log #329: kunst ost Der vorige Eintrag hat zu
einigen Reaktionen geführt. Eine davon stammt von LEADER-Managerin Iris Absenger:
>>Liebe Michaela, liebe Christa,
lieber Martin! Erstaunt stelle ich fest, dass es einen überraschenden LOG (siehe u.a.)
Eintrag gibt, indem geschrieben steht, dass kunst:ost das einzige Leader Projekt der
Energieregion heuer sein soll, sowie dass ihr nicht über die Ergebnisse der Klausur
informiert werdet. Vor einigen Wochen habe ich ein Einladungsschreiben an Euch alle
geschickt zu jenem wir morgen am 30.11.2010, zu einem Event einladen, bei dem ein 6
teiliges großes LEADER-Projekt "Eine Region fährt ab" öffentlich präsentiert
wird. Michaela und Christa haben dem Treffen abgesagt -- Martin kommt?<<
Ja, ich war dort. Es fand unmittelbar nach unserem Besuch
bei "Elin Motoren" statt. (Siehe Blatt
#16 im "Fahrtenbuch"!) Es war für mich ein sehr aufschlußreicher Abend.
Der vielleicht wichtigste Punkt: Es hat mir deutlich gemacht, daß wir in völlig
verschiedenen Bezugssystemen leben und arbeiten, was natürlich auch zur Folge hat, daß
wir manche Dinge VOLLKOMMEN anders deuten und bewerten.
Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Diese Kick off-Session
ist hier in der "WOCHE" dokumentiert, da erfährt man, was es mit dem neuen
Projekt auf sich hat: [link] Nun ist in MEINEM Universum ein Projekt, daß am 30. November
2010 präsentiert wird, kein 2010er-, sondern ein 2011er-Projekt. Warum wohl?
Weil eine Projektvorbereitungsphase business as usual
ist und vom 1. bis 31. Dezember eines Jahres in der Branche nicht mehr viel los ist. Klar?
Klar! Sie sehen schon, zwei verschiedene Bezugssysteme, zwei verschiedene
Kriterienkataloge und Code-Systeme.
Die Sache mit der Klausur ist interessant: "...
sowie dass ihr nicht über die Ergebnisse der Klausur informiert werdet." Das
meint die Vorstandsklausur der "Energie-Region" vom Oktober 2010: [link] Meine Frage (15. Oktober um 15:24): "wirds dazu ein
memo bzw. infos für die leut in der region geben?" erhielt eine Antwort (19.
Oktober um 11:48): "selbstverständlich! zeitpunkt wird nach bekannt
gegeben!"
Eine Memo habe ich bis heute nicht, dafür seit dem
"Kick off" die Auskunft: Diese Klausur hat nur von Interna gehandelt, die
anderen Projektanten nicht übermittelt werden. Gut, das wäre auch eine nützliche
Antwort auf meine oben zitierte Frage gewesen.
Aus einer Presseinformation [link] erhalte ich bestätigt, was ich davor mündlich erfahren hatte: "Basis
hierfür stellt eine Potentialanalyse dar, welche im Herbst 2009 bis Frühjahr 2010
durchgeführt wurde."
Ich dachte mir: Fein! Potentialanalyse. Da wurde mit
einigem Aufwand eine Momentaufnahme der Region erarbeitet. Die würde mich als regionalen
LEADER-Projektanten ja auch interessieren. Aber die bekomme ich genauso wenig, wie das
Memo zur Vorstandsklausur. Auskunft: "Das berührt dein Projekt gar nicht."
Sehen Sie, DAS macht mir Kummer. Da habe ich eine regionale
Deutungselite vor mir, die FÜR mich entscheidet, was mein Projekt berührt und was nicht.
Da wird mit öffentlichen Geldern Wissen über die Region generiert, aber es ist nicht
öffentlich zugänglich.
So wurde mir ja auch beschieden, daß
der Vorstand übereingekommen sei, erst JETZT, mit eben diesem "Kick off-Event",
die Öffentlichkeit genauer über jenes Großprojekt zu informieren, das aus sechs
Teilprojekten besteht und das schon im Juni 2010 beschlossen gewesen sei. (Einige Details
dazu in der bereits erwähnten der Presseinformation [ link])
Also ein großes Vorhaben, das mindstens ein "aktives Umfeld" zu
schon bestehenden LEADER-Projekten erzeugen wird. Dadurch ändert sich ja -- im
günstigsten Fall -- die Situation der gesamten LEADER-Region.
In MEINEM Universum wundern wir uns über diese Geheimniskrämerei. Umso
mehr, als ich JETZT das Projekt über die Unterlagen ein wenig kennenlernen durfte. Da
fragen wir erst recht: Was mußte eigentlich an all dem über Monate in Bedeckung gehalten
werden?
Bürgermeister
Christoph Stark (links), Obmann der Energie-Region, und
Bürgermeister Helmuth Kienreich, sein Stellverteter
Vielleicht der Umstand, daß die Vertragssumme, die für dieses Projekt als
gewünschtes Budget genannt wird, mit Euro 785.000,- gerade einmal doppelt so hoch ist,
wie die rund 400.000,- Euro, die im Vertrag unseres unerheblichen Kunstprojektes
veranschlagt sind. (ACHTUNG! Das sind Budgetzahlen und KEINE Förderbeträge, welche die
EU uns ausbezahlen würde.)
In MEINEM Universum heißt das
folglich, gar so groß ist das 2010er-Projekt der Region, welches 2011 in die Gänge
kommen wird, anscheinend nicht. Darum erstaunen mich, unter uns gesagt, ein wenig der
Ernst, die Feierlichkeit und das fulminante Catering, mit denen das Sechs-Sechstel-Projekt
nun inauguriert wurde; wenn ich von unseren Erfahrungen mit einigen Regionalhonoratioren
ausgehe.
Ja, ich weiß schon, mit solchen
Ansichten macht man sich hier nicht beliebt. Aber einer meiner realen Vertragspartner in
dieser Sache hat es mir schriftlich gegeben, daß mich beliebt zu machen ganz und gar
nicht oberste Priorität habe.
Ich wünschte, man würde in der "Energie-Region"
die Informationspolitik überdenken. In der Informationsgesellschaft zählt, daß ich für
meine Arbeit alle relevanten Informationen, die ich brauche, genau dann zur Verfügung
habe, wenn ich sie brauche. Und es kann nicht sein, daß jemand anderer, außerhalb meines
Projektes, eigentlich weiß, welche Informationen für mich/uns relevant sind und welche
nicht.
Klar, jede Firma legt fest, was
Interna sindt. Aber bei einem Verband, der mit öffentlichen Geldern an öffentliche
Angelegenheiten ("Res publica") arbeitet, sind vielleicht manche
Gepflogenheiten in Abständen neu zu prüfen.
Momentanes Fazit:
Ja, wir leben und arbeiten in verschiedenen Bezugs- und Codesystemen. Nein, da muß sich
nicht eines dem anderen anpassen. Die Anforderung läge in angemessenen Kommunikations-
und Informationsstrukturen, die ZWISCHEN den verschiedenen Systemen verbindend zur Wirkung
kommen.
Fußnote:
Auf der "kunst ost"-Website habe ich eben auf unsere Nachbarschaft
verwiesen, wo eine kollektive Crew Kunstschaffender zeigt, was das Veröffentlichen von
Fakten und das Herstellen von Transparenz ist, im Gegensatz zu Propagandaarbeit: [link]
Nachsatz:
Ich gebe ja gerne zu, daß ich von meiner Allergie gegenüber Marktschreierei geleitet
bin, was einen wahrscheinlich dann und wann etwas dünkelhaft werden läßt.
Noch ein Nachsatz:
Warum werden die Ergebnisse einer regionalen "Potentialanalyse" nicht
publiziert? Warum stehen sie nicht wenigstens formellen LEADER-Projekten selbstredend zur
Verfügung?
[kunst ost]
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