log #514: mythos puch

Die Kultur- und Wissensarbeit handelt weitgehend (aber nicht nur) vom Umgang mit symbolischen Gütern. In unserer aktuellen Themenstellung bringen wir "Die Ehre des Handwerks, das Gewicht der Kunst, den Geist der Maschine" zu Wechselwirkungen.

Eine der Arbeitsformationen ist dabei das Kuratorium für triviale Mythen, von dem nun etwa Mythos Puch III vorbereitet wird: [link]

In diesem Ringen um symbolische Akzente sind ab und zu Schritte möglich, die eine markante Spur hinterlassen, auch wenn das keine lauten Töne in den Kulturbetrieb trompetet. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele, was ich damit meine.

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(Foto: Ulrike Rauch)

Als ich am 10. Mai 2012 eine Lesung hielt, um unser "Puch-Buch" zu präsentieren, war das nach einem Jahrhundert der Industriearbeit in jener originalen Halle P des historischen Einser-Werkes von Johann Puch die überhaupt erste Kulturveranstaltung.

Das Puchwerk ist der wohl prominenteste Betrieb in der Steiermark, obwohl zum Beispiel die Erzgewinnung rund um Eisenerz schon viel früher bedeutende Industrieanlagen hervorgebracht hat. Daß ich also der Erste wurde, in deiser Halle aus den Tagen des Altmeisters ein neues Genre einzuführen, ist ein Stück symbolischer Profit aus solcher Arbeit: [link]

Der Schöckl nahe Graz ist für den Automobilverkehr gesperrt. Es gibt nur wenige Ausnahmen, dank derer jemand den Berg befahren darf. Die historische Steyr-Daimler-Puch AG verfügte über solche Ausnahmen, der Nachfolgekonzern Magna Steyr hat ebenfalls noch gelegentlichen Zugang, genauer: Zufahrt.

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(Foto: Michael Toson)

Die allererste Befahrung des Berges mit einem Automobil absolvierte Konstrukteur Karl Slevogt 1909 mit einem Puch-Wagen; was ich hier skizziert hab: [link] Ich hatte meine erste Schöckl-Fahrt am 7. Juli 2012 in einem bulligen Puch G, an meiner Seite den denkbar besten Instruktor, Fredi Thaler: [link]

Thaler ist ein Puchianer, der unter Werksdirektor Erich Ledwinka seine Lehre begonnen hatte. "Ledi" ist der Sohn von Hans Ledwinka, einem Pionier des Automobilbaues; hier Thaler mit seinem damaligen Boss: [link]

Einige Jahre davor hatte ich die Flachland-Teststrecke des Konzerns kennenlernen dürfen. Und zwar in einem Unikat, das weltweit nur eine recht beschränkte Zahl von Personen haben fahren können, weil es eben nur dieses eine fahrtaugliche Exemplar gibt.

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(Foto: Stefan Kanya)

Diese Fahrt mit dem ersten Concept Car der Mila-Familie [link] sollte dann 2015 bei Mythos Puch II eine bemerkenswerte Ergänzung bekommen. Eben weil das Unikate sind, ist ein Mila nur begrenzt verfügbar. Daß eine Privatperson einen davon bekommt, gilt weitgehend als ausgeschlossen.

Ich hab eine Ausnahme erlebt, wollte es gar nicht glauben, war ziemlich blaß, nachdem ich erfahren hatte, für welche Geldsumme ich haftbar bin, falls dem Wagen etwas passiert.

Es gab zu diesem Unikat, dem Mila Aerolight, sogar eine Liste, ein Protokoll der Lackfehler und Kratzer. Teilweise so kleine Abweichungen, daß sie mir nie aufgefallen wären. Das gehörte zum Preis, dieses Fahrzeug bei Mythos Puch II [link] zeigen zu dürfen.

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Was anderen ein Harvard-Diplom ist, wurde mir der diesbezügliche Lieferschein, der mit Geld nicht aufgewogen werden kann, da er ein besonderes Ereignis mit einem besonderen Vorgang und einem besonderen Fahrzeug verknüpft: [link]

Damit war allerdings bei dieser Session noch kein Schlußpunkt gesetzt. Wie der Mila die jüngste Automobilkonstruktion aus Graz war, die wir zeigen konnten, hatte ich auch die älteste Grazer Konstruktion auf dem Set.

Mehr noch, der Albl Phönix von Sepp Schnalzer ist das älteste Automobil Österreichs mit einer aufrechten Straßenzulassung. Das bedeutet, die Voiturette aus dem Jahr 1902 darf auf öffentlichen Straßen gefahren werden, auch wenn sie im heutigen Verkehr als radikaler Sonderfall auftaucht.

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(Foto: Norbert Gall)

Das paßte mir natürlich sehr zu diesem Gesamtensemble von besonderen Momenten der Mobilitätsgeschichte, mit denen ich meine Arbeit bisher verknüpfen konnte; als ein Stück immaterieller Profit solcher Arbeit. Die Details: [link]

-- [Mythos Puch III] --


coreresethome
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