Log #6
Ludersdorf. Hat sehr angenehme Seiten. Neben denen ich
einige bemerkenswerte Aspekte regionaler Angelegenheiten erfahren hab. Aus dem Gespräch
mit Gerald Gigler (oben), Leiter das steirischen Referates
für Innovations- und Kooperationsentwicklung im ländlichen Raum, und Architekt
Andreas Mayer (Spaceunit) habe ich
zwei Problembereiche als besonders relevant behalten.
Einerseits ist eine fehlende Einbindung der breiten
Bevölkerung in der gesamten Regionalentwicklung festzustellen. Andrerseits durchziehen
"Berater" die Regionen, von welchen den Bürgermeistern laufend Projekte
angedient werden, die ein "gutes Geschäft" sein sollen, es aber bei näherem
Hinsehen oft nicht sind. Weshalb man zunehmend eine Grundhaltung finde, in der dieser und
jener Bürgermeister den Verdacht pflege, man wolle ihn über den Tisch ziehen. Weil es
eben die Erfahrungen gibt, daß man über den Tisch gezogen wurde.
Cut!
Was prägt die Entwicklung einer Stadt? Rund um Gleisdorfs
altes Zentrum gibt es seit Jahren heftige Debatten, die von wirtschaftlichen
Schwierigkeiten, Planungsschritten, neuen Gestaltungsvorhaben und Widerständen dagegen
handeln.
Eben hatte ich ein Gespräch mit dem Optiker Lorenz Spielhofer, dessen
Betrieb im Stadtzentrum angesiedelt ist, der ein Abwandern in eines der neuen
Geschäftszentren der Stadt ausschlug. Der überdies gerade noch drei Konkurrenten in
nächster Nähe hatte. Spielhofer teilt keine der üblichen Klagen, ist mit den
geschäftlichen Aussichten zufrieden und einigermaßen zuversichtlich, wie sich Dinge
entwickeln.
Ich kennen nun einige solche Beispiele, die der allgemeinen
Tonlage entgegenstehen. Wäre also interessant, etwas mehr über Bedingungen einer solchen
"Unternehmenskultur" zu erfahren, die allgemeinen Veränderungsschüben,
Konkurrenz durch große Ketten und anderen Ungelegenheiten so deutlich aus eigener Kraft
widerstehn.
Cut!
Hier nun diese zwei Aspekte, Bedingungen des REGIONALEN und
des LOKALEN, die ja auch Rahmenbedingungen jeder kulturellen Situation sind, in der
Kunstgeschehen stattfinden kann. Außerdem der Bezug zu den verschiedenen Funktionen und
Rollen-Ensembles:
Geschäftsleute als Primärkräfte der Wirtschaft. Akteure
in Entwicklung und Verwaltung. Funktionstragende der Politik. Kunstschaffende. Wie das
zusammenhängt und aktuell zusammenhängen sollte, ist ja keineswegs völlig klar. Sollte
also auch Gegenstand von einschlägigem Engagement sein.
Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark (ÖVP) hat klar
deklariert, er möchte einen Fokus auf zeitgenössische Kunst unterstützen.
Kulturreferentin Susanna Schrampf (ÖVP) trägt das mit, erahnt dabei aber einen
"Schritt ins Elitäre". Was, wenn es so verstanden sein müßte, mindestens ein
kräftiges Vorhaben für die Erwachsenenbildung nahelegen würde, schleppt sich doch
allein "die Moderne" schon mit einem satten Jahrhundert auf dem Buckel ab.
Daß die zeitgenössische Kunst Seiten hat, die eben genau
NICHT den Eliten zugewandt sind, sondern sozialen Fragestellungen und anderen
Zusammenhängen des Alltagslebens, darf also noch keineswegs als allgemein bekannt
vorausgesetzt werden.
Primärkräfte der Wirtschaft. Akteure in Entwicklung und
Verwaltung. Funktionstragende der Politik. Kunstschaffende. Welche Zusammenhänge sind da
wünschenswert?
Hans Getto, Fraktionsvorsitzender der Gleisdorfer SPÖ, hat sich nun in diesen
Prozeß eingebracht. Er möchte beitragen, ein entsprechend interessantes Projekt
umzusetzen. Ich habe mich umgehört. Es heißt über ihn, daß er, wenn er etwas zugesagt
habe, sich auch mit Nachdruck dafür engagieren würde. Eine Zuschreibung, die ich in der
hiesigen Regionalpolitik noch nicht all zu oft gehört habe.
Cut!
Die Zusammenarbeit mit dem "SPLITTERWERK" ist nun einige
Schritte weiter gediehen. "Liebe in Zeiten der Telenovelas" nehmen wir zum
Anlaß, den Aspekt der "Funktionsverschiebungen" auf dem Feld der Kunst stärker
herauszuarbeiten. Was das konkret bedeutet?
Wir verschieben die Inhalte, Medien und
Präsentations-Orte gegen einander. Drei Teile eines Zusammenhangs werden gegen unsere
Gewohnheiten montiert. (Wir verraten nicht, WO jetzt die Kunst ist ;-)))
Cut!
Nun besteht auch eine Kooperation mit dem Österreichischen
Kulturforum Beograd. Im aktuellen Anlaß für unsere Next Code-Station in Montenegro.
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