Log #69

log69a.jpg (14944 Byte)

Puppenspielerin Elfi Scharf vor den leeren Wänden im Gleisdorfer "zeit_raum" ... das wird so nicht bleiben. Am Samstag, dem 12. April 08, wird das zweiwöchige Kunstfestival

"pomale"

eröffnet. Dazu gehört auch unsere Station "next code: cruise". An zwei verchiedenen Tagen gibt es übrigens eine begleitete Bus-Tour zu allen Stationen des Festivals. Damit ist erstmals ein derartiges Konzept in der Oststeiermark realisiert worden.

Das kulturpolitisch Bemerkenswerte daran: strictly bottom up! Also nicht von der Politik initiiert, sondern von einer Bais Kunstschaffender, die nun ein Jahr lang an dieser Geschichte gearbeitet hat.

Zur Genese:

Ende 2006 war es zu jenem Arbeitstreffen im Gleisdorfer "forumKLOSTER" gekommen, bei dem Regionalmanager Horst Fidlschuster sinngemäß meinte, mit "Euch Kunstschaffenden" wäre ein professionelles Arbeiten eher nicht möglich, wir sollten lieber unter uns bleiben. Dem war in Wort und Tat zu widersprechen. (Siehe dazu den Eintrag #8!)

Damals hatte wir die Intendanz des Festivals "steirischer herbst" schon überzeugt, daß eine Kooperation vor Ort sehr fruchtbare wäre. (Dazu war "next code: love" entstanden.) Die äußerst bewegte Vorgeschichte jenes Ereignisses ist hier, in diesem Logbuch, gründlich dokumentiert. Vom "herbst" gingen dann natürlich einige starke Impulse aus.

Das Werden dieser Geschichte wurde maßgeblich von zwei Politikern der Stadt unterstützt: Gemeinderat Gerwald Hierzi (ÖVP) und Stadtrat Hans Getto (SPÖ), zu deren wesentlichen Verdiensten vor allem auch gehörte, das Thema Gegenwartskunst verläßlich vor lokalpolitischen Geplänkeln im Rathaus bewahrt zu haben. Das war mit Sicherheit eine der radikalsten kulturpolitischen Leistungen, die man in dieser Region bisher erleben konnte.

dok_i2b.jpg (23782 Byte)

Im März 2007 fand ein spezielles Arbeitstreffen Kunstschaffender aus der Region statt, weil wir im Rathaus besprochen hatten, daß es für andere Leute, die nun nicht im engeren "herbst"- Programm stünden, auch Zugänge geben müsse, wenn die Kommune so erhebliche Mittel für ein Kunstvorhaben konzentriert. Daher schlug ich vor, die Kulturpolitik möge ein Rahmenprogramm anbieten, wo eben solche Zugänge gesichert seien. [link]

Dieses erste solchen Aspekten gewidmete Treffen war äußerst üppig besucht. Viele schienen von der Vorstellung beflügelt, es seien nun Auftritte auf schon gerichteten Bühnen möglich. Eine falsche Erwartung, denn im größeren Kreis sollte ja erst die Arbeit beginnen.

Das Folgetreffen war für den 14. April 2007 anberaumt, explizit als "Arbeitstreffen" ausgeschrieben. Gezählte drei Künstlerinnen und eine Kuratorin waren gekommen. (Mehr leider nicht.) Plus Winfried Kuckenberger, der Leiter des Gleisdorfer Kulturbüros. Immerhin ein Ansatz!

log69b.jpg (32610 Byte)

Denn zu der Zeit hatte ein regionaler Kreis längst angefangen, eine Einreichung für die kommende "regionale" zu erarbeiten. ("Leben/Kunst/Geschwindigkleit") Auch hier wieder ein "bottom up"-Prinzip: Das Quartett Richard Frankenberger, Walter Kratner, Erwin Fiala und Martin Krusche hatte die Sache In Gang gebracht. Am 27. März waren wir mit dem Anliegen schon über die Verwaltung zur Politik vorgedrungen. [link]

Oben: Die Gleisdorfer Repräsentanz von Politik und Verwaltung zu Gast im WEeizer Rathaus. Kulturbüro-Leiter Winfried Kuckenberger (links) und Kulturreferent Hannes Felgitsch flankieren Bürgermeister Christoph Stark.

Vergangenes Frühjahr war also zumindest klar und nach außen kommunizierbar, daß Kunst- und Kulturschaffende begonnen hatten, längerfristig und konsequent an größeren Vorhaben zu arbeiten. Einige der tragenden Intentionen: Synergien, Professionalisierung, das Erreichen eines höheren Organisationsniveaus, um für Wirtschaft und Politik bezüglich möglicher Kooperationen an Reputation zu gewinnen.

Ich hatte Grundlagen dazu schon 2006 erarbeitet. Landeskulturreferent Kurt Flecker war informell nach Gleisdorf gekommen, um sich das von mir darlegen zu lassen. (Siehe dazu Eintrag #7 und diese Pressemeldung: "LR Kurt Flecker auf Kurzbesuch in Gleisdorf"!)

log06a.jpg (27053 Byte)

Es ist wohl günstig für das Kunstfeld, wenn Gerald Gigler heute zu diesen Entwicklungen feststellt: "tut gut, dass sich mit qualität was tut." Denn Gigler ist an zentraler Stelle im Land Steiermark für die "Leader-Regionen" zuständig.

Wir haben allerdings solche Aspekte schon Mitte 2006 debattiert ... hier im Schatten eines Gastgartens in Ludersdorf. Eintrag #6, der davon handelt, erinnert übrigens daran, wie Stadtdtrat Getto damals aktiv geworden ist, um diesen Prozeß zu unterstützen. (Damals war die "Energieregion Weiz-Gleisdorf" freilich noch längst keine "leader"-Region.)

Jener Eintrag #6 zeigt übrigens auch Mark Blaschitz vom "SPLITTERWERK". Diese international renommierte Crew (biennale sao paulo, biennale venedig, documenta kassel, DAZ Deutsches Architektur Zentrum, Berlin, National Art Museum of China, Beijing etc.) wird heuer im Rahmen der österreichweiten "Architekturtage" ihr aktuell erarbeitetes künstlerisches Credo, das einige Brisanz birgt, präsentieren. Wo? Nicht in Graz und nicht in Wien, sondern in Gleisdorf: [link]

Ich darf also geltend machen, daß sich hier aus den letzten Jahren heraus eine Ereignislinie entwickeln ließ, die einerseits an das internationale Kunstgeschehen andockt, die andrerseits in der Region für innovative Schritte sorgt.

Klar, sowas ginge nicht, wenn Sach- und Machtpromotoren einander fern blieben. Wir Kunstschaffenden sind dabei auf Politiker angewiesen, die Augenmaß und einigen Mut haben, die genauer hinschauen und auch ein Risiko eingehen.

Diese Sache ist eben nicht "top down" entstanden, sondern "bottom up". Und es ist sehr wichtig, daß es BEIDEN Seiten dabei gelingt, positive Erfahrungen zu machen. [Fortsetzung]


resethome
16•08