Log #71

Das zweiwöchige Kunstfestival "pomale" ist in seinem Kernbereich gelaufen. Eine komplexe Erfahrung für Kunstschaffende, die der Oststeiermark verbunden sind. Außerdem ein interessanter Testlauf, wie sich solche Prozesse entwickeln, wenn es keine Zugangsregelungungen über den künstlerischen Status gibt.

log71a.jpg (24836 Byte)

Von links Sergey Yugov, Angelika Haas und Walter Köstenbauer. (Die Dokumentation dazu wird HIER aufgeblättert.) Der zweite Teil des Festivals liegt nun in einer Reflexionsphase, für die ich noch keine Mutmaßungen habe, welche Schlüsse die weiterführenden Schritte prägen werden.

log71b.jpg (29757 Byte)

Ein Teil des Festivals fand als "next code: cruise" im Gleisofer "zeit_raum" statt. Hier die  Puppenspielerin Elfi Scharf bei der Aufführung ihres Mikro-Dramas. (Die "cruise"-Doku befindet sich HIER.) Den formellen Schlußpunkt erhält "pomale" Mitte Mai mit der von Walter Köstenbauer initiierten Debatte "Quote quo vadis?" Ein weiterer Beitrag zu den fälligen Diskursen über den Kunstbetrieb und die Bedingungen der Kunst.

log71c.jpg (22788 Byte)

Genau darüber hab ich mich auch, vorerst informell, mit Dieter Spath unterhalten, der zur Zeit als künstlerischer Leiter der "regionale 08" sehr präzise Ansichten vorbringen kann, was sich in dem Zusammenhang in Regionen abseits des Landeszentrums entwickeln könnte und sollte. Hierbei kommt dann auch zur Sprache, was ich im vorigen Eintrag notiert hab: Die Optionen des Wechselspiels zwischen Staat, Markt und Zivilgesellschaft.

Unser "regionale"-Beitrag wird solche Aspekte zumindest streifen. Denn "next code: divan" hat einen sehr komplexen Ansatz, dessen Teilthemen ich schrittweise in die Arbeitsrealität herüber hole. Einen ganz anderen Zugang zu solchen Fragen hatten wir hier auf dem Tisch.

Ohne jede Larmoyanz und mit bemerkenswerter Durchsetzungskraft hat der Autor Thomas Glavinic gezeigt, wie ein möglicher Weg aussehen kann, der kühn an allem vorbei zielt, was in Österreich als angeblich unverzichtbar gilt, wenn man literarisch reüssieren will.

log71d.jpg (27441 Byte)

Glavinic (hier neben Kunsthistorikerin Mirjana Selakov, auf Besuch in Weiz) referiert manchmal, bei guter Laune, grinsend die Partitur einheimischer Niedertracht, die man kennenlernt, wenn einem solche Dinge gelingen.

Er tut das nicht im klagenden Ton, sondern amüsiert, im Sinne von: Was es alles gibt! Jenseits solcher Launigkeiten zählt bei ihm dann offenbar wieder die professionelle Arbeit und das Ringen um Ergebnisse. Eine anregende Position, die sich nicht in fruchtloser Jammerei verbraucht.

log71e.jpg (27458 Byte)

Ähnlich ging es mir mit Dragan Protic von der serbischen Gruppe "Škart". (Hier rechts am Tisch mit Gleisdorfs Kulturbüro-Leiter Winfried Kuckenberger.) Serbien läßt keinen Raum für eine Jammerkultur, denn wer seine Kraft auf die Art abfackeln wollte, hätte nichts mehr für die künstlerische Praxis übrig. Das Land bietet kaum etwas von Rahmenbedingungen, wie wir sie in Österreich gerne für selbstverständlich halten, um mit traurigen Befindlichkeiten über die Runden zu kommen.

Nebenbei bemerkt:
Eine trügerische Vorstellung. Solche Tendenzen der zunehmenden Strukturschwächung zeigen sich in Österreich sowieso seit wenigstens zwanzig Jahren ganz unübersehbar. Erstaunlich, daß darauf in auffälliger Weise eher mit mehr Jammern als mit neuen Strategien reagiert wird. Aber das ist eine andere Geschichte und vor allem ein Problem meiner Generation. Protic ist übrigens schon ein Vorbote für unseren Beitrag zum Festival "steirischer herbst": "next code: exit".

log71f.jpg (28402 Byte)

In Serbien waren wir übrigens gerade. Hier der Grazer Künstler ILA im Tanzgeschehen in den Hügeln hinter Gornji Milanovac, von wo es nicht mehr weit nach dem bosnischen Srebrenica ist. (Die Dokumentation dieser Reise ist HIER zu finden.)

An dieser Reise hätten auch Markus Wilfling und Christian Eisenberger teilnehmen sollen. Sie waren allerdings dann mit der "viennafair" beschäftigt. Was sich gelohnt hat. (Siehe den nächsten Eintrag!)


resethome
19•08