the long distance howl / ncv / renner #1

Resi Renner

Von meiner Urgroßmutter Theresia „Resi“ Schneiber kann ich wenigstens ein (nicht datiertes) Foto aus jungen Jahren zeigen. Es dürfte aus der Zeit ihrer Eheschließung mit Matthias Renner stammen.

Der Trauschein wurde am 3. Februar 1897 ausgestellt. Der nennt bei ihr als „Alter 26 Jahre – geboren 28. Februar 1871. ledig“. (Matthias war damals 31 Jahre alt.) Gut möglich, daß wir hier also eine 26jährige Frau sehen. Wenn man einrechnet, daß Matthias mit 52 starb, waren das knapp zwei Jahrzehnte Ehe, die 1917, mitten im Großen Krieg, endete.

1897, im Jahr jener Eheschließung, hatte sich die Fahrradtechnik gerade in Richtung „Niederrad“ („Safety“) entwickelt, was zu einer Revolution der individuellen Mobilität führte. In den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts produzierte Benedict Albl in Graz hochkarätige Fahrräder. Johann Puch war kurze Zeit sein Angestellter, um sich bald darauf selbständig zu machen.

Ich finde diese eigentümliche Stille um ein Frauenleben wie das von Resi so markant, während die Renner-Buben Alexander und Anatol in den Luftschiffen und in den Zeitungsberichten jener Zeit ein Stück europäischer Geschichte schrieben.

Ihr Vater Franz, der Artist, als Wegbereiter. Dessen Bruder Matthias, mein Urgroßvater, Resis Mann, vergleichsweise ohne erwähnenswerte Meriten. Das zeichnet ein kontrastreiches Bild von Männerleben in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts, als ein gewaltiger Technologiesprung die Welt verändert hatte und einen umfassend mechanisierten Weltkrieg ermöglichte.


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