log #137: slow motion

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Ein feines Zitat. (Quelle: "Kleine Zeitung") Es nützt bloß nichts, wenn der Zusammenhang unscharf ist, wenn eine Begründung des deutschen Bundespräsidenten für diese Auffassung fehlt. Dadurch bleibt das ein "Allerweltssager", den man für nichts vorbringen kann. Hintergrundrauschen. Um zu vertreten, was Köhler empfiehlt, müßten die Gründe dafür konkret vorgebracht werden können. Vorzugsweise GUTE GRÜNDE. (Und wie lauten die?)

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Nein, es ist keineswegs so, daß Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark (links) hier von Künstler Walter Kratner bedroht wird. Kratner ist vielmehr damit beschäftigt, gute Gründe vorzubringen. Wir, die "slow motion"-Crew, hatten mit ihm und mit LEADER-Managerin Iris Absenger ein Treffen, um zu erörtern, worüber SCHON Konsens besteht und worüber ERST Konsens gefunden werden müßte, wenn die gesamte Region sich auf ein komplexeres, mehrjähriges Kulturvorhaben im LEADER-Zusammenhang einlassen sollte.

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Auch Nina Strassegger-Tipl hatte dabei mehrfach Anlaß ernst dreinzublicken, denn es ist eine komplexe Geschichte. Auf der Landesebene wird ja durchaus gewollt, was wir ("slow motion") in Gang zu bringen befähigt sind. Doch das ließe sich nicht realisieren, falls Zustimmung auf regionaler Ebene ausbliebe.

Das bedeutet im Klartext, wir können hier nicht bloß Lobbyarbeit für die Kunst machen, genauer: Gegenwartskunst, sondern es läßt sich dabei NUR vorankommen, wenn auf breiterer Ebene Übereinkünfte entstehen, logischerweise mit Bedacht auf sehr unterschiedliche Interessenslagen.

Bei den regionalen Instanzen dieser "breiteren Ebene" ist aber Gegenwartskunst keineswegs mit höchster Priorität ausgestattet, ganz egal, was der Landeskulturreferent sich vorstellen oder wünschen mag. (Gut? Schlecht? Egal, es IST so.)

Diese Situation wird nicht  bloß in der "Energie-Region" als knifflig empfunden. Das drückt sich auch folgendermaßen aus: Aus anderen LEADER-Region wird inzwischen informell Unmut laut, der allerdings auf Landesebene bearbeitet werden muß und nicht unsere regionale Angelegenheit ist.

Die Kolportage besagt etwa:
>>Der Krusche und die Kocuvan, die blocken ja alles, da geht nichts mehr außer Gegenwartskunst und was sich dazu zählen darf, wird von ihnen definiert.<<

Lustig! Es hieß von hausaus, in diesem Budgetbereich ginge es um Gegenwartskunst und nun beklagen Regionalmanager, daß es um Gegenwartskunst geht.

Das beklagen Leute eines Milieus, eines Berufsfeldes (Regional- und Tourismusmanagements), von dem die Gegenwartskunst während der letzten 10, 15 Jahre fast jenseits von Graz weitgehend ausgeblendet worden war. (Von einigen Ausnahmen abgesehen.)

Was Gegenwartskunst sei, brauchen ja nicht "Der Krusche und die Kocuvan" zu definieren, dazu gibt es Diskurse auf der Höhe der Zeit, an denen man sich beteiligen kann oder die man eben ignoriert.

Jetzt, wo Budgets knapp sind, wo manchen Leuten der Hut brennt, weil sie ihre Projekte gerade nicht auf den Boden bringen, was ja für Kunstschaffende abseits der Zentren seit ewig und drei Tagen der Normalzustand ist, kommen solche Polemiken daher: "LEADER Kultur fördert nur Avantgarde."

Kleiner Einschub:
Die Avantgarde WAR ein Ereignis des vorigen Jahrhunderts. Es wäre freundlich, wenn Leute, die nach einem der Kunst gewidmeten Budget greifen möchten, sich mit der Materie wenigstens in den Grundzügen vertraut machen würden.

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Zweiter Einschub:
Am Weizer Bahnhof wartend fand ich -- hinter der Schulter eines fröhlichen Skin -- eine Perspektive, die deutlich macht, wo da draußen Prioritäten liegen. Beachten Sie bitte: Hochklappbare Flügeltüren an einer "Prolo-Schüssel" sind keineswegs "amtlich", sondern ein Stilelement, das gewöhnlich an "Supersportlern" wie Lamborghini gefunden werden können. Die Prioritäten liegen allgemein ohnehin wo anders als im Kunstbereich.

Schaffen wir also eine angemessene Grätsche zwischen Alltagskultur, kommunalen Anliegen und unserer Kunstauffassung? Mit Verlaub: WIR auf jeden Fall!

Eben WEIL wir keineswegs bloß mit den Fragen der Kunst befaßt sind. Siehe dazu auch den aktuellen Arbeitsansatz bei "gleisdorf: ein L für die kunst", wo wir einen Aufenthalt in Balance zwischen Kunst und trivialen Mythen realisieren: [link]

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Die TRIVIALISIERUNG unser aller Leben (so auch des Kunstfeldes) schreitet nicht voran, sie SPRINTET. Das illustriert etwa die aktuelle Werbeaussendung einer großen Photo-Kette, in der dieses Angebot deponiert ist.

Das ist keine so tragische Sache und trotzdem wird mir davon schlecht. Warum? Es verstellt völlig den Blick darauf, wovon Gegenwartskunst eigentlich handelt. Menschen nehmen dann mitunter gerne an, DAS sei Kunst. Es ist aber bloß ihr banales Echo!

Und genau an diesem Echo einer Repräsentationskunst aus vergangenen Jahrhunderten, an dieser Karikatur von Kunst VOR der 1. und der 2. Moderne, VOR der Avantgarde stehen dann Leute an, die gar nicht verstehen können, wovon die Rede ist, wenn ein gegenwärtiger Künstler von der GEGENWART redet.

Damit möchte ich klar machen:
Ich fühle mich keineswegs über triviale Teile des Lebens erhaben. Im Gegenteil, darin bin ich gut zuhause. Aber wenn schon, zur Abwechslung, in den Regionen von KUNST die Rede ist, dann möge es auch um KUNST gehen.

Die steht übrigens, so weit es den LEADER-Kontext betrifft, eindeutig in einem Geflecht von Bedingungen, die ihrerseits nicht an der Kunst festgemacht sind, sondern an SOZIOKULTURELLEN Zusammenhängen.

Nun höre ich manche sagen: "Ich versteh das nicht!"

Dazu meine Einladung: "Dann reden wir doch einmal ausführlich darüber." Dann höre ich aber: "Tut mir leid, ich hab für sowas momentan keine Zeit."

Da frage ich natürlich: Was zum Teufel wollen Sie in der Konditorei, wenn sie Fleisch für einen Braten brauchen?

P.S.:
Falls Sie für einen Moment nachschauen möchten, was sich bei "kunst O.ST" gerade tut, könnten Sie feststellen: Um AVANTGARDE geht es dort im Moment eher gar nicht:

[link #1] [link #2]

[slow motion: übersicht]


coreresethome
20•09