Der kurze Sommer des Automobils / Seite 21 Das Restaurieren von Klassikern wirft angesichts eines
Fundstückes einige Fragen auf. Es gilt zu entscheiden, welche Weg man einschlagen
möchte. Was ich hier schon skizziert habe, auf Blatt
#19, anläßlich der Restauration en Skoda Rapid 1,4 SV, sid die drei
markantesten Positionen, von denen auch Mischformen vorkommen:
a) Das Vorgefundene konservieren, möglichst viel alte Substanz erhalten.
b) Zurück zum einstigen Neuzustand, die Gebrauchsspuren tilgen.
c) Optimieren, den einstigen Neuzustand übertreffen.
Nikolaus Tschubi sucht das
Maximum
Kürzlich traf ich in Gleisdorf, passend zum Thema, Nikolaus Tschubi. Ich hatte vor
etwa zwei Jahren seine Puch Frigerio F4T 504 gesehen, die dann Anlaß zu einem
elektronischen Heft wurde, wo man die Details seines Restaurierungsprojektes nachlesen
kann: [link]
Tschubi war schon als junger Kerl auf das
Gelände hin orientiert, was sich anfangs einigermaßen spektakulär zeigte, denn die Puch
MS 50 (Siehe Foto rechts) ist wahrlich nicht für den Offroad-Einsatz konstruiert
worden. Die große Frigerio blieb über viele Jahre sein Traum und wurde eines
Tages real greifbar. Wie erwähnt, ich hab sein Motorrad im Jahr 2014 zum ersten mal
wahrgenommen. Kürzlich sah ich den aufgefrischten Zylinderkopf. |
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Das illustriert, wie bedächtig Tschubi nun seit langer
Zeit an seinem realen Traum arbeitet. Andere würden heute sagen, der Crosser sei "überrestauriert".
Ohne Frage hat der Besitzer einen Status dieser Maschine erarbeitet, so kam sie niemals
aus dem Werk.
Tschubi sagt: "Die war ein Sportgerät. Ein
Gebrauchsgegsgenstand. Die hat man im Werk nicht verfeinert. Das war unnötig."
Aber er will sie feiner aufstellen, so gut, wie es nur irgend geht. Das heißt,
er optimiert den Klassiker und sagt: "Ich will sie so haben, wie
sie hätte sein können."
Steyr-Puch 500 DL = Dach +
Luxus
Alois Schadler, ein anderer Puchianer, ist versierter Handwerker, dessen
phänomenaler Pinzgauer seine Offroad-Neigung illustriert. Dann gibt es da aber
noch den glänzenden 500er aus dem Jahr 1959.
Den sah ich eben beim 2016er Schelchenberg-Festival. Es ist eines der wenigen
DL-Modelle dieser Zeit, die man noch finden kann. Damals wurde das Puch-Schammerl
mit einem Stahldach ausgerüstet, mit reichlich Chrom geschmückt, auch mit speziellen
Radzierkappen, bekam lange Blinker und ausladende Rückleuchten verpaßt.
Handwerker und Lehrender:
Alois Schadler
Der Wagen scheint mir makellos zu sein. Schadler setzt hier auf maximalen
Originalzustand. Es sieht aus, als hätte das Pucherl noch nie Staub schlucken
müssen. Man könnte sagen, es ist ein Schmuckkästchen.
Mit Schadler werden wir übrigens noch reden müssen, denn er ist heute auch als
Lehrender tätig und befaßt sich daher mit Fragen, welche Fertigkeiten derzeit erhalten
und weitergegeben werden sollen, denn die Industrie ist in fundamentalen Umbrüchen
begriffen.
Replica mit wassergekühltem
Cobra-Motor (mw-technik)
Ein eigenes Themenfeld sind die Nachbauten (Replika/Replica) historischer Fahrzeuge,
die teilweise eine spezielle Geschichten haben. So hat sich Manuel Wutti aus Leutschach (mw
technik) vorgenommen, eine Puch MC 50 des dänischen Rennfahrers Dan
Jeppesen nachzubauen.
Er wird sie im Herbst bei Mythos Puch III zeigen: [link] Wutti sagt zu seinen
Intentionen: "Ich suche nach Lösungen und kombiniere alte mit neuer
Technik." Aus gutem Grund: "Mechanisch arbeitet noch immer das alte
System am besten."
Replikas. Das ist natürlich auch ein Thema in der Automobilwelt. Darum noch einmal ein
Blick nach dem Schelchenberg. Dort habe ich eine sehr exquisite Jaguar-Replika
gesehen. Der Panther J72 wurde von 1972 bis 81 gebaut, ist also nun seinerseits
schon ein Klassiker.
Mächtiger Roadster: Panther
J72
Manche Replikas sind etwas klapprige Kit Cars, die das historische Original
bestenfalls als Verkaufsargument nutzen, sich teilweise auch mit ganz flüchtiger
Ähnlichkeit begnügen.
Manche haben eher etwas von einer Karikatur; wenn zum Beispiel ein Bausatz auf einer VW
Käfer-Plattform einen Bugatti oder Mercedes SSK persifliert.
Dagegen macht der Panther freilich einen anderen, einen sehr soliden Eindruck.
+) Das 2016er
Schelchenberg-Festival
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