log #265: kunst ost Wie läßt sich für die Kunst in der Region Neuland gewinnen? Das
ist ja einer der erklärten Aufgaben des LEADER-Projektes "kunst ost".
Der Ausgangspunkt muß für uns ein tauglicher Befund sein.
Ich halte nichts von
Schönfärberei, weil das die Grundlagen der Arbeit beschädigen würde. Wenn aber die
Grundlagen nicht stimmen, kommt keine brauchbare Orientierung zustande und dann wissen wir
nicht, wohin die Reisen gehen können. Reisen. Das Wort trifft schon zu. Deshalb führe
ich zur Beschreibung der Region
inzwsichen auch ein "Fahrtenbuch": [link]
Künstler Björn
Segscheider in der Galerie "einraum"
in Gleisdorf ("steirischer herbst" 2009)
Die Gegenwartskunst ist bloß an wenigen Orten
der Region als eingeführtes Genre den Menschen so vertraut, daß sich auch
Funktionstragende der Kommunen dafür von sich aus zuständig zeigen möchten. Zugleich
hat diese Region ein enormes Potenzial an kulturell engagierten Menschen. Auffallend viele
davon widmen sich in ihrer Freizeit selbst künstlerischen Praktiken im Sinne der Voluntary Arts". Außerdem wird das
Kunsthandwerk da und dort gepflegt. Alltagskultur und Sozialgeschichte finden in allerhand
Veranstaltungen ihre Aufmerksamkeit.
Wir haben hier also einen gut belebten
kulturellen Möglichkeitsraum", wo der Kontext Gegenwarts-Kunst" auf
unzählige Arten mit Bestehendem verknüpft werden kann. Unsere Erfahrungen auf den Reisen über die
Dörfer" zeigen eindeutig, daß Gegenwartskunst in den Gemeindestuben natürlich
nicht höchste Priorität hat, die Funktionstragenden aber für eine wache Gesamtschau und
interessante Vorschläge meist offen sind.
Kunsthistorikerin Mirjana
Peitler-Selakov mit
Mitarbeitern der Gemeinde Gleisdorf
Meine Einschätzung basiert auf langjähriger
regionaler Praxis mit kulturellen Projekten und Vernetzungsprozessen, die nicht
ausschließlich, aber hochgradig der Gegenwartskunst gewidmet sind. Aktuell stützen wir
uns auf mehrere internationale Arbeitskontakte, wodurch uns ein weiter Horizont als
Standard gilt. Die Summe unserer Projekte über Jahre gibt uns Möglichkeiten, viele
untaugliche bzw. unrealistische Optionen auszuschließen und uns von haus aus auf
vielversprechende Ansätze zu konzentrieren.
Archiv: Die Jahre
Unsere strikte bottom
up"-Orientierung kam nicht erst bei der Befassung mit den Prinzipien von
Regionext", LEADER" oder der Lokalen Agenda 21" ins
Spiel. Schon vor rund drei Jahrzehnten begann im Kulturgeschehen dieser Regionen ein
Diskurs im Sinne einer Eigenständigen Regionalentwicklung"; damals wurden
einige inhaltliche Grundlagen des gegenwärtigen Geschehens erarbeitet. Es gibt ein quasi "Gründungsdokument"
dieser Entwicklung von 1981:
In der Präambel zu den Statuten des
Vereines "REIZ" wurde definiert,
was "Eigenständige Regionalentwicklung" meint: [link]
(Ich selbst wurde hier erst 1985 Teil des Geschehens.)
Warum also wir und "kunst ost"?
Weil in unserem Ansatz 25 Jahre regionale Kulturarbeit in Theorie und Praxis stecken, auf
die wir unsere Themenentwicklung stützen.
Das bedeutet auch, daß wir
gegenwärtig in den derzeit laufenden Projekten eine aktuelle Kooperationssituation mit
weit über hundert Kunstschaffenden haben und mit verschiedenen Vermittlungsinstanzen der
Kommunen sowie mit Geschäftsleuten im Einvernehmen sind.
Genau dieses Setup beziehe ich auch dem
Denkmodell der "Drei Sektoren", das in Österreichs autonomer
Kulturinitiativen-Szene in den 1990er-Jahren debattiert und elaboriert wurde. Deshalb
ist/war da von einer "sektor3- Kulturszene" die Rede, zu der es eine Publikation
der IG Kultur Österreich gibt. (Siehe dazu auch Log #197!)
Mit den "Drei Sektoren"
sind Staat, markt und Zivilgesellschaft gemeint. Es geht um Begegnung in Augenhöhe, um
Kooperation. |
|
In der Stadt Gleisdorf ist
diese Grundsituation für uns schon einige Jahre gegeben. Das heißt, wir reden nicht
über "Förderungen", sondern über Kooperation in gemeinsamen Vorhaben.
Ein Arbeitstreffen mit Winfried
Kuckenberger, Leiter des Gleisdorfer "Büro für Kultur und Marketing"
(links), rechts City-Manager Alfred Tieber. Das bedeutet: Kuckenberger
repräsentiert die Verwaltungsebene der Stadt (Sektor Staat), Tieber die lokale Wirtschaft
(Sektor Markt) und ich einen privaten Kulturverein (Sektor Zivilgesellschaft). [Fortsetzung]
[kunst ost]
core | reset | home
1410 |