Log #65Der vorherige Eintrag war etwas overtürenhaftgehalten, jetzt
also hin zur Frage Was ist Kunst?
Kunst ist ein Geflecht von Relationen und Bedeutungen. Die Relationen sind zwischen
beschreibbaren Bezugspunkten eingerichtet. So scheint es, als wäre über drei Kategorien
zu reden: Relationen, Bezugspunkte und Bedeutungen. Da ist aber eine vierte, mit der zu
befassen mich Schwarz gerade angeregt hat. Eine Zone des Unbenennbaren, ein Bereich des
Erfahrbaren, teils aber auch Unerreichbaren, worüber Schweigen herrscht.
Mit alle dem hat übrigens der Begriff Ästhetik auch insofern zu tun, als er sich von
"Aisthesis" = sinnliche Wahrnehmung herleitet. Künstlerische Praxis als ein
Wechselspiel zwischen Erfahrbarem und Transzendentem. (Was wäre an künstlerischer Praxis
schon möglich, wenn es nicht die Möglichkeit laufender ästhetischer Erfahrungen gäbe?)
Da sind eben offenbar auch Zonen der Transzendenz, mit denen Berührung zwar
vorstellbar, aber nich realisierbar erscheint. Debatten ergeben sich dann eigentlich keine
daraus. Da beginnt schließlich das Schweigen... was ja kein Synonym für Untätigkeit
ist.
Ich werde noch einige Arbeit haben, weitere Klarheiten zu finden, ob das nun ein
grundlegendes und ausreichend taugliches Koordinatensystem ist -- Relationen,
Bezugspunkte, Bedeutungen und das Unsagbare --, zu welchem weitere Kategorien bloß
Konsequenzen von Differenzierung sind, Detailangelegenheiten, oder ob dieses basale
Koordinatensystem umfassender beschrieben werden und noch weitere Punkte erhalten
muß.
Warum das wichtig ist?
Es steht oft zur Debatte, wo Kommunikation nach außen stattfindet. Es bleibt aber
offenbar auch in der Kommunikation nach innen relevant; zum Beispiel, weil Identität
keine statische Größe ist, sondern eher etwas wie ein Fließgleichgewicht, das ständig
der Entropie ausgesetzt ist, weshalb Selbstvergewisserung in diesen Fragen stets neu
anfällt. (Na gut, Metaphern!)
Da berufe ich mich nun erneut auf Schwarz. Ich saß einige Stunden auf der Fahrt zum
Stift Admont neben ihm. Dort gibt es eine Dauerausstellung mit Arbeiten des Malers. Er
hatte die Bilder recht lange nicht gesehen und es war ihm auf der Strecke dort hin sehr
bang, ob sie ihm noch gefallen würden, ob sie seiner gegenwärtigen Ansicht standhalten
würden. Diese ganze Strecke war von der Frage geprägt: Was ist, wenn sie nichts taugen?
Cut!
Johanna Rainer von "collabor.at"
war hier gerade mit einem Stück Feldbacher Gehsteig beschäftigt ... ausgehend von einem
Zitat des bosnischen Dichters Dzevad Karahasan. Aktivitäten die in mein "Netzwerk
der Bücher" eingehen werden, an dem ich schon viel zu lange nicht mehr weiter
gearbeitet habe: [link]
Der aktuelle Eintrag bei den
Notizen zu "next code: divan" bietet dazu noch ein paar ergänzende Motive.
Zugleich gibt es in Graz einige Fäden aufzugreifen. Es ist ja noch allerhand an Optionen
auszuloten, wenn man sich fragt, was konkret in eine Praxis übergehen kann, falls man vom
alten Denkschema "Zentrum-Provinz" loskommen möchte. Die Crew von
"collabor.at" löste dabei einen sehr wichtigen Punkt ein: Wechselseitige
Mobilität. Es kann ja nicht genügen, daß die Leute von außen stets in die Zentren
kommen, während eine umgekehrrte Bewegung die Ausnahmen bliebe. (Ja, ich weiß schon, das
hat wenigstens eine bescheidene Bedingung: Daß es außerhalb des Landeszentrums lohnende
Ziele und Momente gibt.)
Anton Lederer von <rotor>,
hier im Gespräch mit unserer Kuratorin Mirjana Selakov, scheint solche wechselseitige Mobilität für eine
Grundbedingung zu halten, die bei <rotor> allerdings europaweit gepflegt wird.
Es sieht nun so aus, als werde es im aktuelle Schwerpunkt "Land of Human Rights"
auch eine Verzweigung nach Gleisdorf geben. Details werden zur Zeit erarbeitet.
Cut!
Bei "kunst O.ST" ist nun die "2 von 3", also der zweite Schritt
eines gemeinsamen Auftretens regionaler Kunstschaffender, in allen wesentlichen Punkten
fixiert. Die Eröffnung des zweiwöchigen Festivals "pomale", findet
am Samstag, dem 12. April 2008, statt. Dabei werden am 12. und am 19. April mit je einer
Bus-Tour alle Veranstaltungspunkte angelaufen. (Details zeigt der Plan!)
Zur Erinnerung: Die "1
von 3" hatte vergangenen November in Weiz stattgefunden.