log #287: kunst ostRegionale Mitbestimmung, Bürgerbeteiligung, das sind gewichtige Stichworte in
aktuellen Prozessen. Die Betonung solcher Möglichkeiten verdankt sich gar nicht so sehr
demokratischen Grundsatzerwägungen in der heimischen Politik, sondern einem recht banalen
Anforderungsdruck. Gegenwärtige und zukünftige Aufgabenstellungen lassen sich in vielen
Fällen mit den alten Modalitäten und politischen Formationen einfach nicht mehr
bewältigen.
Von Mut und anderen
Zuständen handelt die aktuelle Ausstellung in der Gleisdorfer
Galerie "einraum" mit Arbeiten von Renate Krammer und Christan Straßegger.
Manche Funktionstragende widmen sich
solchen Umbrüchen lapidar und pragmatisch, andere finden es merklich interessant, wieder
andere hassen unübersehbar den Umstand, daß sie in ihrem Ressort nicht mehr schalten und
walten können, wie sie es lange Zeit gewohnt waren.
Diese lebhafte Mischung von höchst
unterschiedlichen Positionen macht die nahe Zukunft äußerst spannend. Im Kulturbereich
gibt es nun schon einige Jahre wachsende Debatten darüber, was zur Diskussion stehen
müsse, wenn die "Provinz" sich vom "Provinziellen" im negativen Sinn
befreien möge. Das muß vermutlich vor allem anderen bedeuten: Wir sollen aufhören, uns
selbst als Bewohner und Bewohnerinnen defizitärer Terrains zu betrachten. Kurz: Wir sind
NICHT jenes Minus, über das sich eine Landeshauptstadt erhebt. Wir sind keine
"Mangelwesen".
Das muß sich aber auch in unseren
Praxisformen einlösen, muß sich belegen lassen. Mein liebgewonnenes Prinzip: Aktion und
Reflexion beisammen halten. Darum gibt es zu unseren konkreten Kunstprojekten eben auch
die "Konferenz in
Permanenz", bei der ich immer wieder kulturpolitische Themen zur Diskussion
stelle.
Im Rahmen unseres Projektes "next code: divan", ein Beitrag
zur ersten "regionale" der Steiermark, hatten wir eine bemerkenswerte
Session. Vor dieser Teezeremonie eines Targi im Zentrum Gleisdorfs fand jene Debatte mit
dem damaligen "regionale"-Boss Dieter Spath und der Kunsthistorikerin Mirjana
Peitler-Selakov statt, deren Video-Dokumentation nun im Web verfügbar ist.
Video Teil #1 (14:08 Minuten)
Das vervollständigt die kleine
Doku-Serie, aus der man ersehen kann, welche Diskurse und Themen wir mit Leuten geführt
haben, die uns quasi von außen Anregungen brachten. Es ging natürlich auch darum, unsere
eigenen REGIONALEN Positionen zu überprüfen und mit Menschen zu diskutieren, die sich
Kunst und Kultur in ganz anderen Zusammenhängen widmen.
Video Teil #2 (14:08 Minuten)
Projekt "next code: divan", "Ost-West-Passage II"
Ich rede also einerseits von
regionaler Mitbestimmung und Bürgerbeteiligung vor Ort, siehe dazu etwa den Eintrag #282! Ich rede andrerseits von Debatten, die
überregional und international angelegt sind, denen wir uns genauso stellen.
Ich ergänze das inzwischen auch
durch eine kleine Radio-Leiste,
die zwar nicht hauptsächlich, aber gelegentlich auch kulturpolitischen Fragen gewidmet
ist. Übrigens! Die schon erwähnten Gerüchte, es könne oder werde beim steirischen
Kulturbudget zu Kürzungen um rund 25 Prozent kommen (Log
#277!), verdichten sich. Ich hab in unserem "Mezblog" nun begonnen,
dazu einige Punkte aufzublättern: "es wird ungemütlich" [link]
P.S.:
Zu "next code:divan", falls noch jemand fragt: Nein, es heißt nicht
"die Tuaregs und der Tuareg", es heißt "die Tuareg und der Targi".