log #296: kunst ost Von Jänner bis Dezember 2009
gab es das Vorläuferprojekt,
in dem das 2010er-Projekt in seinen Grundzügen schon sehr präzise angelegt war. "kunst
ost" hat seither eine Reihe lebhafter Prozesse und auch mancher Kontroversen
erlebt.
Es erweist sich heute als der schwierigste
Aspekt, daß verschiedene Interessenskreise lieber nicht zur Kenntnis nehmen: "kunst
ost" ist keinesfalls konstituiert worden, um Publikums-Maximierung zu betreiben
oder den Kommunen die Agenda herkömmlicher Kulturreferate abzunehmen. Es ist vielmehr ein
Labor, das sich mit ganz bestimmten Aufgaben- und Themenstellungen an Kunst- und
Kulturschaffende wendet, auch an einzelne Personen aus Politik und Verwaltung.
Von links: Sandra Kocuvan
(Kulturabteilung des Landes), Helmut Kienreich
(Bürgermeister Weiz) und Christoph Stark (Bürgermeister Gleisdorf)
Wir hatten gerade ein Meeting mit
maßgeblichen Personen jener LEADER-Region, in welcher das Projekt etabliert ist.
Bemerkenswert scheint dabei einmal mehr, wer alles auf die Agenda von "kunst
ost" Einfluß nehmen möchte, obwohl wir seit Jänner 2009 keinen einzigen Cent
von Verbandsgeldern beansprucht oder verwendet haben. (Das heißt, wir arbeiten von Anfang
an auf eigens Risko. Deutlicher läßt sich ein "bottom up"- Engagement
wohl nicht demonstrieren.)
LEADER-Managerin Iris
Absenger und Gerald Gigler (Land Steiermark)
"kunst ost" wird
einerseits aus jenen Geldern finanziert, die der Verein frei akquiriert, andrerseits
erfolgt eine Kofinanzierung aus EU-Mitteln. Ergo entsteht für die "Energie-Region
Weiz-Gleisdorf" a) ein Gewinn durch Gelder, die wir von außen herbringen und b)
durch die kulturellen Aktivitäten, die wir damit finanzieren.
Man wird meinem simplen
Projekt-Prinzip sicher zustimmen können: Es redet nur mit, wer auch konkrete
Verantwortung übernimmt. Verantwortung übernehmen, das kann heißen, man bringt Geld
oder andere Ressourcen ein, man arbeitet in Abstimmung mit dem Team mit etc.
In diesem Sinne hat der Vorstand der
LEADER-Region einem Kunst-Projekt zugestimmt, dessen Aufgaben präzise beschrieben und in
einem Vertrag mit dem Land Steiermark festgelegt sind. Was dagegen bis heute nicht einmal
wenigstens in einem "Letter of Intent" skizziert ist: Welche Verpflichtungen
übernimmt die "Lokale AktionsGruppe" (LAG) der LEADER-Region im
Gegenzug für die Reihe an Ansprüchen, die uns bis heute entgegengebracht wurden?
"kunst
ost"-Obfrauen Michaela Zingerle (links) und Christa Ecker-Eckhofen
Das ist also ein etwas
asymmetrisches Verhältnis zu einer Formation, mit der uns kein Vertrag und -- wie
erwähnt -- nicht einmal ein "Letter of Intent" verbindet, in dem unsre
Beziehung wenigstens umrissen wäre. (Zu viel Informelles, das nach Verschriftlichung
verlangt!)
Allerdings hat das aktuelle
Arbeitstreffen in den Räumen der Kulturabteilung des Landes nun offenbar einen Status quo
der Verständigung über Modus-Fragen ergeben, der mir sehr zufriedenstellend erscheint.
Die bisherigen Differenzen werte ich als genuinen Teil des Prozesses, der ja ausdrücklich
einem Erfahrungsgewinn auf dem Weg zu kulturpolitischem Neuland gewidmet ist.
"kunst
ost"-Kuratorin Mirjana Peitler-Selakov und Bürgermeister Christoph Stark
Eine "Schlüsselstelle",
an welcher der Prozeß für Kontroversen anfällig wird, ist die offensichtliche
Mißachtung des kategorealen Unterschiedes zwischen Gegenwartskunst und "Voluntary Arts". Ohne mindeste
Trennschärfe in diesem Punkt ist unser Arbeitsansatz natürlich nur schwer
nachvollziehbar.
Was etwa Sandra Kocuvan oder Gerald
Gigler, die unseren Vertragspartner Land Steiermark vertreten, völlig klar ist, wird
leider von regionalem Fachpersonal noch weitgehend übergangen. (Mit gut darstellbaren,
wenig rätselhaften Gründen, wie ich annehmen darf.) Daß wir nämlich auf einem Terrain,
wo "Voluntary Arts" dominieren, wahlweise noch gar keine einschlägige
Erfahrung in den Kommunen vorzufinden ist, für die Gegenwartskunst Boden zu
gewinnen haben.
Genau DAS ist der Kern unserer
Agenda. Und daß wir in einem mehrjährigen "Labor- Prozeß" Know how
generieren, welches auch in anderen Region von Nutzen sein kann. Diese Fakten werde
übrigens auch von etlichen Kunstschaffenden der Region beharrlich ignoriert. Die
mutmaßlichen Gründe dafür werde ich hier noch darlegen. Sie liegen wesentlich in einem
Beharren auf Erwartungen an die öffentliche Hand und das Gemeinwesen, eine Kulturpolitik
zu realisieren und zu finanzieren, die Vergangenheit ist. [Fortsetzung]
[kunst ost]
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