30. März 2025
Von Don zu Don X
[Vorlauf] Ich
brauche die Verständigung mit Pazifisten, welche inhaltlich
etwas zu bieten haben, um Perspektiven zu finden, die uns
als Gesellschaft voranbringen können. Worin voranbringen?
Bezüglich Verteilungsgerechtigkeit, sozialem Frieden und dem
Eindämmen von Gewalttätigkeit.
Ich finde dagegen jene
Art von Friedenskonsumenten provokant, die mir ihre Wünsche
nach Wohlergehen mitteilen, mir aber zu Fragen dieser oder
jener Sicherheitspolitik nichts zu bieten haben. Sie
vergeuden bloß meine Zeit und behelligen mich wie
pubertierende Kinder, die zwar ihre Bedürfnisse zu äußern
verstehen, aber zu Umsetzungsfragen nichts beitragen können.
(„Ändere du dein Verhalten, damit es mir besser geht!“)

Um ein paar Grundlagen zu adressieren: Ich bin
überzeugt, Gewalttätigkeit ist prinzipiell eine
Anomalie, die von Menschen kulturell entwickelt
wurde. Seit Primaten sprechen können, mag es stets
einzelne Vorfälle gegeben haben, in denen eine
Eskalation zu einem außergewöhnlichen Gewaltausbruch
führte. Aber als Gruppenphänomen, als
Stammes-Unternehmen oder als staatlich organisierte
Gewaltvariante ist das recht jung.
Das NeolithikumVor allem war es
offensichtlich nicht schon immer Menschenart. Es ist
also keineswegs „naturgegeben“. An dieser
Überzeugung ändert das individuelle Beispiel
pathologischer Varianten, wie es gelegentlich
auftauchen mag, überhaupt nichts. Forensische
Untersuchungen an alten Funden besagen, daß Europa
erst im Neolithikum eine damals völlig neue Art der
Gewalttätigkeit erlebt hat. Das belegen Massengräber
der überaus rätselhaften „Neolithischen Massaker“,
von denen auch auf österreichischem Gebiet eines
entdeckt wurde. Die Skelettfunde zeigten, daß
Menschen mehrerer Altersstufen vor ihrer Ermordung
noch mißhandelt wurden und daß junge Frauen offenbar
nicht in diesen Gräbern gelandet sind.

Es ist die Ära der Seßhaftwerdung von
Menschen. Damals kollidierten extrem
unterschiedliche Lebensweisen. Die
Konfrontation zwischen Ackerbauern und
Hirtennomaden finden Sie sogar in
unserem großen Mythos notiert. Es ist
die Geschichte von Kain (Ackerbauer) der
seinen Bruder Abel (Hirte) aus Mißgunst
erschlagen hat. Als älteste
Schlacht, von der wir wissen, gilt jene
im Tollense-Tal auf heute deutschem
Boden. Die Spuren und Funde lassen
ablesen, welches Ausmaß an organisierter
Gewalt dabei über Menschen hereinbrach.
Wir wissen nichts über Gründe, über
nähere Umstände. Es war ein Ereignis der
Bronzezeit. Jener metallurgische
Technologiesprung in der
variantenreichen Kombination von Kupfer
und Zink hatte damals neue Gußtechniken
möglich gemacht. Das bedeutet auch:
erste Formen einer Massenfertigung.
Kleinserien. Was fällt uns dazu ein?
Neben Gebrauchsgegenständen machte
dadurch die Waffenproduktion einen
Kategoriensprung. Das bedeutet, es
wurden neue Verbände von Waffenträgern,
gefährliche Rudel, realisierbar.

Die Fundstätten von Zink
waren in Europa sehr viel
seltener als jene von
Kupfer, was bei steigendem
Materialbedarf den Handel
quer über den Kontinent
angekurbelt hat.
Seßhaftigkeit, die
Akkumulation von Gütern,
neue Waffentechniken,
Handelsbeziehungen und
nächste Erfahrungen mit der
Raumüberwindung, hier mit
Pferden, da mit
Langschiffen… Man muß
kein Genie sein, um sich
vorstellen zu können, daß
allein schon diese
Zusammenhänge ein
sprunghaftes Ansteigen von
persönlichen
Begehrlichkeiten förderten.
Damit war es vermutlich sehr
verlockend, solches Begehren
mit trainierten und gut
bewaffneten Gruppierungen in
ausreichender Mannstärke zu
verfolgen.
ZeitfensterDas
Neolithikum rechnen wir ab
etwa 9.500 vor Christus, bis
es von der Kupfersteinzeit
abgelöst wurde, welche in
die Bronzezeit überging. Für
die Bronzezeit nehmen wir in
Mitteleuropa eine Epoche an,
die etwa von 2.200 bis 800
vor Christus reichte. Da war
dann die bedeutendste
„Tempomaschine“ des Menschen
innerhalb ihrer rund
fünftausendjährigen Ära
schon in einer Blüte
angelangt: Das Pferd als
Zugtier und als Träger von
Menschen; damit zentrales
Element von neuen
Waffensystemen und schnellen
Truppenbewegungen.
All das vor dem Hintergrund
der etwa 15 Millionen Jahre,
die wir für eine
Entwicklungen der Hominiden
annehmen, während sich das
Auftauchen des Homo habilis
nach bisheriger Kenntnis vor
rund zwei Millionen Jahren
ereignet haben dürfte.
Gemessen daran füllt die
Geschichte der besonderen
menschlichen Gewalttätigkeit
(ab dem Neolithikum) kein so
großes Zeitfenster. Ich
meine daher, Gewalttätigkeit
unserer Art ist in der
Menschheitsgeschichte noch
jung und ist hauptsächlich
kulturell begründet. [ Fortsetzung] +)
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