16. April 2025

Von Don zu Don XIII


[Vorlauf] Alexander Dugin, einer von Rußlands prominentesten Neofaschisten, hat sein Handwerk über Jahre bei der Neuen Rechten Westeuropas gelernt. Er wurde dann gelegentlich als „Einflüsterer“ von Don Putin gesehen, aber ich glaube nicht, daß Putin der Ratgeber bedarf. Ich denke eher, Dugin ist ein folgsames Werkzeug. Jedenfalls kennen sich Neofaschisten in Ost und West ganz gut.

Ich setze als bekannt voraus, daß rechtspopulistische Parteien mit Putins Partie nicht bloß korrespondiert, sondern kooperiert haben. (Bei der FPÖ ist das evident.) Ich setze ebenso als bekannt voraus, daß Putins Legionen in Sachen Cyber War und speziell Info War den Westen seit vielen Jahren propagandistisch bearbeiten, politisch korrumpieren.


Das hat sich übrigens sogar in der oststeirischen Kulturszene belegen lassen, aber ich stelle fest, das wurde einfach übergangen. (Siehe dazu meine Kolumne „Rechtsruck“!) Welche Früchte so ein geistiges Klima trägt, kann man inzwischen auch den Leserbriefspalten unserer Tageszeitungen entnehmen.

So behauptet zum Beispiel Herr Gottfried L.: „Die Verantwortlichen der EU treiben uns blindlings in den Untergang.“ Woher weiß er das? Wie genau sieht das aus und welche Quelle belegt das? Er weiß es nicht, denn: „Ich erkenne keine Bestrebungen…“ Eben! Er erkennt sie nicht. Heißt das, es gebe solche Bestrebungen nicht? Nur im Nähkästchen von Herrn L., im realen Leben gibt es sie selbstverständlich.

Woran erkennt man die Befindlichkeitsprosa eines erfolgreichen Absolventen der Deppen-Akademie? Er benutzt Floskeln und Klischees, wo er Fakten nennen könnte, die er freilich nicht gesucht, ergo nicht gefunden hat. Floskeln wie „blindlings“. „Irrmeinungen“, „Untergangsunion“, „wahnwitzig“, die allesamt Containerbegriff aus der Alarmismusabteilung sind. Worte, die man ganz beliebig mit diesem oder jenem Inhalt verknüpfen kann.



Quelle: Kleine Zeitung, April 2025. [Volltext]

Immerhin sagt Herr L. sowas Elegantes wie „monetäre Basis“ und träumt vor ich hin, daß wir die Kosten für eine solide Sicherheitspolitik Europas ruhig einsparen könnten, um „Schulen, Krankenhäuser und Bewässerungsanlagen“ zu bauen. Bewässerungsanlagen? Bei uns? In der Ukraine? Was genau sollte denn bewässert werden, a) in unserem fruchtbaren Land und b) in der einstigen Kornkammer Europas? Herr L. träumt vor sich hin und läßt uns daran teilhaben.

Das ist alles ganz beliebiges Geschwafel, mit dem jemand seine verständliche Sorge ausdrückt. Aber ein Abschlußzeugnis der Deppen-Akademie qualifiziert einen dann doch nicht dafür, europäische Sicherheitspolitik zu referieren.




Wo kann ich sachliche Details zu diesem Propaganda-Geschwafel nachlesen?

Es wäre ja schon ein nützliche Beitrag, wenn der Bürger Gottfried L. in eine Debatte über unsere Neutralität einsteigen würde. Die muß nämlich aktuell neu geführt werden. Daß sie eine bewaffnete Neutralität sein muß, schreibt unsere Verfassung vor. Daß sie permanent, glaubwürdig und im europäischen Gesamtgefüge nachvollziehbar nützlich sein sollte, nützlich für andere Staaten, bedarf einiger Arbeit und Klärungsschritte. Die liegen noch vor uns.

Also vielleicht bitte nicht blindlings Irrmeinungen verbreiten und wahnwitzige Untergangsfantasien ausstreuen, sondern zur Sache kommen. Das ginge vielleicht so, erst einmal zu klären: Was ist eine gute Frage? [Fortsetzung]

+) Stahlgewitter (Zum Krieg)


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