the long distance howl / ncv / seite #14
Bergers Illusionen
Schauspieler Roland Berger hat berufsbedingt viel Erfahrung, wie
man die Aufmerksamkeit von Menschen lenkt und bindet. Ohne diese
Fertigkeit wäre ja die Profession nicht zu schaffen. Und er hat
Fingerfertigkeit, versteht es, seinen ganzen Körper zum Erzählen
zu nutzen.
Ich falle spontan in einen Zustand von
Kindlichkeit und Staunen, wenn jemand auf Armlänge Abstand vor
mir Zauberkunststücke darbietet. Selbst wenn ich von einem der
Kunststückte wüßte, wie man es macht, würde ich dieses Wissen
schlummern lassen, um über den Effekt zu staunen.
Wie Berger etwa eine Jacke
nimmt, eine kleine Grube formt, Zigarettenglut hineinschnippt,
das Ganze mit dem Daumen verdichten und… Magie! Oder da ist ein
Einweg-Feuerzeug mit einem Werbeaufdruck versehen.
Berger
läßt Magie walten und… Zack! Der Aufdruck ist verschwunden, das
Feuerzeug nur mehr monochrom. Übrigens eines jener markant
geformten BIC-Feuerzeuge in Form eines elliptischen
Zylinders.
Das Design dazu stamm vom Belgier
Louis Lucien
Lepoix, von dem einige Fahrzeuge der Steyr-Daimler-Puch AG
gestaltet wurden. Neben dem Steyr City-Bus und der Plus-Serie
unter den Steyr Traktoren, auch den Steyr 91 LKW, vor allem auch das Puch Maxi sowie
Grundlagen der Steyr-Puch Pinzgauer.
Berger zeigte noch
allerhand kleine Tricks, von denen jeder Erwachsene weiß, daß
sie auf Handfertigkeit und Show-Talent beruhen. Aber das
Bezaubernde daran ist diese Bereitschaft, jemandem quasi Auge in
Auge eine Illusion anzubieten, die sich völlig außerhalb unserer
Alltagsbewältigung einlöst. Es hat keinen praktischen Nutzen,
sondern zielt auf andere Instanzen.
Das hat etwas
Transzendentes und ist zutiefst heiter. Es berührt Seiten in
uns, die nicht nützlich sind, sondern grundlegend, wenn wir uns
fragen, was Menschsein bedeutet. Es beweist, daß wir einander
Mitmenschen sind und keine Ressourcen.
Von links: Roland Berger, Igor F. Petković und Dominika Kalcher
Ich vermute, daß
ist zugleich auch eine Grundlage und ein Anlaß für Schauspiel.
Von der griechischen Tragödie wissen wir, sie war nicht gedacht,
Menschen zu belehren, sondern zu berühren.
Das Renner'sche
Haus in der Sauraugasse Es steht uns
in der Folge frei, dabei auf Schaudern und Mitgefühl einzugehen,
Katharsis anzustreben, oder eben nicht… Aber eines ist auf alle
Fälle davon bewegt. Das Staunen. Staunen ist der Beginn von
Philosophie…
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