log #134: next code Es besteht für mich kein Zweifel, daß die Kulturpolitik von Bund
und Ländern in naher Zukunft härtere Kontraste schaffen wird. Die Erfahrung der letzten
15 Jahre sagt mir, daß man seitens der Politik lieber an der Basis Verteilungskämpfe
verstärkt als sich -- so ganz allgemein -- zu neuen Optionen aufzuraffen.
Die Verteilungskämpfe werden freilich nicht von der
Politik initiiert. Das schaffen wir auf dem Kunstfeld ganz alleine. Gegen diese Art von
"immanenter Blödheit" hab ich in all den Jahren kein verläßliches Mittel
entstehen gesehen.
Vor zwei Jahren hab ich das hier schon thematisiert. Damals
bemerkte Herbert Nichols, der kulturpolitische Berater von Landeskulturreferent Kurt
Flecker: "Zwerge bekämpfen Zwerge." (Siehe Log #24!) Nichols erzählte, daß Neid und Eifersucht, soweit er sehe,
auch starke Kulturprojekte kippen können. Und zwar von innen heraus.
Ein Befund, den ich bestätigen muß. Aber es gibt auch
andere Erfahrungen. Bei "kunst O.ST" hat es inzwischen zwar schon so manche
Brösel gegeben, Abrieb aus Auffassungsunterschieden war unvermeidlich, aber das aktuelle
Festival "auf.draht" erweist sich dagegen als wesentlich stärkeres Geschehen,
in dem sich eine "Praxis des Kontrastes" einlöst: [link]
Ich bin sehr neugierig, was sich daraus an Tragkraft
ableiten läßt. Die Headline auf der Seite in der vorigen Ausgabe der "WOCHE"
ist genau so ganz nach meinem Geschmack. Keine Bedingung für die Kunst, nein,
denn die kann ihre Aufgaben und Themen auch ganz aus sich beziehen. Aber als ein
kulturpolitischer Anspruch muß das für mich so dastehen. (Siehe dazu auch Krusches Log #1360!)
Wir haben diesmal in Weiz zum Teil den öffentliche Raum
bespielt und einen großen Teil der Arbeiten in lokalen Schaufenstern untergebracht.
Leider können sich manche Kaufleute noch immer nicht dazu aufraffen, den Kunstwerken
angemessenen Platz zu geben, sondern sie setzen die Werke wie Dekorationsgegenstände ein,
bei denen die ursprünglichen Waren im Fenster dominieren.
Künstler Walter Köstenbauer berichtete von
seiner jüngsten Nachschau: >>Bei meinem
letzten Rundgang in Weiz hab ich - neben erfreulichen Dingen - auch feststellen
müssen, dass manche unserer Exponate in den Auslagen nach und nach mit anderen Dinge
"verwachsen"...<<
Da ist also noch "Basisarbeit" nötig, falls die
"Schaufenstermeilen" AUCH Begegnungen mit Kunstwerken ermöglichen sollen. Die
besondere Kuriosität: In der "Kleinen
Zeitung" war NACH der Vernissage von genau diesem Viertel zu lesen ... daß es
nun neu sei. |
|
Natürlich ist das Viertel
nicht neu, es steht so schon geraume Zeit, aber die aktuelle Widmung soll neu sein. (Die
war aber so auch schon vor Jahren im Gespräch.)
Die Sprachregelungen verraten sofort, wo die
Sache klemmt. "Als Kunsthausviertel soll die Weizer Altstadt aufgewertet
werden." Man wird in den meisten Fällen erleben, daß "Kunst um
zu..." einfach nicht funktioniert. Das ist dem Marketing-Denken geschuldet und
führt verläßlich ins Leere.
Eine Formulierung wie "mindestens
einmal jährlich gibt es Kunst" im Kontext mit Erlebniseinkauf, Gewinnspielen
und "Lifestyle-Brunch" erhöhen die Gefahr einen Flop zu bauen ganz
enorm. Denn all das ist salopp an der Oberfläche
dahinformuliert. Es gibt zwar Kunstschaffende, die für solche Art Dekorationsgeschäft
gerne dienstbar sind, weil ihnen jede Bühne und jeder Augenblick Öffentlichkeit
willkommen ist, aber damit initiiert man keine interessanten Entwicklungen. Da sind also
noch Gespräche und Debatten zu führen; oder die Sache verpufft wirkungslos. |
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Ich kann freilich nicht sagen,
ob ich in diesen Fragen wirklich schlauer bin. Wir versuchen in Gleisdorf gerade einen
etwas anderen Ansatz auszuloten. Dabei gehen wir nicht von einem möglichen Marketing- und
Lifestyle-Effekt aus, sondern -- im Gegenteil -- von den konkreten kulturellen Interessen
ansässiger Geschäftsleute.
Die Sache ist inzwischen so weit gediehen,
daß wir nun an die Öffentlichkeit treten können. Nach einem praktischen Vorlauf seit
wenigstens dem Jahr 2003 [History] steht jetzt das Konzept mit den nötigen Basis-Übereinkünften
für:
gleisdorf: ein L für die kunst
[link]
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