Log #24
Der Autor Sasa Stanicic, hier bei seiner Lesung in der
Buchhandlung Plautz ("Wie der Soldat das Grammofon repariert"), derzeit Grazer
Stadtschreiber, wird demnächst seinen Amerika-Aufenthalt beginnen. Kuratorin Mirjana
Selakov hat ihn dafür gewonnen, daß er vor dort aus einen Beitrag zu "next code:
love" leisten wird. Tags darauf sind wir nach Celje in Slowenien gefahren, wo unsere
Crew-Members Milan Bosnic und Milica Milicevic momentan eine Arbeit abschließen.
Die beiden haben zur Zeit auch Amerika auf dem Reiseplan.
Bosnic (links) und Milicevic (rechts) zeigen bei unserer Station am 11.
Mai erstmals Ausschnitte aus einer berührenden Arbeit über die Emigration
unzähliger junger Menschen aus Serbien.
Am darauf folgenden Sonntag war die türkische Kuratorin
unseres Projektes, Övül Durmusoglu (links), in Gleisdorf, um mit Mirjana Selakov einen
Lokalaugenschein der aktuellen "Strecke" für unsere Ausstellung durchzunehmen.
Der ursprüngliche Plan war, von der Bibliothek aus, quer
durch die Stadt, zum "forumKLOSTER" zu gehen. Nun ist einerseits unklar, wie
groß die Baustelle vom Umbau der Innenstadt im Herbst noch sein wird. Andrerseits wird
Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark am Tag unserer Ausstellungs-Eröffnung heiraten;
und dabei das "forumKLOSTER" weitgehend für sein Fest nützen. Also haben wir
nun ein neues Ausstellungsareal definiert.
Der Wirt Mehmed Gül war über den Gast aus Istanbul
ziemlich verblüfft. Erst nach einigem Hin und Her hatte er realisiert, daß Övül nicht
bloß beruflich in der Metropole tätig, sondern selbst Türkin ist. Övül erzählte uns
später mit etwas ermüdetem Unterton, daß sie sowas öfter erlebe; eine urbane junge
Frau im Kunstbetrieb werde nun mal nicht mit "Türkin" assoziiert.
Es geht noch weiter, das teilt sie mit dem Serben Milan
Bosnic: Im Ausland stets mit dem assoziiert zu werden, "was in meinem Land nicht gut
läuft", ist sehr deprimierend. Umgekehrt: Mir sind ja diese jungen Intellektuellen
und Kunstschaffenden aus dem Süden, aus dem "Orient" viel näher, viel weniger
fremd, als so manche Österreicher.
Cut!
Herbert Nichols hat im Büro von Landeskulturreferent Kurt
Flecker eine spezielle Funktion: "Ich bin hier Sekretär für kulturpolitische
Fragen." Er hatte sich diese Woche mit mir und Winfried Kuckenberger ("Büro
für Kultur und Marketing") an einen Tisch gesetzt, um einige Fragen zu erörtern.
Denn so viel muß klar sein, das Klima wird strenger werden, die Budgetlage auf keinen
Fall entspannter. Nichols: "Ich glaube nicht, daß wir auf dem heutigen finanziellen
Niveau bleiben werden."
Nichols kritisiert die Fragmentierung der Szene von
Kulturschaffenden und daß Kooperationen kaum gelingen. Was auch an erstaunlichem
Konkurrenzverhalten liege, wo dann sogar "Zwerge Zwerge bekämpfen", also kleine
Formationen gegen einander agieren. "Dieser Zustand hemmt unsere
Innovationsmöglichkeiten so stark, daß uns inzwischen Bundesländer überflügelt haben,
die vor sieben Jahren noch von 'steirischen Verhältnissen' geträumt haben."
Das erinnert mich an Debatten vor rund eineinhalb
Jahrzehnten, da schon waren wir in der Steiermark nicht in der Lage, Ansichten von außen
ernst zu nehmen. Wenn etwa Kärnten als "kulturpolitisches Notstandsgebiet" galt
und der vormalige Obmann der "IG Kultur Österreich", Gerald Raunig, lapidar
meinte: "In der Steiermark schaut es nicht besser aus."
Inzwischen regieren in der Steiermark die
Partikularinteressen, was zwar gerne der Politik vorgehalten wird, was aber ein
hausgemachtes Problem der Kunstschaffenden ist. Nichols rät ganz unmißverständlich,
Kooperationen voranzubringen, um im administrativen Bereich Belastungen zu minimieren.
Und: "Ich sage es auch den Beiräten immer, sie sollen auf Inhalte achten."
Inhaltliches Gewicht betont er als ein zentrales Kriterium von
"Förderwürdigkeit".
Das Programm für unsere
Station in Liechtenstein ist nun online.
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