Das Restaurieren und Erhalten von Fahrzeugen führt auf ganz
unterschiedliche Wege. Ich hab angesichts der seltenen Puch 800 von Bernhard
Lagler [link]
kürzlich drei verbreitete Positionen genannt:
a) Das Vorgefundene konservieren, möglichst viel alte Substanz erhalten.
b) Zurück zum einstigen Neuzustand, die Gebrauchsspuren tilgen.
c) Optimieren, den einstigen Neuzustand übertreffen.
Im Gespräch mit einem Sammler, der selbst restauriert, hat sich das als noch weit
komplexer dargestellt. Ich darf hier eine seiner aktuellen Arbeiten zeigen, wobei ich
seinem Wunsch nach Anonymität nachkomme.
Wir hatten uns bei der heurigen Klassiker-Schau in Schloß Stadl [link] getroffen, wo ich
das Thema anriß. So kam das Gespräch auf den Skoda Rapid 1,4 SV, ein Cabrio
Baujahr 1937. Ausgangspunkt war das, was der Laie eine "totale Leich" nennen
würde. Es folgten neun Jahre Arbeit.
Der Sammler kombiniert in seinem gesamten Tun die verschiedenen Optionen, geht
unterschiedliche Wege. Also nicht entweder Erhalt des Vorgefundenen oder zurück zum
Erstzustand oder darüber hinaus. "Es hängt davon ab, was ich vorfinde."
Wo zum Beispiel das Blech über eine hölzerne Karosserie gelegt ist, wo etwa Teile des
Häusels aus Holz bestehen, muß das Blech abgelöst werden, um Holzteile ersetzen zu
können. Dadurch wird eine Neulackierung unausweichlich. Das heißt zwangsläufig, der
alte Lack kann nicht erhalten bleiben.
Es wird also zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen, auf welchen Fahrzeug- Zustand
der Sammler zielt, wenn er eine Lücke in seiner Kollektion schließen kann. Die lange
Dauer so eines Projektes kommt freilich nicht bloß durch die Arbeit am Fahrzeug.
Wer kein Customizer ist, also modifiziert, sondern vor allem originale
Komponenten verbauen will, muß große Ausdauer beim Suchen nach den nötigen Teilen
aufbringen. Ein anderer Sammler erzählte mir, es seien dann oft die Kleinteile, die einen
Jahre kosten können, um sie zu finden und zu erwerben. Die Frage nach tauglichen
Zündkerzen kann einen in Kummer stürzen. Oder seien es nur die richtigen Schrauben,
deren Gewinde oder Köpfe heute nicht mehr üblich sind.
Finden und erwerben. Damit ist ein wichtiges Detail betont. Finden alleine reicht
nicht. Kann man den geforderten Preis bezahlen? Ist der Besitzer überhaupt bereit, sich
vom gewünschten Teil zu trennen? Kann man ihm, falls er Sammler ist, etwas Interessantes
zur Kompensation anbieten?
Ein Sammler erzählte mir, er habe in Frankreich mehrere Besuche bei einem Mann machen
müssen, der sich sträubte, einen Motor vom Beginn des 20. Jahrhundert abzugeben. Da
fielen allerhand Fahrtkosten an. Durch Zufall habe man dann in einer Halle des Mannes ein
weiteres Triebwerk entdeckt, das paßte und schließlich zu erwerben war.
Ausdauer. Langmut. Gelassenheit. Ich habe den Eindruck, es gibt erhebliche Trennlinien
zwischen Sammlern, die schrauben lassen, und jenen, die selbst schrauben. Das sind zum Teil
natürlich auch soziale Trennlinien.
Wer etwa für ein begehrtes Fahrzeug die nötigen 200.000,- Euro auf den Tisch legen
kann, ist anders aufgestellt, als jemand, der erst einmal zwei seiner Fahrzeuge verkaufen
müßte, um die Neuanschaffung zu bewältigen. Zeit, Geld, der richtige Moment, der
passende Auftritt, es spielt vieles eine Rolle, ob man zum Zug kommt der nicht. und dann
sagt sich ein Besitzer eventuell: Was nützt mir das Geld, das derzeit keine Zinsen
bringt?
Hier sieht man gut, wie viel an Detailarbeit nötig werden kann, um einen Wagen wieder
auf Stand zu bringen. Wo etwa neue Bleche nötig sind, kann es darauf ankommen, ob man ein
anderes Originalfahrzeug findet, an dem sich die korrekten Formen abnehmen lassen.
Die restlichen Momentaufnahmen und das fertig restaurierte Fahrzeug
hier: [link]