17. April 2025

Von Don zu Don IX


[Vorlauf] Die Zahl der Gespräche, die ich derzeit über a) Europa und b) Österreichs Neutralität führe, nimmt langsam zu. Das finde ich gut so. Manche meiner Gegenüber haben schon zur Kenntnis genommen, daß wir längst den nächsten Kalten Krieg erleben.

Dennoch lebt der Mythos, mit dem ich aufgewachsen bin: „Wer will uns schon angreifen?“ Das ist möglicherweise die falsche Frage. Zwei Motive sollten wir nicht aus den Augen verlieren.

Einerseits ist das Bild des konventionellen Krieges von einer neuen, hybriden Kriegsform abgelöst worden. Propagandakrieg und Wirtschaftskrieg spielen dabei wesentliche Rollen, das Destabilisieren einer Zivilgesellschaft gehört dazu. High Tech bietet Möglichkeiten eine Nation anzugreifen, die es vor 80, 100 Jahren nicht gab.



Wozu Krieg? Na, Rohstoffe, Handelsräume, Kontrolle von Menschen...

Andrerseits sind alte, äußerst brutale Gewalt-Formen zurückgekehrt. Das konnten wir im Untergang Jugoslawiens stellenweise sehen, das zeigt sich in der Ukraine. Damit meine ich unter anderem die Grausamkeiten gegenüber Zivilpersonen, also Nichtkombattanten. Eklatante Verletzungen diverser Kriegskonventionen.

In Jugoslawien wie in der Ukraine kamen neben den regulären Truppen auch Söldner, Freischärler und Banditen zum Einsatz. Für die Zivilbevölkerung schuf das Situationen wie im Dreißigjährigen Krieg, nach dem Europa erstmals zu klären begann, was formell ein Krieg sei, wer befugt ist Krieg zu führen und welchen Regeln dabei zu folgen sei.

Ja, ich weiß! Und ich meine selbst, es gibt keinen sauberen Krieg. Wo bewaffnete Verbände auffahren, werden Menschenrechte verletzt. Aber der Mythos lebt. Unser privates österreichisches Neutralitätsmärchen: „Uns wird doch niemand angreifen!“



Und wie sieht es mit Belegen für solche Behauptungen aus?

Zeiten können sich sehr schnell ändern, politische Verhältnisse kippen, in etwas anderes übergehen. Mein Großvater Richard war Soldat des Kaisers. Mein Vater Hubert war Soldat des Tyrannen. Ich war Soldat der Republik. Mein Sohn Gabriel war Zivildiener. Was sagt Ihnen das? Mir sagt es eine Menge.

So lange auch innerhalb unseres Kulturvölkchens Narrative der FPÖ weitergetragen werden, ohne daß sowas Einwände auslöst, eine Debatte in Gang bringt, so lange stelle ich fest, daß Österreichs Bevölkerung mit seinen Hausaufgaben offenbar in Verzug ist.

Und unsere Privatmythologie? Im deutschen „Spiegel“ war anno1970 bezüglich der heimischen Truppe zu lesen: „Spätestens beim Manöver »Bärentatze« im Herbst letzten Jahres stellte sich heraus, daß sie im Ernstfall nur bedingt einsatzfähig wäre.“ [Quelle]



Ach ja, "niemand" kümmert sich um Diplomatie... (Quelle: Klein Zeitung)

Wovon die Rede ist? Laut „Truppendienst“, Zitat: „Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 und den Erkenntnissen des damit verbundenen militärischen Einsatzes sollte diese (zweite) Großübung des Österreichischen Bundesheeres wesentliche Erkenntnisse für dessen zukünftigen Organisation, Bewaffnung, Ausrüstung und Ausbildung bringen.“ [Quelle]

Aber Sie meinen, es könne nicht vorkommen, daß Österreich (gemäß dem Neutralitätsgesetz) „Zum Zwecke der dauernden Behauptung seiner Unabhängigkeit nach außen und zum Zwecke der Unverletzlichkeit seines Gebietes“ gefordert sei, selbst aktiv zu werden? Ich sehe das anders. [Quelle des Zitats: „Bundesverfassungsgesetz"] [Fortsetzung]

+) Stahlgewitter (Zum Krieg)


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