Log #67 Der im vorigen Eintrag zitierte Essay von Evelyn Schalk ist
unter anderem ein Beispiel, daß sich natürlich auch (und vor allem) die
"Profiliga" kritischen Auseinandersetzungen stellen muß. Schalk im Text:
>>Aber Kunstmarkt ist bekanntlich auch nur ein Markt und
funktioniert nach dem göttlichen (das Ah und Oh in der Kunst, auch in
nachaufklärerischen Zeitaltern, der göttliche Funke, ohne dens schließlich keinen
schöpferischen Akt geben kann) Prinzip von Angebot und Nachfrage. Untertitel der Schau:
"Die Kunst der Gerechtigkeit".<<
"MediaMessAge 1" erschien in
der Ausgabe 56/57 (Oktober 2007) des Literaturmagazins "perspektive". Die
Ausgabe ist als PDF-Dtei downloadbar: [link]
Zurück zu den Überlegungen, was die
Unterscheidungsmöglichkeiten von künstlerischen und soziokulturellen Agenda in der
regionalen Kulturpolitik betrifft.
Ich habe in Notiz #9 zu "next code:
divan" ein Ereignis erwähnt, da eine Ausstellung in Gleisdorf jemandem gewidmet ist,
der sich ausdrücklich als Künstler hervortut, obwohl die gezeigten Arbeiten keinen
Hinweis enthalten, daß da mehr als ein "kreatives Hobby" zur Wirkung gekommen
sei.
Die Berichterstattung in einer
Regionalzeitung legt offen, was da inszeniert wurde. Allein das Herausstellen von
"Künstlern" unter Anführungszeichen zeigt an, was gespielt wird. In anderen Bereichen nennt man sowas "Guerilla-Marketing".
Der Professionist (Was genau ist eigentlich "Architekturdesign"?) nutzt die
Flagge der Kunst, um seine Geschäfte zu promoten. |
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Der Mann okkupiert also ein
Genre aus rein kommerziellen Gründen. Ob mich das stört? Nicht so sehr. Es ist auch
nützlich, weil es sich als Anschaungsmaterial eignet. Es scheint mir allerdings
problematisch, was das an kulturpolitischen Konsequenzen zeigen kann.
In der Berichterstattung wird die kommerzielle
Okkupation des Kunstfeldes auch noch durch die demonstrative Anwesenheit einer
Gemeinderätin und vormaligen Kulturreferentin legitimiert, aufgewertet.
Für den Kunstbetrieb ist das alles ganz
unerheblich, weil solche Art "Guerilla-Marketing" von Geschäftsleuten dort ohne
Wirkung bleibt. Für die regionale Kulturpolitik ist das allerdings keineswegs ein
unerhebliches Thema. Denn da geht es ganz konkret darum, welche Mittel mit welchem Ziel
auf welche Art eingesetzt werden. Kriterien!
Dabei muß ich mich als Kunstschaffender
darauf verlassen können, daß die Funktionstragenden der Kommunen in der Lage sind, die
verschiedenen Kategorien zu unterscheiden:
+) Was ist der Kunst gewidmet?
+) Was sind soziokulturelle Agenda?
+) Was ist bloß "Kunst-Karaoke", das die Formeln nutzt und die Inhalte
unterschlägt?
Ich gebe ein anderes Beispiel. Im "Süd-Ost Journal"
produziert sich seit langer Zeit ein Zeichner schwüler Phantasien, der sich im Auftreten
nach außen dann auch gerne durch einen Herrn "Professor" legitimieren läßt,
wobei dieses Kunst-Karaoke sich in völlig irrelevanten Sprachregelungen erschöpft.
Es gibt keine "moderne Erotik
POP-ART" und "Fotorealismus" ist etwas vollkommen anderes als die
Tomax-Arbeiten. "Kunstwerke höchster Perfektion" müßten mindestens
handwerklich bestehen können, was etwa verlangen würde, daß ein Maler praller
Nuditäten von Anatomie eine Ahnung hat und wenigstens in der Lage wäre, eine Hand oder
andere anatomische Details tauglich wiederzugeben, Proportionen zu beherrschen etc. Herr
Tomax kann genau das alles mit Sicherheit nicht, wie der Augenschein bestätigt: [link]
Also auch hier ein Beispiel von
"Guerilla-Marketing", bei dem jemand seine kommerziellen Interessen bedient,
indem er sich das Mäntelchen der Kunst umhängt. In diesem Fall widerspricht nicht bloß
das zeichnerische Talent der Zuschreibung "Kunst". Auch inhaltlich promotet
Tomax Ansichten, die keiner Debatte standhalten würden, sondern bloß durchsichtige
Klischees vom Kunstfeld reproduzieren: Das Manifest.
Ich stoße mich nicht daran, daß jemand gute
Geschäfte macht. Es ist mir auch ziemlich egal, wenn dabei so hanebüchene Auftritte (wie
der eben beschriebene) Profit abwerfen. Das ist ein freies Land, in dem es einem
selbstverständlich frei steht, auch mit Unsinn Profit zu generieren.
Aber ich muß mich, wie erwähnt, darauf
verlassen können, daß Funktionstragende in den Kulturreferaten der Kommunen über
Kenntnisse und Kriterien verfügen, diese Dinge zu unterscheiden. Das ist eine
kulturpolitische Forderung.
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