log #178: next code

Ich bleibe noch ein Weilchen bei Niklas Luhmann, der in „Die Kunst der Gesellschaft" geschrieben hat: „Politik ist zunächst der Einsatz von Macht für kollektiv bindendes Entscheiden."

Da treffen wir uns also im kulturpolitischen Sinn zu einer Frage von allgemein politischer Bedeutung in unserem Lebensraum; zur Frage nach dem Einsatz von Macht für kollektiv bindendes Entscheiden, durch deren jeweilige Beantwortung/Praxis dieser unser Lebensraum so oder anders sich entwickelt. (Und wie WIR dabei mitzureden haben oder auch nicht.)

Luhmann betonte die „Demokratisierung der Politik und deren Abhängigkeit von Medien". Deshalb sind Medienkompetenzen so wichtig; nicht bloß für die „Deutungseliten" einer Gesellschaft bzw. Demokratie, sondern letztlich für alle ihre Mitglieder. Wir werden also in den kommenden Jahren intensiv mit Medienarbeit (Print, Web, Radio und Video) befaßt sein.

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Mit "next code: asking" ist nun ein spezieller Auftakt zu diesen Medienthemen gesetzt. Das Coverbild zeigt sehr bewußt ein Motiv aus dem Film "Underground" von Emir Kusturica, dessen hauptsächlicher Handlungsort sicher nicht zufällig wie die Höhle in Platons "Höhlengleichnis" funktioniert; eine der vermutlich ältesten "medienkritischen" Textstellen unserer Kulturgeschichte.

Die Befassung mit solchen Zusammenhängen ist noch nicht künstlerische Praxis, aber künstlerische Praxis erscheint mir ohne Befassung damit nicht zielführend. Auch hier meine Wiederholung einer grundsätzlichen Positionsangabe (aus Eintrag #176): Meine Freiheit als Künstler und meine bewußte Gebundenheit als politischer Mensch und Staatsbürger sind zwei verschiede Facetten meiner Existenz, die einander keineswegs behindern.

Diese Zusammenhänge prägen mein regionales Engagement, bei dem ich, wie in Eintrag #176 dargelegt, mit Christa Ecker-Eckhofen und Michaela Zingerle kooperiere. Nachdem mehr als drei Jahre Praxis mit "kunst O.ST" (und deren letzter Station) klar belegt haben, daß Kunstschaffende regional fast ausschließlich Eigen- und Partikularinteressen verfolgen, ist hier ein konzeptioneller Orientierungswechsel nötig.

Wir haben die Intention, soziokulturelles Neuland zu erschließen. Nicht in einer Art „Kampfansage" gegenüber Bestehendem, sondern von diesem Bestehenden ausgehend. Das meint: Erst im Verstehen des Status quo und dessen, was dazu geführt hat, erschließen sich uns neue Möglichkeiten. (Siehe dazu vor allem Eintrag #174!)

Die Künstlerinnen und Künstler der Region … Unsere bisherige Praxis hat gezeigt, daß es über diese Themen und überhaupt „die Kunst" in der Region keine gemeinsame Sprache und keine Klarheit der Begriffe gibt.

Wir unterscheiden drei Bereiche, in denen sich künstlerische Praxis regional zeigt:
– Erstens professionelle, also „hauptberufliche" Kunstschaffende,
– zweitens solche mit zusätzlichem „Brotberuf" und
– drittens außerberuflich Kunstschaffende, deren Tun vor allem der eigenen Erbauung gewidmet ist, aber nicht mit Brotwerwerb verbunden wird.

Der Beruf ist übrigens keine künstlerische, sondern eine soziale Kategorie. Diese Darstellung ist nicht als Qualifizierung zu verstehen, womöglich hierarchisch geordnet, sondern deutet drei Bereiche mit höchst unterschiedlichen Paketen von Intentionen, Prioritäten und Zugängen an. Regionale Kulturpolitik sollte diese drei Felder verstehen und moderieren können. Es entstehen nämlich durch diese Strukturen sehr unterschiedliche Anforderungslagen.

Unser Projekt ist dem praktischen Klären, Ausloten, Entwicklen solcher Zusammenhänge gewidmet. Deshalb sind wir auch auf die Kooperation mit Funktionastragenden aus der regionalen Politik und Wirtschaft angewiesen. Das bedeutet, wir sind (überdies) damit befaßt, zwischen den drei Sektoren
– Staat,
– Markt und
– Zivilgesellschaft … verbindend zu wirken.

Ich sehe uns damit ausdrücklich in einer Kontinuität des kulturpolitischen Diskurses, wie ihn Philosoph Gerald Raunig im Jahr 2000 zusammengefaßt hat; für "sektor3/kultur" (Eine Konferenz der IG Kultur Österreich zu den zivilgesellschaftlichen Facetten des kulturellen Feldes) ... Die Publikation dazu ist bei der IG Kultur Österreich nach wie vor erhältlich!

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coreresethome
34•09