log #300: kunst ost

Der 300. Eintrag in diesem Projekt-Logbuch in eben jenen Tagen, wo die Projekt- Evaluierung durch das Land Steiermark begonnen hat. Das bedeutet praktisch, Mag. Christian Eigner und Dr. Michaela Ritter vom "Büro für PerspektivenManagement" untersuchen den Stand der Dinge bei den steirischen LEADER-Kulturprojekten.

Ich bin sehr neugierig, welche Fragen sich aus diesem Prozess ergeben und welche Debatten dadurch in Gang kommen können. Unsere bisherige Arbeit war stark davon geprägt, daß wir von allen nur denkbaren Seiten mit höchst erstaunlichen Erwartungen und Forderungen konfrontiert wurden.

Cut!

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"Radio Gleisdorf" expandiert. Links Joseph Walkner, rechts Alfred Tieber. Die Leute haben uns schon bisher eine "Kulturleiste" ermöglicht: [link] Das soll intensiviert und ausgebaut werden. Eines unserer Hauptziele dabei: Daß Kulturschaffende sich selbst die Medienkompetenzen aneignen, um Beiträge zu liefern und so jene virtuelle Bühne vergrößern, die zu einer verstärkten Wahrnehmung von Kulturereignissen in der Region beiträgt.

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Links Fotograf Franz Sattler, rechts Österreichs bedeutendster
Architekturkrikiker Friedrich Achleitner

Wir sind gut beraten, nicht mehr damit zu rechnen, daß die Peripherie (des Landeszentrums) strukturell wesentlich zulegen wird, weil das Zentrum Mittel und Möglichkeiten an seine Peripherie abgibt. Also wird etwa die Oststeiermark sich nicht entwickeln können, weil Graz etwas abtreten möchte.

Das wurde mir mehr als deutlich bei einer Veranstaltung der "regionale 10" vor Augen geführt, wo es ums Leben im ländlichen Raum ging. (Siehe dazu auch den vorigen Logbuch-Eintrag und "mezblog #1" & "mezblog #2"!)

Kurz, wenn wir in der Region nicht stärker auf Autonomie und Selbstorganisation setzen, wenn es uns nicht gelingt, diverse Standortnachteile durch Kooperationen und taugliche Konzepte zu kompensieren, werden wir schlimme Einbrüche erleben.

Medienkompetenzen und daraus abgeleitete KONSEQUENTE MEDIENNUTZUNG spielen für mich dabei eine grundlegende Rolle. Radioarbeit gehört unbedingt dazu.

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Die vordergründig eher leicht wahrnehmbaren Veränderungschübe, wie sie sich etwa in den Konsequenzen von Finanzkrisen ausdrücken, haben dahinter liegend noch sehr viel subtilere und radikalere Zusammenhänge.

Wenn kulturpolitisch Neuland gewonnen werden soll, was eigentlich Entwicklungen zugunsten der "Provinz" verlangt, was sich allerdings als sehr schwierig gestaltet, müssen wir stets neu klären, unter welchen Bedingungen wir welche Forderungen stellen und was für deren Umsetzung von wem getan werden soll.

Der Franzose Roland Barthes vertritt die Überzeugung, daß die "Bourgeoisie"also das Bürgertum, sich als dominante Formation durchgesetzt habe. Der Italiener Giorgo Agamben formuliert es noch etwas spitzer. Im Buch "Die kommende Gemeinschaft" heißt es:

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Was schert uns das? Der Kunstbetrieb des 20. Jahrhunderts, wie wir ihn hier kennen, ist gewissermaßen ein Produkt der Bürgertums, das sich ab der "Gründerzeit" gegenüber den "alten Eliten" rasant emanzipiert hat.

Wenn uns das nun in seiner weiteren Entwicklung tatsächlich, wie Agamben behauptet, in ein Reich des Kleinbürgertums geführt hat, das überdies in unserem Fall, wie er weiter ausführt, ein "nationales Kleinbürgertum" sei, "einer aufgesetzten völkischen Identität verhaftet", dann heißt das generell nichts Gutes für die Gegenwartskunst, vor allem abseits des Landeszentrums.

Kurze Zusammenfassung: Ich schätze, wir sollten uns warm anziehen und Fehler, die wir schon einmal gemacht haben, möglichst nicht wiederholen.

Cut!

Wie schon öfter erwähnt, ich halte a) kohärente Konzepte und b) taugliche Kooperationen für gute Grundlagen, um in härteren Zeiten zu bestehen. Wir ergründen das schon einige Zeit in punktuellen Kooperationen zwischen "kunst ost", "styrian summer-art" und "kultur.at".

Effizienter werden, Aufwand reduzieren, Reichweite vergrößern, dadurch auch wieder mehr Zeit für die interessanten Seiten des Metiers finden, statt in Organisations- und Akquistionsarbeit zu ersticken ... das sind attraktive Aussichten.

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Solchen Überlegungen ist auch Georg Jandl sehr zugetan; hier links neben Michaela Zingerle. Jandl ist Exponent der Gruppe "styrian art", die vom Raum Köflach aus, also in der Weststeiermark angesiedelt, an zukunftsweisenden Optionen arbeitet. Zurück in den Südosten der Steiermark:

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Seit einiger Zeit habe ich Kontakt mit Gerhard Flekatsch, der mit seinen Leuten im Schloß Hainfeld (nahe Feldbach) einen sehr schönen Akzent setzt, dem hoffentlich ausdauernde Folgen beschieden sein werden: "Blüthenlese Schloss Hainfeld". Es sind also allerhand erfahrene Leute damit beschäftigt, Vorhaben zu entwickeln, die sie nicht als einmaliges Ereignis erschöpfen, sondern auf Kontinuität angelegt sind.

Im kommenden Herbst möchte ich zweierlei Themenschwerpunkte bearbeiten, die in das als budgetär katastrophal eingestufte 2011er-Jahren führen mögen:
a) Kulturelles Engagement abseits des Landeszentrums aus der Sicht von Professionals
b) Vermittlungsarbeit für Leute des Genres "Voluntary Arts"

Wir werden bei "kunst ost" natürlich einen Schwerpunkt Medienkompetejnz setzen. Und das "kuratorium für triviale mythen" plant nächste Schritte. Zum Thema Gegenwartskunst docken wir heuer beim Festival "steirischer herbst" an: [link]

[kunst ost]


coreresethome
30•10