28. März 2025

Von Don zu Don VIII


[Vorlauf] Das Konquistadoren-Match USA/Rußland ereignet sich zu Füßen Chinas und hinten steht irgendwie Indien herum, das ich nicht einzuschätzen vermag. Aber ich halte für geklärt, daß Europa als mögliche Ressource dazwischen liegt. Wir haben aktuell keine Art von verbindlichem Sicherheitsversprechen. Weder von außen noch von innen. Ich denke, da genügt es nicht, auf der Hut zu sein. Es geht darum, sicher zu sein. Dafür werden wir in Europa selbst sorgen müssen.

Ich bevorzuge eine Debatte ohne verdeckte Karten. Wie schon mehrfach erwähnt, ich bin kein Pazifist, schätze aber redliche pazifistische Positionen und finde sie unverzichtbar. Weshalb die Betonung auf „redlich“? Weil ich Friedenskonsumenten erlebe, die bei Bedarf „Weltfrieden!“ oder von Suttners „Die Waffen nieder!“ herseufzen, mir dann aber jeden weiteren Beitrag zur Sache schuldig bleiben.



Ludwig Kochs Gemäde: Oberst Rodakowski bei Custozza.

Den Friedenskonsum seh ich in der Kategorie „Lieber reich und gesund als arm und krank!“ Kann man sich wünschen. Wie angedeutet: ein Konsumverhalten. Wir müssen uns aber einem alten Problem stellen, das uns mit neuen Varianten frontal entgegenkommt: gewaltbereite Menschen auf Raubzug.

Hier schätze ich redliche Pazifisten als Verbündete, denn es geht dabei längst nicht mehr bloß um rohe Gewalt. Wir haben viel an Ideologie und Propaganda zu bewältigen, haben Bilder zu bannen, haben menschenverachtende Diskurse abzustellen, haben allerhand von dem zu bremsen, womit Don Putin und Don Trump derzeit Geschäfte machen.

Nebenbei bemerkt, Bertha von Suttner hat ja nicht dahinpolemisiert, sondern mit ihrem einschlägigen Buch einen fundierten Diskursbeitrag geliefert. Die Frau war eine Kennerin des Genres. Zitat: „Mein Vater war General in der österreichischen Armee und hatte unter ‚Vater Radetzky‘, den er abgöttisch verehrte, in Custozza gefochten. Was mußte ich da immer für Feldzugsanekdoten hören! Der gute Papa war so stolz auf seine Kriegserlebnisse und sprach mit solcher Genugtuung von den ‚mitgemachten Kampagnen‘, daß mir unwillkürlich um jeden Mann leid war, der keine ähnlichen Erinnerungen besitzt.“



Die Erde sehnt sich nicht. Wir aber schon: Geschwafel als Konzeptersatz.

Mit Custozza verbinde ich einen Besuch im Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, wo ich staunend vor jenem großformatigen Gemälde gestanden hab, das den Maximilian Ritter von Rodakowski zeigt, wie er mit hoch erhobenem Kavalleriesäbel vor seinen Ulanen auf einen zureitet.

Bewährtes Propagandamaterial. Das Heer als Schule der Gesellschaft, der soldatische Mann als ideales Rollenmodell, das sind Motive, die wir aus dem 19. Jahrhundert herauf zugespielt bekamen. Natürlich dann in Jünger’schen „Stahlgewittern“ aufgewärmt.



Hollywood als bewährte Propagandamaschine für die ewige Kerl-Nummer..

Zitat aus Jüngers obszöner Umdeutung des realen Geschehens: „Und doch hat auch dieser Krieg seine Männer und seine Romantik gehabt! Helden, wenn das Wort nicht wohlfeil geworden wäre. Draufgänger, unbekannte, eherne Gesellen, denen es nicht vergönnt war, vor aller Augen sich an der eigenen Kühnheit zu berauschen. Einsam standen sie im Gewitter der Schlacht, wenn der Tod als roter Ritter mit Flammenhufen durch wallende Nebel galoppierte.“

Das sind Stereotypen und Rollenangebote, die wir heute noch abarbeiten müssen, was ohne den fundierten Pazifismus kaum vorankäme. Hitler variierte jenes Motiv und forderte „seine“ Jugend so: „Flink wie Windhunde, zäh wie Leder, hart wie Kruppstahl“. Ohne pazifistische Bewegungen schon ab dem 19. Jahrhundert, ohne Teile der Frauenbewegungen und der Arbeiterbewegung wären diese Klischees immer noch weit wirkmächtiger als sie es heute sind. [Fortsetzung]

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