the long distance howl / ncv / seite #4

Matthias Renner, Fleischhauermeister und Hausbesitzer


Es ist für mich sehr abstrakt. Falls Blut dicker sein sollte als Wasser, meines ist es nicht. Das hat einen ganz banalen Grund. Der Vater meines Urgroßvaters war ein Bastard. Mein Vater ebenso. Man kennt ihre Väter nicht. Das bedeutet unter anderem: ich stamme nicht ab.

Daher ist mein Urgroßvater für mich keine greifbare Person als Teil des konkreten Personals meiner Familiengeschichte, um daraus einen Mythos zu konstruieren und von da meine Identität herzuleiten. Es ist eher etwas Literarisches.

Renner könnte ebenso von Tolstoi oder Balzac erfunden worden sein. Er würde gut in einen jener Romane passen. Das heißt ferner, ich erlebe ihn als ein Stück Literatur, als Akteur einer Erzählung. Genau das paßt sehr gut in mein Leben.

Ich hab im Intro zu diesem Arbeitsbereich erwähnt: „Daraus darf geschlossen werden: Matthias war flink mit Beil und Messer. Und er hatte Geschäftssinn. Aber schnell, richtig schnell, war - im Gegensatz dazu - sein Bruder Franz Renner, waren dessen Söhne Alexander und Anatol; die Renner-Buben. Rastlose Leute. Sie fuhren Motorradrennen, wurden Luftschiffer.“

Matthias Renner wurde, wie Johann Puch, 52 Jahre alt, war dessen Zeitgenosse. Ich bin nun Mitte 60. Keine vergleichbare Position. Seine Geburt ist mit 12.10. 1865 angegeben. Er kam in Villach zur Welt, ist am 9.12.1917 in Graz gestorben. Als „Krankheit, Todesursache“ nennt der Totenschein: „Lebercirrhose, Wassersucht, Herzfehler“.

Sein Vater war Matthias Renner, Wirtspächter, unehelicher Sohn der Theresia Renner. Seine Mutter Margareta Meisterl galt als eheliche Tochter des Matthias Meisterl und der Margareta Kuscher.

Mein Urgroßvater heiratete am 3.11.1897 Theresia, geborene Schneiber. Ihre Beistände waren laut Trauungsschein Matthias Söllner und Karl Strohmayer, beide Bäckermeister. Sein Partezettel nennt als Gattin Resi Renner, als Kinder Marianne (meine Großmutter) und Konrad. Unter „Familie“ sind zwei Zweige genannt. Erstens Konrad Schneiber und Karl Strohmayer sowie zweitens Fritz Renner, Maria Renner und Lina Gratzer.

Matthias Renner war also, wie erwähnt, ein Zeitgenosse von Johann Puch, der von 1862 bis 1914 lebte, folglich ebenfalls 52 Jahre alt wurde. Renners Bruder Franz lebte von 1866 bis 1912. Für meine Geschichte sind auch dessen Söhne Alexander Renner (1892 bis 1966) und Anatol Renner (1890 bis 1982) im Blickfeld. Das sind die Abenteurer, Artisten, Rennfahrer und Aviatoren.

-- [Renner, eine Familienangelegenheit] --


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