Ein feines Zitat. (Quelle: "Kleine
Zeitung") Es nützt bloß nichts, wenn der Zusammenhang unscharf ist, wenn eine
Begründung des deutschen Bundespräsidenten für diese Auffassung fehlt. Dadurch bleibt
das ein "Allerweltssager", den man für nichts vorbringen kann.
Hintergrundrauschen. Um zu vertreten, was Köhler empfiehlt, müßten die Gründe dafür
konkret vorgebracht werden können. Vorzugsweise GUTE GRÜNDE. (Und wie lauten die?)
Nein, es ist keineswegs so, daß Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark (links) hier
von Künstler Walter Kratner bedroht wird. Kratner ist vielmehr damit beschäftigt, gute
Gründe vorzubringen. Wir, die "slow motion"-Crew, hatten mit ihm und mit LEADER-Managerin Iris
Absenger ein Treffen, um zu erörtern, worüber SCHON Konsens besteht und worüber ERST
Konsens gefunden werden müßte, wenn die gesamte Region sich auf ein komplexeres,
mehrjähriges Kulturvorhaben im LEADER-Zusammenhang einlassen sollte.
Auch Nina Strassegger-Tipl hatte dabei mehrfach Anlaß ernst dreinzublicken, denn es
ist eine komplexe Geschichte. Auf der Landesebene wird ja durchaus gewollt, was wir
("slow motion") in Gang zu bringen befähigt sind. Doch das ließe sich nicht
realisieren, falls Zustimmung auf regionaler Ebene ausbliebe.
Das bedeutet im Klartext, wir können hier nicht bloß Lobbyarbeit für die Kunst
machen, genauer: Gegenwartskunst, sondern es läßt sich dabei NUR vorankommen,
wenn auf breiterer Ebene Übereinkünfte entstehen, logischerweise mit Bedacht auf sehr
unterschiedliche Interessenslagen.
Bei den regionalen Instanzen dieser "breiteren Ebene" ist aber Gegenwartskunst
keineswegs mit höchster Priorität ausgestattet, ganz egal, was der Landeskulturreferent
sich vorstellen oder wünschen mag. (Gut? Schlecht? Egal, es IST so.)
Diese Situation wird nicht bloß in der "Energie-Region" als knifflig
empfunden. Das drückt sich auch folgendermaßen aus: Aus anderen LEADER-Region wird
inzwischen informell Unmut laut, der allerdings auf Landesebene bearbeitet werden
muß und nicht unsere regionale Angelegenheit ist.
Die Kolportage besagt etwa:
>>Der Krusche und die Kocuvan, die blocken ja alles,
da geht nichts mehr außer Gegenwartskunst und was sich dazu zählen darf, wird von ihnen
definiert.<<
Lustig! Es hieß von hausaus, in diesem Budgetbereich ginge es um Gegenwartskunst und
nun beklagen Regionalmanager, daß es um Gegenwartskunst geht.
Das beklagen Leute eines Milieus, eines Berufsfeldes (Regional- und
Tourismusmanagements), von dem die Gegenwartskunst während der letzten 10, 15 Jahre fast
jenseits von Graz weitgehend ausgeblendet worden war. (Von einigen Ausnahmen abgesehen.)
Was Gegenwartskunst sei, brauchen ja nicht "Der Krusche und die Kocuvan" zu
definieren, dazu gibt es Diskurse auf der Höhe der Zeit, an denen man sich beteiligen
kann oder die man eben ignoriert.
Jetzt, wo Budgets knapp sind, wo manchen Leuten der Hut brennt, weil sie ihre Projekte
gerade nicht auf den Boden bringen, was ja für Kunstschaffende abseits der Zentren seit
ewig und drei Tagen der Normalzustand ist, kommen solche Polemiken daher: "LEADER
Kultur fördert nur Avantgarde."
Kleiner Einschub:
Die Avantgarde WAR ein Ereignis des vorigen Jahrhunderts. Es wäre freundlich,
wenn Leute, die nach einem der Kunst gewidmeten Budget greifen möchten, sich mit
der Materie wenigstens in den Grundzügen vertraut machen würden.
Zweiter Einschub:
Am Weizer Bahnhof wartend fand ich -- hinter der Schulter eines fröhlichen Skin
-- eine Perspektive, die deutlich macht, wo da draußen Prioritäten liegen.
Beachten Sie bitte: Hochklappbare Flügeltüren an einer
"Prolo-Schüssel" sind keineswegs "amtlich", sondern ein Stilelement,
das gewöhnlich an "Supersportlern" wie Lamborghini gefunden werden können. Die
Prioritäten liegen allgemein ohnehin wo anders als im Kunstbereich.
Schaffen wir also eine angemessene Grätsche zwischen Alltagskultur, kommunalen
Anliegen und unserer Kunstauffassung? Mit Verlaub: WIR auf jeden Fall!
Eben WEIL wir keineswegs bloß mit den Fragen der Kunst befaßt sind. Siehe dazu auch
den aktuellen Arbeitsansatz bei "gleisdorf: ein L für die kunst", wo
wir einen Aufenthalt in Balance zwischen Kunst und trivialen Mythen realisieren: [link]
Die TRIVIALISIERUNG unser aller Leben (so auch des Kunstfeldes) schreitet nicht voran,
sie SPRINTET. Das illustriert etwa die aktuelle Werbeaussendung einer großen Photo-Kette,
in der dieses Angebot deponiert ist.
Das ist keine so tragische Sache und trotzdem wird mir davon schlecht. Warum? Es
verstellt völlig den Blick darauf, wovon Gegenwartskunst eigentlich handelt.
Menschen nehmen dann mitunter gerne an, DAS sei Kunst. Es ist aber bloß ihr banales Echo!