darzulegen. Dabei war nun laut Gesetz zu
beachten: Land Steiermark, (Groß-) Regionen, Kleinregionen und Gemeinden [Quelle]
Es stünde uns also nicht frei, diese Kategorien zu ignorieren. Da Politik und
Verwaltung damit zu arbeiten haben, kommt diese Strukturierung auch in der Kulturpolitik
zur Wirkung. Ein anderes Detail aus dem Stadtjournal erörtert Stadtrat Fritz
Aigner. Er behandelt in seiner kolumne ebenfalls das STEK, nennt dabei markantes
Bevölkerungswachstum in Zahlen:
Quelle: Stadtjournal Gleisdorf
Dabei fällt auf, daß genau die drei Gemeinden, die im Kulturprojekt Dorf 4.0
kooperieren, derzeit boomen: Albersdorf-Prebuch, Hofstätten an der Raab und
Ludersdorf-Wilfersdorf. Das bedeutet nicht nur Einfluß auf infrastrukturelle und
wirtschaftliche Aspekte, darin verändert sich vor allem das soziale Klima jedes
Ortes.
Naheliegend, daß man dem kulturellen Sektor dabei zutraut, positive Effekte
zu generieren. Auf welche Art sollen und können derlei Effekte bewirkt werden? Das ist
eine sehr spannende kulturpolitische Frage.
Ich bin der Ansicht, daß grundlegende Weichenstellungen dafür gestellt werden, indem
man klärt, wie sich bei der Planung eines kulturellen Arbeitsjahres Konsumation
und Partizipation zueinander verhalten sollen.
Da in den meisten Fällen die Partizipation nur in zahlenmäßig begrenzten,
überschaubaren Menschengruppen stattfinden kann und sich in bloß sehr wenigen Beispielen
für Großveranstaltungen eignet, wird das Repräsentative, das sofort
Herzeigbare, eher dem Sektor Konsumation zugeordnet sein. Die Partizipation
muß sich mehrheitlich in Arbeitsweisen ereignen, die jenseits von Bühnen oder
Ausstellungsräumen stattfinden; wie erwähnt, in kleineren Kreisen.
Quelle: Stadtjournal Gleisdorf
Gleisdorfs Vizebürgermeister Peter Schiefer hat dieses Thema in seiner März-Kolumne
aufgegriffen. Darin erörtert er den enormen Aufwand an Geld, Arbeitszeit und Marketing,
den die Stadt für repräsentative Kulturbereiche aufgebracht habe, was aber von
den Bewohnerinnen und Bewohnern in "Gleisdorf neu" nicht ausreichend mit
Resonanz gewürdigt werde.
Das bekräftigt, was Gleisdorfs Kulturreferent Alois Reisenhofer in der Stadtjournal-
Ausgabe vom Dezember 2016 in seiner Kolumne feststellte: "Oft ist es uns ein
Rätsel, warum wir trotz bester Werbung, hochkarätigem Programm und tollen
Veranstaltungsstätten oft jene Leute nicht erreichen, für die wir das Programm machen.
Mein traditioneller Weihnachtswunsch sei hier auch heuer wieder formuliert: „Liebes
Christkind hilf uns, dass mehr Menschen unserer Stadt die kulturellen Bemühungen von uns
auch wahrnehmen!“
Ich denke, wir Kulturleute sollten sehr ernst nehmen, was uns die Politik hier an
Reflexion anbietet. Es illustriert außerdem, wie tiefgreifend die Umbrüche sein
dürften, in denen wir uns längst befinden. Das legt nahe, die aktuellen Grundlagen der
regionalen Wissens- und Kulturarbeit zu überprüfen, zu überdenken.
Ich hab meinen Kooperationspartnerinnen und -partnern empfohlen, die Frage der Konsumation
derzeit eher hinter die Frage der Partizipation zu stellen. Deswegen ist
das Repräsentative in der Kulturarbeit nicht stillgelegt. Das heurige
Arbeitsjahr wird eine ganze Serie von Veranstaltungen bieten.
Dazu wissen wir, wie das geht und was es kann. Dafür muß nichts erfunden werden. Das Veranstalten
ist vor allem ein Frage von a) relevanten Inhalten und b) effektiver Budget-Akquise, um c)
in eine angemessene Abwicklung zu münden, allerdings bei d) leistungsfähiger
Kooperation, weil manchmal Budget- und Standortnachteile ausgeglichen werden müssen.
Wie angedeutet, wir wissen, wie das geht und was es uns abverlangt. Dann wären da aber
noch die neuen Aufgaben. Das Erdenken und Erproben von Modi diverser
Kooperationen, die mindestens mittelfristige Haltbarkeit zeigen. Das Arbeiten an Inhalten
von Belang, wobei keine Mäntelchen im Wind hängen sollten. Wir stehen vor sehr
radikalen, teilweise völlig neuen Herausforderungen.
Bei all dem nicht zuletzt die bedeutende Frage: Wie bereitet man sich passend vor,
um auf das zuzugehen, was derzeit noch nicht gedacht werden kann? Anders
ausgedrückt: Wie wird man zukunftsfähig?