Schade! Schade, wenn auch nicht gar so überraschend, daß schon so früh die
Werbetexter das Feld übernommen haben. Denn ich halte das für ein Phantasma. Ich würde
zu gerne wissen:
+) wovon genau der "Austausch zwischen Orient und Südoststeiermark" gehandelt
hat und
+) welche Instanzen bzw. Institutionen das gewesen sein sollen, da wie dort.
Denn DAS kann es ja NICHT gewesen sein, die Ortsansässigkeit eines einzelnen Gelehrten
so zu deuten. Nein, ich fürchte, das läuft auf einen Regionen-Hype hinaus, der
sachlicher Prüfung nicht standhält ...
Ich bin, da
beruflich Kunstschaffender, natürlich sehr interessiert zu sehen, wie mit der Arbeit und
dem geistigen Eigentum inspirierter Menschen von Kommunen verfahren wird. Details des
bisherigen Verlaufs, so sie sich als stichhaltig erweisen, halte ich für
besorgniserregend und höchst bedenklich. |
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Es lohnt sich, den Bericht (Quelle: "Der Standard") eingehender
durchzusehen: [LINK], dabei wird man nachdenklich.
Ich bin sehr gespannt, ob sich in einem nächsten Abschnitt des Vorgehens belegen läßt,
daß hier intellektuelle und geschäftliche Redlichkeit an Bord geblieben sind.
Denn zum Hintergrund gehört ja, was man von Landskulturreferent Kurt Flecker explizit
erfahren konnte:
>>Es muss endlich einmal klar sein, dass Kultur nicht
der Steigbügelhalter, der Umwegsrentabilität für touristische oder andere Ziele sein
kann. Kultur und Kunst haben ihren eigenen Stellenwert und Wert, und ich anerkenne das
jedenfalls nicht so, dass z.B. aus einem Kulturbudget eine Gesundheitsausstellung oder
irgendeine Ausstellung, die fachlich anders zugeordnet werden muss - zu finanzieren
ist.<< (Quelle: ORF)
Cut!
"Grenzen werden zu Kongruenzen, Heimisches entdeckt
seinen exotischen Ursprung, Exotisches wird heimisch."
So heißt es in einem "amtlichen" Feature des Projektes "Diwan". Da
entlarvt sich der Diskurs, da purzelt der Werbetexter vor den Vorhang.
Ich möchte, ohne die Konzepte zu kennen, fast wetten, daß genau solche
Sprachregelungen bei den Damen Strassegger und DeGrancy nicht zu finden sind. Denn gerade
wer sich hierzulande über alte Ressentiments hinwegzusetzen versucht, über Klischees,
die mindestens seit der Gegenreformation ihre Quellen sogar in Propagandaschriften der
erlauchten Habsburger haben, also von "ganz oben" lanciert wurden, wird genau
"Das Exotische" als höchst diskussionswürdige Kategorie kennen.
"Das Exotische" wird nicht heimisch und ist keine Quelle des Heimatlichen. Es
ist vor allem das Phantasieprodukt eurozentrischer Herrenmenschen. "Das
Exotische" ist eine Schwester des Rassimus, ist das "Ewig Andere", das zwar
konsumiert werden soll, aber niemals Wurzeln schlagen darf. "Das Exotische" ist
demnach nicht nur eine diskussionswürdige, sondern eigentlich längst eine diskreditierte
Kategorie.
Wovon dagegen EIGENTLICH zu reden wäre, finde ich in meinem Notizen aus einem
Gespräch mit dem bosnischen Autor Dzevad Karahasan:
>>Die Einflüsse, die die griechische Kultur sozusagen
vor dem puren Rationalismus gerettet haben, kamen vom Balkan. Am Balkan hat die römische
Kultur, bzw. das Römische Reich als Byzanz, zurück zu Metaphysik und Geschichte
gefunden. Also, der Balkan ist eben eine Achse Europas und europäischen Geistes. Und
heute noch ist der Balkan der Teil Europas, in dem verschiedenste Traditionen,
Weltansichten, Perspektiven nebeneinander, sehr oft miteinander, gelegentlich
gegeneinander leben.<<
Von da aus könnte es zum Beispiel weitergehen, ganz ohne Geschwätz über "Das
Exotische", statt dessen über "kulturelle Realitäten". Das wäre mir
lieber. Übrigens! Den Schwampf über "Exotisches wird heimisch" habe ich vom
steirischen Kulturserver. Der komplette Textblock ist HIER
nachzulesen.
Cut!
Michael Petrowitsch, Obmann der IG Kultur Steiermark, hat eben ein Statement zur "Regionale
2008" ausgeschickt, in dem es unter anderem heißt: